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Klempnermeister Werner Schäfer druckt reines Gold auf seine Visitenkarten. Seinen Kunden will er damit im Gedächtnis bleiben (#200in365, No.78)

Werner Schäfer schätzt den Euro nicht als sonderlich stabil ein. Foto: Jens Kretschmer

Man sagt, das Handwerk habe einen goldenen Boden. Bei Werner Schäfer ist das mehr als nur ein Spruch. Der Inhaber einer Mindener Heizungs- und Sanitärfirma hat nicht sehr viel Vertrauen in den Euro und interessiert sich deshalb für digitale Zahlungsmittel wie Bitcoin und Ethereum sowie für Gold. So kam der 69-Jährige auf eine ungewöhnliche Idee: Er lässt auf Visitenkarten 0,1 Gramm reines Gold aufdrucken. Seinen Kunden soll das in leuchtender Erinnerung bleiben.

Eine Visitenkarte mit reinem Gold – wie und warum sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ich bin ein neugieriger Mensch. Gold fasziniert mich und seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema. Auch, weil ich glaube, dass der Euro schwierigen Zeiten, auf längere Zeit sogar einem Crash entgegengeht. Gold ist seiner Knappheit wegen ein Wert an sich, das überzeugt mich. So bin ich auf die Idee gekommen, Gold auf unsere Visitenkarten zu drucken. Denn wer hat sowas schon?

Was wollen Sie damit erreichen?

Wir machen unsere Kunden neugierig. Meine Beobachtung ist: Wer so eine Karte in die Hand bekommt, lässt sie so schnell nicht wieder los, schaut sie immer wieder an und wirft sie garantiert nicht weg. Kunden, die eine Heizung gekauft haben, bekommen übrigens ein Gramm reines Gold von uns dazu. Die hat einen Wert von um die 40 Euro. Aber das ist nicht der Punkt. Es geht darum, im Gedächtnis zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass das mit dem Gold gut funktioniert. Denn das machen eben nur wir.

Sie akzeptieren auch, wenn Kunden Sie in Bitcoin bezahlen. Warum?

Weil ich daran glaube, dass digitale Zahlungsmittel in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. Mir ist der Blick vieler Medien auf digitale Zahlungsmittel zu negativ und warnend. Natürlich gibt es das Risiko der Kurseinbrüche, aber das gibt es bei Aktionen doch auch und davor wird auch nicht ununterbrochen gewarnt. Nicht einfach war übrigens, mit dem Steuerberater die steuerliche Seite zu klären, wie der Weg laufen muss, wenn jemand in Bitcoin bezahlen möchte. Da sind einige Dinge zu beachten, die wir aber auf die Reihe bekommen haben. Das ist wichtig, weil da schnell was schiefgehen kann. Probleme mit dem Finanzamt möchte ich gerne vermeiden.

Visitenkarten mit Goldaufdruck. MT-Foto: Lehn

Hat denn jemals jemand in Bitcoin bezahlt?

Nein, bisher noch nicht. Aber das wird kommen, da bin ich mir sicher. Bis es soweit ist, wollen wir etwas machen, das noch kaum jemand anbietet. Als Nebeneffekt geht es mir darum, die Leute neugierig auf die Themen Währungen, Digitalwährungen und Gold zu machen.

Demnächst wird einer Ihrer Mitarbeiter ihren Betrieb operativ übernehmen. Wird er dieses Thema weiterführen?

Ja, unser Prokurist Christian Schaper steht voll hinter diesen Dingen. Er wird dieses Thema in meinem Sinne weiterverfolgen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur