MT startet Themenschwerpunkt zum Thema Lebensarbeitszeit

Wie lange wollen wir arbeiten? Wie lange müssen wir arbeiten? Wie lange dürfen wir arbeiten? Wie lange können wir überhaupt arbeiten? Auf alle diese Fragen, die jeder auch ganz persönlich für sich beantworten muss, hat der demografische Wandel Gegenfragen an die Gesellschaft parat.

Wie lange werden wir in Zukunft arbeiten? Das MT beginnt heute mit einem umfangreichen Themenschwerpunkt. Foto: DPA

An die Stabilität und Tragfähigkeit der sozialen Sicherungs- systeme, zum Beispiel. Immer weniger Beitrags- zahler, die für immer mehr und immer länger lebende Versor-gungsempfänger aufkommen müssen – da sind Verteilungskonflikte gerade in der Wohlstands- gesellschaft programmiert. Selbst vorzusorgen fürs Alter, wird wichtiger denn je. Doch nicht jede Erwerbsbiographie bietet dafür Einkommensspielraum – und nicht jede persönliche Verantwortlichkeit wird im Wettbewerb der Konsumwünsche von heute auch rechtzeitig erkannt.

Fragen gehen auch an die Medizin. Sie ermöglicht immer längere Lebensspannen. Gleichzeitig stellt sie immer bessere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung für die mit höherem Alter irgendwann dann doch so gut wie zwangsläufig eintretenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Dies birgt – und immer öfter nicht erst ganz am Ende des Lebens – ethische Konflikte, die viele Beteiligten zu überfordern drohen.

Vor allem aber ist die Gesellschaft als Ganzes stärker denn je gefordert, sich ihrem eigenen Alterungsprozess zu stellen. Noch hat sie gar nicht begriffen, was dieser für sie bedeutet. Sicher, die wirtschaftlichen Folgen werden diskutiert und zu politischen Problemen. Die allerdings arbeitet man gern gern nach den üblichen Verhaltensmustern ab, also kurzfristig orientiert. Vor allem folgt die Politik dabei den ebenso üblichen Konfliktlinien, womit wir wieder bei der Verteilungsfrage wären.

Eine – vermutlich – vorläufige Antwort ist die bereits beschlossene “Rente mit 67”. Dass sie gleichzeitig viele Fragen offen lässt und manche gar nicht erst stellt, wird zunehmend deutlich. Doch noch ist der notwendige Erkenntnisprozess erkennbar langsamer als das Tempo des demografischen Wandels.

Das Mindener Tageblatt beginnt heute einen Themenschwerpunkt “Arbeiten bis. . . ???”. Darin wird sich die Redaktion ressortübergreifend mit unterschiedlichsten Aspekten längerer Lebensarbeitszeit beschäftigen.  Den Auftakt macht ein Bericht über Gerhard Schmidt (88), der immer noch als Chef seiner Spedition in Minden arbeitet und sich keinen Ruhestand in einem südlichen Rentnerparadies vorstellen kann. Zugleich informiert eine Themenseite über die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe. In den kommenden Tagen und Wochen sollen zahlreiche weitere Berichte erscheinen, die auch unter einem entsprechenden Themenschwerpunkt auf MT Online gesammelt zum Abruf bereit stehen werden.

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