Daily Archives: 27. Januar 2019

Drei Fragen an … Erika Best-Haseloh von der Mindener „Gruppe 60plus“ „Das Programm soll auf andere Gedanken bringen“, (#200in365, No.110)

Erika Best-Haseloh möchte Senioren helfen, ihr Leben spannend zu gestalten.

Rentner können zum Starrsinn neigen – wenn’s schlecht läuft. Dagegen will Erika Best-Haseloh (68) etwas tun. Sie organisiert die „Gruppe 60plus“ der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Minden. Die gelernte Bankkauffrau hat selbst ein Rezept für ein erfülltes Leben: immer mal was Neues probieren.

Warum nennen Sie Ihre Gruppe nicht Seniorentreff?

Früher redete man davon, dass Menschen ihren Lebensabend verbringen. Aber so ist das längst nicht mehr. Diese Leute treten sehr bewusst in einen neuen Lebensabschnitt ein und viele können sich mit dem Begriff Senior nicht identifizieren. So ein Name schreckt ab.

Was sollte eine Gruppe für ältere Menschen bieten?

Es ist wichtig, Anregungen zu geben, um bewusster zu leben, zu lieben und zu glauben. Es geht nicht um abstrakte Themen, sondern um Dinge wie Bewegung, Diabetes, das Bedienen von Smartphones oder Theologisches. Ich habe auch schonmal eine Reise nach Südafrika organisiert. Das Programm soll Menschen im Positiven auf andere Gedanken bringen. Immer neu auf das Leben zu schauen, das möchte ich unterstützen. Dazu habe ich so viele Ideen, dass ich mich manchmal selbst etwas bremsen muss.

Ist der Besuch der Gruppe an eine Gemeinde-Mitgliedschaft gebunden?

Ausdrücklich nicht. Jeder kann dazu kommen – ob freikirchlich, katholisch oder auch gar nicht gläubig. Diese Offenheit ist mir wichtig.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

MT-Aktion: Volles Haus beim Public Viewing in der Mindener Kneipe Anno

Bei der Talkrunde vor dem Anpfiff mit Torwart Ralf Kurz (links) und MT-Sportchef Marcus
Riechmann war die Laune noch blendend. Arnd Driftmann (rechts) schwärmte von der tollen
Stimmung in der Hauptrunde in Köln: „Das war überragend. Lauter als ein Konzert. Das muss
riesig auf die Spieler wirken.“ Nach der Halbfinalniederlage der deutschen Mannschaft war die Stimmung im Anno von rheinischer Euphorie jedoch weit entfernt. Foto: Christian Bendig

Mit jedem vergebenen Angriff der deutschen Handballer schwand in den Schlussminuten die Zuversicht. Am Ende war klar: Rund 150 Fans beim Public Viewing in der pickepacke vollen Mindener Kneipe Anno hatten vergeblich auf einen glorreichen Abend und den Einzug ins Halbfinale gehofft.

Die Enttäuschung über die die verpasste Chance auf ein neues Wintermärchen hielt sich bei den heimischen Fans aber in Grenzen. Stattdessen gab es nach Abpfiff Applaus für den einzigen echten Fan der Sieger. GWDHandballer Christoffer Rambo zog nach dem 31:25-Erfolg seiner Norweger mit einem Lächeln die Sieger des Gewinnspiels. Er hatte wie übrigens sechs andere Gäste richtig getippt: Auf Norwegen. Doch einen SechsTore-Sieg hatte niemand auf der Karte gehabt.

Mindener Norweger-Look: Christoffer Rambo. Foto: Christian Bendig

Rambo war einer der Gesprächsgäste beim Handball-Talk des Mindener Tageblatts vor dem Halbfinale. „Norwegen hat die komplettere Mannschaft. Sie sind defensiv genauso stark wie Deutschland und im Angriff sind sie besser“, hatte Rambo seinen Sieger-Tipp begründet. Der Spielverlauf gab ihm recht.

Vor dem Anpfiff hatten heimische Handball-Experten Appetit auf das Spiel. gemacht. Arnd Driftmann, langjähriger Trainer und Handball-Manager aus Lahde, berichtete über die unglaubliche Stimmung bei den deutschen Spielen in Köln. Über den ganz besonderen Job des Torhüters und die Härte der Männer zwischen den Pfosten sprach Ralf Kurz – der unverwüstlichste Torwart der heimischen Handballszene. Kurz steht mit 57 Jahren immer noch beim HCE Bad Oeynhausen in der Bezirksliga-Bude und wirkt als Torwarttrainer sowie als Manager beim Oberligisten TuS Möllbergen. Sein Tipp bei Würfen gegen den Kopf: „Immer die Augen offen halten.“ Und wenn man nach einem Volltreffer („Querschläger sind schlimmer“) nicht k.o. geht „spielt man danach noch besser.“

Gute Stimmung vor dem Anpfiff: Marc Raulwing (links) und Heiko Franke. Foto: Christian Bendig

Eine Analyse vor dem Spiel und zur Halbzeit lieferten vom heimischen Bundesligisten GWD Minden Trainer Frank Carstens und Rückraumspieler Christoffer Rambo. Einig waren sie sich in der Einschätzung des klaren Dänen-Sieges im ersten Halbfinale gegen Frankreich als völlig überraschend. „Die Franzosen können es besser. Da scheint im Team irgendetwas nicht zu stimmen“, vermutete Carstens. Beide sinnierten über die Luste an der Abwehrarbeit, die die deutsche Mannschaft in diesem Turnier ausgezeichnet hatte. Selbst Rambo, als wurfgewaltiger Schütze nach Minden gekommen, hat eine Zuneigung zur Plackerei in der Abwehr entdeckt. „Ein Tor zu werfen oder einen Ball in der Abwehr zu holen macht gleichviel Spaß“, sagte der Norweger, der mit seinen langen Armen in dieser Saison zu den besten Balldieben der Bundesliga zählt.

Warum Torjäger Rambo trotz starker Leistungen in der Liga nicht mehr für das Nationalteam spielt, weiß der Wikinger selbst nicht. „Wir hatten seit Jahren keinen Kontakt“, beschreibt er ein Nicht-Verhältnis zum norwegischen Chefcoach Christian Berge. Frank Carstens, der drei Spieler für das norwegische Team abgestellt hat, wundert sich: „John hätte das verdient.“

GWD-Coach Frank Carstens mit Fanschal bei der Halbzeitanalyse. Foto: Christian Bendig

Ohne Rambo und ohne Deutschland, aber immerhin mit den GWD-Spielern Magnus Gullerud und Espen Christensen steigt nun das Finale am Sonntag in Herning. Vielleicht ein Grund für die Fans aus dem Anno nun statt der deutschen Mannschaft den Norwegern im Endspiel die Daumen zu drücken. Vielleicht am Sonntag wieder bei einem gemeinsamen Handballnachmittag im Anno.