Nachträglich Personen in Bild montiert: MT beendet Zusammenarbeit mit freiem Mitarbeiter

Ganz so hat die Aufstellung nicht stattgefunden, zwei zum verabredeten Termin verhinderte Teilnehmer wurden "nachmontiert". Das hat die MT-Redaktion zur sofortigen Trennung von ihrem freien Mitarbeiter bewogen. Dokumentation/Bearbeitung: MT

Ganz so hat die Aufstellung nicht stattgefunden, zwei zum verabredeten Termin verhinderte Teilnehmer wurden “nachmontiert”. Das hat die MT-Redaktion zur sofortigen Trennung von ihrem freien Mitarbeiter bewogen. Dokumentation/Bearbeitung: MT

23 Petershäger Bürgerinnen und Bürgern stehen bildwirksam um ein Stop-Schild gruppiert, um gegen Pläne von Politik und Verwaltung zu protestieren, den Schiffsanleger Heisterholz umzugestalten. Mit diesem Foto bebilderte unserer freier Mitarbeiter D.M. einen Artikel  über eben diesen Protest, den das MT unter der Überschrift „Das Maß ist voll“ auf der Petershagen-Seite vom 9. Februar veröffentlichte.

Allerdings waren gar nicht alle 23 Abgebildete zum Zeitpunkt des Aufnahmetermins anwesend – zwei waren nach inzwischen vorliegender Aussage des Fotografen wegen einer Beerdigung verhindert, konnten erst kurze Zeit später und wollten aber gern noch aufs Foto drauf. Mit den Mitteln moderner Bildbearbeitung, so man sie beherrscht, kein Problem – jedenfalls dachte sich das der Mitarbeiter.

Für uns allerdings doch ein Problem, und zwar ein grundsätzliches: Symbol- oder bearbeitete Fotos sind als solche kenntlich zu machen, wenn man sich nicht dem Vorwurf der Bild- und damit letztlich der Lesermanipulation aussetzen will. Da ist nicht nur der für die MT-Redaktion verbindliche Pressekodex eindeutig, sondern auch unser journalistischer Anspruch. Allerdings war auch die Redaktion über diese Manipulation im Unklaren gelassen worden, auch sie wurde insofern getäuscht.

Die einschlägigen Bestimmungen des Pressekodex. Repro: MT

Die einschlägigen Bestimmungen des Pressekodex. Repro: MT

Am Samstagnachmittag erfuhr die Chefredaktion erstmals von entsprechenden Gerüchten, am Sonntag ergaben sich weitere Hinweise. Am Montagmorgen wurde deshalb ein Gespräch mit dem Mitarbeiter anberaumt. Als in diesem Gespräch der Sachverhalt bestätigt wurde, hat die Ressortleitung daraufhin mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit beendet.

Chefredakteur Christoph Pepper in einer Mail an Bürgermeister Dieter Blume und die drei Fraktionsvorsitzenden des Petershäger Stadtrates, die sich ebenfalls am Montagmorgen mit einer gemeinsamen Erklärung in Sachen „Anleger“ ans MT gewandt hatten (siehe Berichterstattung am 16.2.2016 auf der Seite Petershagen):  „Ich bedaure sehr, dass dieser Vorgang Zweifel an der Seriosität der MT-Berichterstattung wecken konnte. Die hier praktizierten journalistischen Formen widersprechen komplett unseren Prinzipien, auf deren Einhaltung wir großen Wert legen. Ich entschuldige mich dafür, dass sie den Weg ins Blatt finden konnten.“ Diese Bitte um Entschuldigung geht natürlich gleichfalls an alle Leserinnen und Leser.

Von Christoph Pepper, Chefredakteur 

5 thoughts on “Nachträglich Personen in Bild montiert: MT beendet Zusammenarbeit mit freiem Mitarbeiter

  1. Sarah B

    Der Sachverhalt als solcher ist sicher unstrittig (das geht einfach nicht) und die Kündigung daher wohl gerechtfertigt.
    Dennoch: ich habe selber schon als freie Mitarbeiterin gearbeitet (nicht beim MT und schon mehr als 10 Jahre her!) – mir wurde allerdings nicht erklärt, was journalistisch korrekt ist und was nicht. Als freie Mitarbeiterin wurde ich ohne Ausbildung oder Schulung eingesetzt. Mich würde daher interessieren, wie das MT das handhabt. Wurde der Mitarbeiter in dieser Hinsicht geschult und konnte daher wissen, dass er unrecht bzw. journalistisch mindestens fragwürdig handelt?! Oder handelte der Mitarbeiter möglicherweise unwissentlich und ohne Unrechtsbewusstsein? In diesem Fall hätte ich eine Abmahnung und Richtigstellung im Blatt besser gefunden – denn wie im Text angedeutet: die Zeitung wird an der Arbeit der Mitarbeiter gemessen – sie ist aber selber auch teilweise für diese verantwortlich.

  2. Niederbracht,Edwin

    Eine Aufklärung und Richtigstellung, wie jetzt geschehen hätte ausgereicht, zumal es auch erklärter
    Wille der wegen Verhinderung hinzugefügter Personen war, aufs Bild zu kommen.
    Soll hier ein unbequemer Berichterstatter mundtot gemacht werden?

  3. Burghardt Lübker

    Respekt! Zum einen für den Schritt, den sicher guten – weil auch mit allen technischen Mitteln vertrauten Mitarbeiter (“mit allen Wassern gewaschenen” wollte ich nicht sagen) – zu kündigen. Zum anderen für die bedingungslose Offenheit, diesen auch für das MT nicht gerade positiven Sachverhalt zu offenbaren.
    Gleichzeitig verbindet sich damit vermutlich auch die Hoffnung, andere potentielle Nachahmer von solchen Machenschaften abzuhalten. Außerdem wäre – bei so vielen Personen (“Mitwissern”) auf dem Bild eine Geheimhaltung schlicht unmöglich, so dass spätestens dann, nach deren Offenbarung, die Kündigung unausweichlich wäre.

    Dennoch verdient die bedingungslose Offenlegung des Sachverhaltes größten Respekt. Chapeau!

  4. Christoph M.

    Das MT ist wieder einmal unerträglich. Warum muss man DM nun derart an den Pranger stellen? Ganz einfach: Weil sich im MT-Cosmos alles nur um das MT dreht. Und Peppers Narzissmus natürlich. Das MT ist allen Zweifeln erhaben. Macht endlich eine gute Zeitung.

  5. alma.sien.luet

    Die knallharte Kündigung halte ich für angemessen. Bei einem journalistisch ausgebildeten Mitarbeiter eh, aber auch für einen Hobbyschreiber.
    Einem solchen kann man zugute halten, dass der Leser zwar getäuscht, aber nicht arglistig getäuscht wurde. Es geht um Schummelei.
    Aber es geht um Vertrauensmissbrauch. Der Verfasser hatte einen Auftrag des MT, über eine Protestveranstaltung zu berichten. Ein Zeitungsbericht hat wertfrei, sachangemessen, objektiv zu sein. Das ist eine Selbstverständlichkeit, für die m. E. keine spezielle Schulung seitens der Redaktion nötig ist.
    Diesen Auftrag hat er missachtet, als er der eitlen Bitte zweier Personen um Ablichtung nachkam. Private Interessen von irgendwem zu erfüllen war ihm wichtiger als seine Aufgabe?
    Damit hat er deutlich demonstriert, dass das MT ihm nicht vertrauen kann. –
    Wenn bei mir ein Handwerker mein Vertrrauen missbraucht, ordere ich den auch nie wieder …

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