Glaubwürdigkeit der Medien: Jeder Fünfte hält den “Lügenpresse”-Vorwurf für zutreffend – Dreiviertel allerdings nicht

Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) demonstrieren 2015 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) gegen die deutsche Asylpolitik. Foto: Bernd Wüstneck/dpa (Archiv)

Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) demonstrieren 2015 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) gegen die deutsche Asylpolitik. Foto: Bernd Wüstneck/dpa (Archiv)

Jeder fünfte Deutsche (20 Prozent) hält den Begriff «Lügenpresse» im Zusammenhang mit Medien für richtig. Dreiviertel (75 Prozent) sehen das dagegen nicht so. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung zur Glaubwürdigkeit der Medien von infratest dimap im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR), die der Sender am Montag veröffentlicht hat.

Im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr davor (November 2015), als die Daten zum ersten Mal erhoben wurden, gab es dabei wenig Veränderungen. Die Gruppe derjenigen, die den «Lügenpresse»-Vorwurf nicht teilt, hat 3 Prozent zugelegt, die derjenigen, die gegenteiliger Ansicht sind, ist gleich groß geblieben. Die Frage, ob sie die Informationen in deutschen Medien alles in allem für glaubwürdig hielten, bejahen 57 Prozent (+5 Prozent). Ausdrücklich anderer Ansicht waren 37 Prozent (-5). Bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit gibt es große Unterschiede nach Parteipräferenz der Befragten, wie die folgende Statista-Grafik zeigt:
Infografik: AFD-Wähler glauben den Medien nicht | Statista
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Dass die Politik den Medien Vorgaben zur Berichterstattung mache, glauben 42 Prozent, 54 Prozent sehen das nicht so. Beide Werte sind unverändert. Dass es solche Vorgaben gebe, glauben 25 Prozent der Befragten mit Blick auf das Fernsehen im Allgemeinen, 23 Prozent für Zeitungen, Zeitschriften, 12 Prozent für öffentlich-rechtliche Fernsehsender. Dagegen vermuten das nur 6 Prozent für das Internet, 5 Prozent fürs Radio im Allgemeinen, 4 Prozent für private Fernsehsender und 2 Prozent für private Rundfunksender.

Gefragt nach der Glaubwürdigkeit von Einrichtungen und Organisationen schneiden Medien nach wie vor vergleichsweise gut ab: So gaben 61 Prozent (unverändert) an, großes, beziehungsweise sehr großes Vertrauen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben. Nur das Bundesverfassungsgericht (69 Prozent), die Verbraucherzentrale (70), Stiftung Warentest (72) und die Polizei (88 Prozent) bewerten die Deutschen in dieser Hinsicht noch besser. Tageszeitungen kommen laut der Umfrage auf 47 Prozent und landen damit vor dem Bundestag (41) oder den Gewerkschaften (40 Prozent).

Bei den einzelnen Mediengattungen gibt es allerdings deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung: Das öffentlich-rechtliche Radio halten 74 Prozent (-3 Prozent) für glaubwürdig, das öffentlich-rechtliche Fernsehen 72 Prozent (+1), Bei Tageszeitungen liegt der Wert unverändert bei 65 Prozent. Das Privatradio landet mit 35 Prozent (-10 Prozent) dahinter. Das Internet bewerten 27 Prozent (-3 Prozent) als glaubwürdig, soziale Medien wie Facebook und Twitter im Besonderen nur 8 Prozent – nach ihnen wurde 2016 erstmals gefragt.

Als Informationsquelle zu politischen Themen schätzen die Befragten vor allem das öffentlich-rechtliche Fernsehen (34 Prozent) und die Tageszeitungen (26 Prozent). Das Internet im Allgemeinen gaben 16 Prozent an, das öffentlich-rechtliche Radio (9 Prozent), soziale Medien und Netzwerke 3 Prozent.

Quelle: DPA

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