Daily Archives: 12. Februar 2019

MT-Interview: Noureddine Boulouh wurde teils belächelt, teils angefeindet. Seine deutscharabische Zeitung erscheint zum fünften Mal – und hat eine feste Leserschaft (#200in365, No. 119)

Noureddine Boulouh stammt aus Marokko. Er lebt seit 18 Jahren in Deutschland und schreibt
gerade an seiner Doktorarbeit. Foto: Benjamin Piel

Eine deutsch-arabische Zeitung? In Minden? Als Noureddine Boulouh das Projekt 2016 startete, war nicht jedem klar, was das sollte. Im Internet schrieben rechte Netzwerke von „Unterwerfung statt Integration“. Doch das ist gerade nicht, was der Arabischlehrer, Dolmetscher und Übersetzer, der gerade seine Doktorarbeit in Islamwissenschaft schreibt, will. Der Mann aus Marokko, der seit 18 Jahren in Deutschland lebt und 2014 für einen Lehrauftrag an vier Schulen nach Minden kam, möchte Flüchtlingen mit der „Minden Zeitung“ das Leben in der Region näherbringen. Deutsche Texte und ihre Übersetzung ins Arabische stehen direkt nebeneinander. Immer geht es um Neuigkeiten, die für Migranten wie für Mindener relevant sind. Die Zeitung liegt an Orten wie der Volkshochschule, in Moscheen, Kirchen und bei Flüchtlingshilfen aus. Der Verlag J.C.C. Bruns, der das Mindener Tageblatt herausgibt, unterstützt und druckt die Zeitung, die es als eBook auch hier gibt.

Wie sind Sie darauf gekommen, eine deutsch-arabische Zeitung an den Start zu bringen?

Weil es mir Spaß macht. Zusammen mit meinem Bruder habe ich 2012 die erste arabische Zeitung dieser Art in Deutschland ins Leben gerufen. Hier in Minden mache ich alles alleine. Das ist viel Arbeit. Mir ist eine gründliche und korrekte Übersetzung ins Arabische wichtig und dafür brauche ich lange. Redewendungen wie „ins Gras beißen“ oder „den Löffel abgeben“ zu übersetzen, ist gar nicht so einfach.

Was ist Ihr Ziel?

Ich möchte Migranten das Leben in Minden und Deutschland zeigen. Die Inhalte sollen motivierend sein, nicht destruktiv. Die Zeitung soll eine Plattform schaffen für die Kraft des Positiven. Flüchtlinge sollen etwas von dem mitbekommen, was in Minden passiert. Sie sollen wissen, was hier los ist und auch, was über sie gesagt wird. Die arabischen Leute in der Region kennen die Zeitung alle. Sie fragen mich immer, wann die nächste Ausgabe erscheint. Würde ich irgendwann merken, dass das nicht mehr so ist, würde ich aufhören. Mein größter Erfolg ist, wenn ich Leute in der Stadt sehe, die die Zeitung lesen.

Wie erleben Sie die Stimmung in Deutschland gegenüber Flüchtlingen?

Anfangs war da sehr viel Einsatz. Das war sehr schön. Vor allem nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln hat sich die Stimmung verändert. Es sind inzwischen weniger, die mit Flüchtlingen arbeiten und selbst einige der engagiertesten Flüchtlingshelfer haben inzwischen Zweifel, weil sie von kriminellen Flüchtlingen hören. Es gibt viele Ängste, aber zum Glück gibt es auch noch das Gute.

Warum lassen Sie deutsche und arabische Texte nebeneinander abdrucken?

Damit jeder die Texte lesen und verstehen kann. So kann auch jeder sehen, dass die Zeitung nicht religiös oder parteipolitisch ist. Ich überlege viel, was die Leute interessieren könnte. Vor allem möchte ich Aktivitäten, die es hier gibt, ins Licht rücken. Denn viele Flüchtlinge hassen die Sonntage, wenn nichts los ist, alle Geschäfte geschlossen sind, die Arbeit ruht und keine Schule ist. Da möchte ich zeigen, welche Möglichkeiten es hier gibt.

Es gibt den Vorwurf, eine Zeitung in arabischer Sprache sei das Gegenteil von Integration. Was sagen Sie zu solchen Vorhaltungen?

Die Zeitung fördert das Erlernen der deutschen Sprache. Es ist sehr wichtig, dass Flüchtlinge sich die deutsche Sprache erarbeiten. Die Leute können erst den deutschen Text lesen und dann den arabischen, um zu testen, was sie verstanden haben und was nicht. Das fördert das Lernen. Niemand, der Deutschanfänger ist, ist in der Lage, etwas sprachlich so Komplexes wie das MT zu lesen. Das wäre schön, aber es ist leider unmöglich. Die Realität ist, dass Flüchtlinge zu Hause sitzen und keine Chance haben, etwas auf Deutsch zu lesen. Bei der „Minden Zeitung“ ist das anders. Mein Ziel ist Integration durch Bildung. Allerdings: Wenn es um Integration geht, dann muss man sehr genau definieren, was damit gemeint ist.

