Vertriebsgeschäft für Zeitungsverlage immer wichtiger – MT entwickelt sich branchenkonform

Die 379 deutschen Zeitungen haben 2011 einen Gesamtumsatz von 8,51 Milliarden Euro erwirtschaftet. Während das Anzeigengeschäft rund 2,2 Prozent abnahm, legten die Vertriebserlöse um 1,7 Prozent zu.

Das teilte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) jetzt auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin mit. Jörg Laskowski, BDZ-Geschäftsführer Verlagswirtschaft: „Das Vertriebsgeschäft wird für die Verlage immer wichtiger“. Über alle Zeitungsgattungen hinweg macht es inzwischen 55 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

In Deutschland gibt es laut BDZV 347 Tageszeitungen, 26 Wochenzeitungen und 6 Sonntagszeitungen mit einer Auflage von rund 24 Millionen Exemplaren. Diese vereinen 1.509 redaktionelle Ausgaben. Neben den Printtiteln unterhalten die deutschen Zeitungen 661 redaktionelle Online-Angebote, die von mehr als der Hälfte der deutschen Internetnutzer regelmäßig besucht werden. Link zur deutschen Zeitungslandschaft am Ende des Artikels. Repro: MT

Den Löwenanteil erwirtschafteten die Tageszeitungen mit 8 Milliarden Euro Umsatz, der Rest entfiel auf Wochen- und Sonntagszeitungen. Dem um 2,2 Prozent rückläufigen Anzeigengeschäftbei den Tageszeitungen stand eine Steigerung der Vertriebsumsätze um 1,6 Prozent gegenüber. Bei den Wochen- und Sonntagszeitungen wuchsen die Vertriebserlöse um 3,1 Prozent, während die Anzeigen- und Beilagenumsätze um 1,9 Prozent zurückgingen.

Die lokalen und regionalen Tageszeitungen entwickelten sich stabil. Zwar hatten auch sie Rückgange bei der Auflage zu verzeichnen – sie sank bundesweit im Schnitt um 2,0 Prozent – sowie Einbußen von 1,3 Prozent (Westdeutschland) beziehunsgweise 4,5 Prozent (Ostdeutschland)  bei Anzeigen und Beilagen hinnehmen müssen. Dies konnten sie jedoch durch eine Steigerung der Vertriebserlöse um 2,3 Prozent (West) beziehungsweise 2 Prozent (Ost)  nahezu ausgleichen.

Äußerst volatiler Werbemarkt

Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen rechnet die Branche für 2012 mit einem ähnlichen Ergebnis wie im Vorjahr. Die Lage im Werbemarkt sei äußerst volatil. Dies habe nicht nur konjunkturelle Gründe; zusätzlich träfe eine verunsicherte Mediaplanung auf den Wettbewerb klassischer Werbemedien mit einer Vielzahl neuer digitaler Werbeträger.
Insgesamt wurden 2011 in Deutschland von 360 Verlagen mehr als 23 Millionen Zeitungen verkauft, 13,2 Millionen davon als lokale und regionale Abonnementzeitungen.

Für die gewinnt dabei auch das digitale Geschäft zunehmend Bedeutung. So wurden 2011 erscheinungstäglich inzwischen 180 000 E-Paper-Exemplare verkauft, ein Zuwachs von 33 Prozent. Gleichzeitig stellen die Zeitungen gemeinsam das reichweitenstärkste Angebot im deutschen Netz. Fast 40 Prozent der Menschen über 14 Jahre seien Ende 2011 auf Verlagswebsites unterwegs gewesen, teilte BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff mit, bei den 14- bis 29-jährigen sogar 62,2 Prozent. Gedruckte Zeitungen wiederum erreichen erscheinungstäglich 72,4 Prozent der Bürger über 14 Jahre. „Zeitungsmarken funktionieren auf allen Kanälen“, so Wolffs Fazit.

Digital ist die Branche noch auf der Suche nach einem tragfähigen Geschäftsmodell, ergänzte Multimedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Fuhrmann. Immer mehr Zeitungen führen inzwischen Bezahlmodelle für ihre Internetseiten ein. Intensiv wird auch an Apps für Smartphones und Tablet-Computer gearbeitet, denen man große Bedeutung für die weitere Entwicklung beimisst.

