Das MT und der Mindestlohn: Wie sich die Neuregelung auf die Zeitungszusteller auswirkt

Auch der Verlag des Mindener Tageblatts ist bei einem Teil der Zeitungszusteller von der neuen Mindestlohnregelung betroffen. Foto: MT

Auch der Verlag des Mindener Tageblatts ist bei einem Teil der Zeitungszusteller von der neuen Mindestlohnregelung betroffen. Foto: MT

Alle reden vom Mindestlohn, wir auch: Für den Verlag des Mindener Tageblatts bedeutet die Mindestlohnregelung vor allem organisatorisch eine gewaltige Umstellung. Weil fast alle Zusteller – so gut wie immer in Teilzeitbeschäftigung – auch Postsendungen, Werbung und Anzeigenblätter austragen, greift die zweijährige Übergangsregelung, die der Bundesverband der Zeitungsverleger mit dem Arbeitsministerium für reine Zeitungsausträger gehandelt hat, hier nicht. Der Verlag J.C.C. Bruns zahlt den Mindestlohn ab sofort.

Allerdings wurden die Zusteller (für viele ein Neben- oder Zweitjob) bisher nach Stückzahl und Wegstrecke entlohnt – jetzt muss aufwendig für jeden Bezirk der Zeitbedarf ermittelt werden, um die Vergütung auf Stundenbasis berechnen zu können. „Der Verwaltungsaufwand ist enorm“, sagt Vertriebsleiter Oliver Geissler.

Zwar ist die Branche von der Pflicht befreit, die tatsächliche Arbeitszeit in jedem Einzelfall zu dokumentieren. Allerdings muss detailliert nachgewiesen werden, dass die Arbeitszeit realistisch und für den Arbeitnehmer transparent kalkuliert wurde – keine einfache Aufgabe bei den unzähligen Variablen, die dabei eine Rolle spielen (zum Beispiel Wahl des Verkehrsmittels, geographische Besonderheiten, Art der Bebauung, Menge und Umfang des Zustellgutes).

Profitieren werden nach Auskunft der Geschäftsführung davon letztlich rund ein Drittel der Zusteller: Sie kamen mit ihrer Tour, rechnet man die genannten Faktoren um, bisher auf weniger als 8,50 Euro in der Stunde. Der Rest der Zusteller erzielte nach Umrechnung ohnehin – teils deutlich – über der Mindestlohngrenze liegende Zeitvergütungen. Gleichwohl ist die finanzielle Mehr-Belastung für das Unternehmen erheblich. Verlagsleiter Carsten Lohmann rechnet mit “deutlich sechsstelligen Mehrkosten”.

Von Nadine Conti, Lokalredaktion 

(ergänzter Auszug aus dem Artikel “Angespanntes Abwarten nach Mindestlohn-Einführung”, MT vom 10.1.2015)

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