„Es geht um Freude“ – Leiter Rüdiger Konrad will das Programm der Musikschule ausbauen (#200in365, No.95)

Rüdiger Konrad leitet die Portaner Musikschule und unterrichtet selbst die Instrumente Trompete und Posaune. MT-Foto: Piel

Knapp 800 Schülerinnen und Schüler hat die Musikschule Porta Westfalica. Leiter Rüdiger Konrad steht seit sieben Jahren einem Kollegium von sechs Angestellten und 18 Honorarkräften vor. Er ist froh, dass das Interesse an musikalischem Unterricht ungebrochen ist. Der Lehrer für Trompete und Posaune will aber zunehmend auch neue Schülergruppen erschließen.

Liegt es noch im Trend, ein Instrument zu lernen?

Am Interesse hat sich nichts geändert. Viele Eltern wissen, dass es nicht nur darum geht, ein Instrument zu erlernen, sondern dass musikalischer Unterricht auch viele andere Dinge positiv beeinflusst, etwa die Merkfähigkeit oder das Durchhaltevermögen.

Aber ohne Spaß geht doch nichts, oder?

Spaß ist mir zu oberflächlich. Es geht eher um Freude. Die entsteht durch Erfolge und die Erfolge sind ein Ergebnis von Arbeit. Es geht also um einen Prozess, nicht um schnell, schnell. Die digitale Welt gibt viel vor – mit einem Knopfdruck ist alles da. Für die Kreativität ist das kontraproduktiv. Der Musikunterricht setzt andere Akzente. Dafür ist die Begeisterung des Lehrenden sehr wichtig. Mit merklich schlechter Laune in den Unterricht zu gehen, das funktioniert nicht.

Welches Instrument ist eigentlich das beliebteste?

Das Klavier ist ungebrochen stark nachgefragt, auch Geige geht gut. Alles andere bewegt sich gleichmäßig auf einem Niveau.

Sie haben sicher viele Kinder und Jugendliche als Schüler. Reicht Ihnen das?

Das ist durchaus ein großes Thema. Bisher gibt es nur wenige erwachsene Musikschüler. Mein Ziel ist eine Schule, die Angebote für alle Altersgruppen macht – vom Baby bis zum Senior. Es ist aber gar nicht so einfach, das Spektrum zu erweitern. Angebote für Eltern mit kleinen Kindern haben wir, da geht es eher um das Musikerleben. Den Bereich der Senioren möchte ich gerne ausbauen.

Warum?

Weil Menschen ab 65 Jahren Zeit haben und womöglich auch Lust, sich wieder oder zum ersten Mal mit einem Instrument zu beschäftigen. Es gibt Studien, die belegen, dass die Gehirne von Musizierenden rund fünf Jahre jünger sind als die Gehirne von Nichtmusizierenden. Musizieren hält fit, es ist gut für die Beweglichkeit und Motorik. An dem Punkt möchte ich gerne ansetzen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn es braucht ein stimmiges Format. Ich stelle mir eine elementare Musikerziehung für Erwachsene vor und eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Instrumenten.

Wie steht es um die Finanzierung?

Etwas mehr als 50 Prozent unserer Kosten spielen wir durch Beiträge ein. Dieser Deckungsgrad ist leicht überdurchschnittlich. Ich bin dankbar, dass die Politik immer hinter uns gestanden und unsere Existenz nie infrage gestellt hat. Auch nicht in Zeiten, als der Spardruck groß gewesen ist.

Sie haben der Kunstbildung eine Tür geöffnet. Wieso?

Wir haben Kunstkurse in unser Programm integriert, weil Aspekte wie Malen, Zeichnen, Fotografie, Steinbildhauerei oder eine Theaterwerkstatt gut zur musikalischen Bildung passen. Wir wollen uns solchen neuen Formen öffnen, ohne das Bewährte vom Tisch zu fegen. Die Kunstkurse nehmen Kinder und Erwachsene übrigens gleichermaßen gut an.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

One thought on “„Es geht um Freude“ – Leiter Rüdiger Konrad will das Programm der Musikschule ausbauen (#200in365, No.95)

  1. Mechthild Fuchs

    Vielen Dank ! Sehr interessant ! Ich studierte einst mit Rüdiger Konrad in Detmold, als erste Frau dort Posaune, blase immer noch, mit 62 Jahren….
    Liebe Grüsse

    Mechthild Fuchs

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