Wie meinen Sie das?

Integration ist kein ganz unproblematischer Begriff – je nachdem, was damit gemeint ist. Bin ich nur integriert, wenn ich an meinem Geburtstag Sekt trinke, weil Deutsche das auch tun? Nein. Als Moslem trinke ich keinen Alkohol. Um solche Äußerlichkeiten geht es nicht. Es geht darum, mit ganzem Herzen hier zu sein, freundlich mit den Menschen zu sein, Kontakte zu haben, zu akzeptieren, dass man jetzt hier ist. So definiere ich Integration.

Welche Themen behandeln Sie in der neuen Ausgabe?

Beispielsweise Vandalismus gegen Kirchen, einen Vergleich zwischen der Erziehung von Kindern in Deutschland und in arabischen Ländern und die Verleihung des Bürgerpreises.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

MT sucht skurrile WLAN-Namen – „FuerDieSchnorrer“ und „Obi Wlan Kenobi“

„FuerDieSchnorrer“ ist nur eines von vielen Beispielen lustiger WLAN-Namen in Minden. MT-Foto: Schwemling

„Obi Wlan Kenobi“, „Ibims1Wlan“ oder „FuerDieSchnorrer“ – ein kurzer Spaziergang durch die Mindener Innenstadt reicht bereits aus, um auf zahlreiche witzige, außergewöhnliche, aber auch reichlich irritierende Namen für WLAN-Netze zu stoßen.

Damit liegen die Mindener voll im Trend. Denn nicht nur hier, sondern überall auf der Welt werden die voreingestellten Bezeichnungen für das WLAN-Netzwerk schnell geändert. Manchmal einfach nur aus praktischer Natur: Wenn der Nachbar den gleichen Router verwendet, kommt es beispielsweise schnell zu Verwirrungen. Viele Leute machen sich allerdings auch einen Spaß und beweisen große Kreativität.

Das MT begibt sich auf die Suche nach den witzigsten Netzwerknamen und will diese in einer Karte darstellen. Dabei ist die Redaktion auf die Hilfe der Leser angewiesen. Senden Sie uns die Netzwerknamen in Ihrer Umgebung oder machen Sie einen Screenshot von Ihrem Handy, indem Sie die WLAN-Einstellungen aufrufen. Die Namen nimmt die Redaktion per E-Mail an Online@MT.de oder als Nachricht in den sozialen Netzwerken entgegen. Für die Auswertung wird der ungefähre Standort, also am besten die Adresse, an der sich das Netzwerk befindet, benötigt. Die exakten Adressen werden in der Karte nicht veröffentlicht.

Große Aufgaben zwischen Siek und Brink – MT-Stadtmagazin “Porta extra” erscheint

GrafiK: MT

Die Bezeichnungen Siek und Brink tauchen in mehreren Hausberger Straßennamen auf – eindeutige Zeichen für die zahlreichen Schräglagen im Ort. Dass der Straßenbau aufgrund der topographischen Verhältnisse schon immer eine große Herausforderung im beschaulichen Hausberge war, beschreibt die Titelgeschichte im aktuellen Porta extra.

Wie kam eigentlich der Jakobsberg zu seinem Namen? Mit einer spontanen Antwort täten sich bestimmt viele schwer. Die extra-Februarausgabe widmet sich dieser Frage.

Auch die andere Weserseite hat ihre Besonderheiten. Die Attraktionen Barkhausens werden auf einer überarbeiteten Homepage veranschaulicht. Dabei ist die Mitarbeit der Bevölkerung ausdrücklich willkommen, wie die Initiatoren im MT-Stadtmagazin erläutern. Auch der Blick auf weitere Orte wie Nammen, Eisbergen oder Vennebeck kommt nicht zu kurz.

Ein extra-Klassiker ist die plattdeutsche Geschichte. Sie zählt ebenso zum gewohnten Programm wie Terminübersicht, Apotheken-Notdienste und (Foto-)Rätsel.

MT-Leser erhalten das Stadtmagazin heute zusammen mit der Zeitung. Den restlichen Haushalten in Porta Westfalica wird Porta extra zugestellt. Es liegt außerdem in Geschäften aus und ist in der MT-Geschäftsstelle erhältlich.

Das Magazin können Sie auch über MT.de aufrufen, zudem steht es im MT-ePaper zur Verfügung.

Von Dirk Haunhorst, Lokalredaktion