MT erzielt 2011 ein Umsatzwachstum von 2,1 Prozent

Das Verbreitungsgebiet von Mindener Tageblatt und Vlothoer Anzeiger. Repro: MT

Das Mindener Tageblatt hat sich im Jahr 2011 mehr oder weniger branchenkonform entwickelt. Laut Verlagsgeschäftsführer Carsten Lohmann erwirtschaftete der Zeitungsverlag mit MT und Vlothoer Anzeiger 2011 einen Umsatz von 20,1 Millionen Euro, das entsprach einem Zuwachs von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Verhältnis von 54 Prozent Anzeigen- und Beilagenerlösen zu 46 Prozent Vertriebserlösen blieb dabei konstant.

Die verbreitete Auflage des gedruckten Mindener Tageblatts sank im Jahresmittel 2011 um 2,1 Prozent auf 34 448 Exemplare, die des Vlothoer Anzeigers um 3,3 Prozent auf 1661. Im Gegensatz dazu stieg die Auflage des E-Papers: beim MT um 15,5 Prozent auf 810 Exemplare, beim VA um 8 Prozent auf 37. Gleichzeitig verzeichnete das Internetangebot MT-Online einen weiteren kräftigen Besucherzuwachs von 26,3 Prozent auf 16 225 Besucher pro Tag.

Entwicklung in den digitalen Märkten

„Erfreulicherweise profitieren die Zeitungen vom Wachstum im Online-Werbemarkt“, erklärte der Leiter des Geschäftsbereichs Kommunikation + Multimedia, Hans-Joachim Fuhrmann, auf der BDZV-Jahrespressekonferenz in Berlin. Aufgrund ihrer hohen Reichweite und der Markenstärke seien Zeitungswebsites attraktive Werbeträger. Mit der OMS Online Marketing Service – der Zusammenschluss der Regionalzeitungen zur nationalen Online-Vermarktung – sowie der Axel Springer Media Impact seien zwei Unternehmen der Verlagsbranche unter den Top Ten der Online-Vermarkter in Deutschland.

Gleichwohl sei sich die Branche einig, dass der Erfolg bei der Online-Reichweite nur dann auch zu einem wirtschaftlichen Erfolg werde, wenn für Internetinhalte bezahlt werde. Rund 20 Zeitungstitel hätten bereits Bezahlsysteme eingeführt, ebenso viele würden noch in diesem Jahr folgen. Optimistisch stimme die Tatsache, dass die Nutzer bereit seien, für Inhalte zu zahlen, die exklusiv seien oder einen anderen Mehrwert böten.

Neben den Websites arbeiteten die Verlage weiter intensiv an Apps für Smartphones und Tablets. Mittlerweile gebe es rund 330 Apps, davon würden 240 verkauft. Die Apps für Tablets seien fast alle kostenpflichtig. Die meisten Angebote seien stark an den klassischen Zeitungsinhalten orientiert, was dem Bedürfnis der meisten Nutzer entspreche. Weiteres Potenzial sähen die Verlage in der Entwicklung von Apps zu Themenschwerpunkten (z.B. Freizeit, Gesundheit, Sport/Fußball-Bundesliga, Kultur).

„Die Verbreitung von mobilen Inhalten der Verlage wird in den nächsten Jahren noch enorm zunehmen“, sagte Fuhrmann. Dabei sei die weitere Marktdurchdringung von Tablets Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der Verlage beim Verkauf von Apps. Wenn sich bis Ende des Jahres die Zahl der Tablets in Deutschland tatsächlich fast verdoppele (Quelle: Initiative D21) und jeder Siebte über 14 Jahre ein solches Gerät nutze, eröffne dies auch für die Verlage zusätzliche Chancen.

Quelle: BDZV-Pressemitteilung, Eigenbericht

Die deutsche Zeitungslandschaft

Aktuelle Entwicklung von MT-Online im ersten Halbjahr 2012:

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