Eine Reise zu Europas letzter Diktatur: Erinnerungskultur und Holocaust in Weißrussland

Europas letzte Diktatur, ein Präsident in der fünften Amtszeit und ein Land, das die Todesstrafe praktiziert. Klingt alles nicht so toll – das dachte ich vor meinem fünftägigen Besuch in Weißrussland auch. Und wurde, wie das manchmal kommt, eines Besseren belehrt.

Für das Projekt „Oral History“ reiste ich mit zwei anderen Journalisten nach Minsk. Wir wollten mehr über den dortigen Umgang mit der Geschichte erfahren. Was man wissen muss: Die Nazis löschten nahezu die ganze jüdische Bevölkerung in Weißrussland aus.

Wir kamen in Kontakt mit Historikern, Nichtregierungsorganisationen und Freiwilligen, die sich für die Erinnerungskultur einsetzen. Menschen, die zum Beispiel ehrenamtlich Friedhöfe pflegen, Gebäude wie zerstörte Kirchen wiederaufbauen oder Zeitzeugengespräche aufnehmen und archivieren. Eine 91-jährige Zeitzeugin, eine „Ostarbeiterin“, erzählte uns, wie sie von den Nazis gezwungen wurde in Deutschland zu arbeiten.

Minsk ist eine Metropole mit zwei Millionen Einwohnern – dort pulsiert das Leben. Und dennoch ist alles aufgeräumt und ordentlich. Die Menschen freundlich und höflich, weniger gestresst als zum Beispiel in Moskau, wo alle komplett unter Strom sind. Wir waren auch abseits von Minsk unterwegs in Orten wie Mir, Turec oder Nawahrudak. Die kannte ich vorher nicht. Und dort läuft das Leben ganz anders ab, provinzieller: Manche Bauern pflügen ihre Felder dort mit Pferden, geheizt wird mit Holz.

Die Stiftung EVZ (Erinnerung, Verantwortung und Zukunft) hat unsere Reise gefördert. Mein Artikel zum Thema „Erinnerungskultur in Weißrussland“ und eine Fotostrecke dazu findet sich hier.

Von Ilja Regier

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