Kult-Cocktail “Kullerpfirsich” nutzt die Physik für Partygag

Und er bewegt sich doch …

Ursprünglich sollten an dieser Stelle “Fliegenpilze” verewigt werden. Aber eine Kalorienbombe wie diese Tomaten voller Fleischsalat mit Mayonnaisepunkten auf dem abgeschnittenen Deckel will doch heute keiner mehr essen.

Also ist stattdessen ein Kult-Cocktail dran. Der allerdings ist auch nicht ohne.

“Kullerpfirsich” – das klingt schon nach Riesen-Partyspaß. “Kullern” suggeriert so eine gewisse Leichtigkeit und Losgelöstheit, kindlich-spielerisches Vergnügen, und “Pfirsich” ist für viele doch schlichtweg der Inbegriff köstlichen Fruchtgenusses.

Wer aber auf die Idee gekommen ist, so einen unschuldigen Pfirsich, der sich ja schon solo nur selten elegant essen lässt, rundherum einzustechen, in ein bauchiges Glas zu legen und mit Sekt und Pfirsichlikör aufzufüllen, hat wahrscheinlich eher an Bikinipartys rund um die Hollywoodschaukel gedacht als an festliche Weihnachtscocktails. Denn unfallfrei genießen lässt sich das Getränk leider definitiv nicht.

Solange das Glas einigermaßen voll ist, lässt sich noch gut am Cocktail nippen. Mit sinkendem Flüssigkeitspegel folgt die Frucht dann aber irgendwann der Schwerkraft und schwappt im Glas umher. Wohl beraten ist der Kullerpfirsich-Genießer darum, den Kippwinkel des Glases stets gut im Auge zu halten …

Mit dem Cocktail zu servieren sind Tellerchen, Gabel und Messer. Auf das Tellerchen muss irgendwann der tropfende Pfirsich bugsiert und dort elegant zerlegt und gegessen werden. Also – es gibt bestimmt einfachere Arten, Pfirsich zu sich zu nehmen, und bequemere Methoden, Sekt oder Champagner zu trinken.

Dafür aber ist der Kuller-Effekt unvergleichlich. Macht man nämlich alles richtig, dreht sich die Frucht im Glas – teilweise auch mit Richtungswechseln. Und während der Erfinder dieses Getränks, das in den 60ern und 70ern sehr beliebt war, unbekannt bleibt, gibt es doch Fans, die sich auch heute noch ausführlich mit der physikalischen Erklärung des Phänomens befassen.

Und die geht so: Im Sekt ist Kohlendioxid gelöst, das raus will – je wärmer der Sekt ist, desto schneller. Diese Bläschen entstehen an der Glaswand und auf Fremdkörpern. An den Härchen der Pfirsichhaut sind kleinste Luftblasen gefangen – hier lagert sich das Kohlendioxid besonders stark an.

Ins Kullern kommt der Pfirsich, wenn sich zufällig auf einer Seite mehr Bläschen bilden als an anderen Stellen. Hier entsteht Auftrieb, die Bläschen steigen hoch und zerplatzen dann an der Luft. An anderen Stellen entstehen dann wieder neue Bläschen – und so kommt die Frucht ins Trudeln.

Himbeeren wandern übrigens auch durch Sektgläser. Mit dem Drehen haben sie es allerdings nicht so, dazu sind sie nicht rund genug. Dafür sind sie deutlich besser als Pfirsiche mit einem Löffel aus dem Glas zu fischen.

Monika Jäger, Lokalredaktion

Zutaten

Ein reifer Pfirsich Ein bauchiges Glas Eiskalter Sekt Ggf. Pfirsichlikör

Zubereitung

Pfirsich mit einem Tuch sanft abputzen. Mit einer Gabel 30- bis 40-mal rundherum tief einstechen (bis zum Kern). Der Pfirsich muss trocken sein.

Pfirsich ins Glas legen (Frucht braucht Bewegungsfreiheit), er sollte sich in dem Glas noch frei bewegen können. Auch das Glas muss gut abgetrocknet sein.

Eiskalten Sekt (ggf. vorher Pfirsich mit Pfirsichlikör begießen) über den Pfirsich gießen. Sofort servieren.

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