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Der Mann fürs Fernweh: Roland Marske begeistert seit zehn Jahren MT-Leser mit seinen Multivisions-Shows

Der Fotograf und Journalist Roland Marske ist schon viel in der Welt herumgekommen. Trotzdem gibt es für ihn noch einige weiße Flecken auf der Landkarte. Foto: Roland Marske / Jules Verne Berlin

Ob Brandenburg, Island, Marokko oder Australien und der Westen der USA – der Berliner Fotograf und Reisejournalist Roland Marske löst mit den Multivisions-Shows bei seinem Publikum regelmäßig Fernweh aus. Seit zehn Jahren kommt er auf Einladung des Mindener Tageblatts bis zu vier Mal pro Saison ins Stadttheater, das dann regelmäßig voll besetzt ist. Die neue Reihe startet am Mittwoch, 14. November, mit Südafrika, führt weiter nach Kanada (23. Januar), erzählt von Gartenträumen (20. Februar) und schließlich von der Ostsee (20. März). Im Telefon-Interview mit Ursula Koch erzählt er davon, was ihn antreibt.

Fahren Sie privat noch in Urlaub und wenn ja, wohin?

Urlaub ist etwas, was mich eher langweilt. Länger als einen Tag am Strand sitzen ist nicht so mein Ding. Aber ich fühle mich eigentlich auch nie urlaubsreif, dadurch, dass ich genau das mache, was ich total liebe, was mich begeistert und motiviert. Ich hatte noch nie in meinem Leben das Gefühl, dass ich so ausgebrannt bin, dass ich Urlaub brauche.

Wo entspannen Sie sich denn dann?

Ich bin nicht unentspannt. Ich habe so meine kleinen Fluchten. Ich wohne hier in Berlin in Köpenick direkt am Wasser. Ich gucke direkt aufs Wasser. Das ist für mich sehr entspannend. Ich treffe mich, wenn ich in Berlin bin, sehr viel mit Freunden. Im Arbeitsalltag bei mir im Studio ist es ruhig, da habe ich keinen Stress.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Themen für Ihre Multivisions-Reportagen aus?

Eigentlich lasse ich mich davon leiten, wozu ich selber Lust habe. Ich habe nie darauf geschaut, was das Publikum interessieren könnte. Ich habe das große Glück, dass ich inzwischen viele Stammhörer habe, die an meinen Abenteuern teilnehmen und eigentlich bei fast allem mitgehen. In der Regel habe ich pro Jahr zwei neue Reiseprojekte. Die wähle ich so aus, dass wenn eins kein Interesse findet, ich noch das andere habe. Ich war dieses Jahr beispielsweise in Äthiopien unterwegs. Da weiß ich nicht, ob das ein kommerzieller Erfolg wird. Aber ich wollte schon seit vielen Jahren dorthin.

Wie bereiten Sie so eine Reise vor?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe eine ganze Liste an Reisen aufgeschrieben, die ich machen möchte. Dann schaue ich, was gerade von der Zeit gut passt. Mit vielen Ideen gehe ich ganz viele Jahre schwanger, aber es klappt nicht, weil der richtige Reisepartner fehlt. Ich möchte gerne mal nach Südamerika. Das ist für mich noch ein weißer Fleck auf der Landkarte, weil ich da sehr selten war. Aber ich spreche sehr schlecht Spanisch. Wenn ich dann jemanden treffen würde, mit dem ich gut kann und der gut Spanisch spricht, dann könnte es sein, dass im nächsten Jahr das Projekt steht. Ich achte darauf, dass ich Abwechslung drin habe. Ich mache meistens eine Fernreise und eine, die ich mit dem Auto von Berlin aus starten kann.

Was muss Ihrer Meinung nach ein guter Dia-Vortrag, eine gute Multivisions-Show enthalten?

Der muss die Zuschauer in den zwei Stunden vergessen lassen, dass sie in einem Vortragssaal sitzen. Sie müssen das Gefühl haben, mit mir die Reise und das Land zu erleben und mit mir unterwegs Freude und Leid zu teilen. Das soll so eine kleine Flucht sein, zwei Stunden raus aus dem Alltag. Viele Zuschauer sagen: „Da brauche ich jetzt selber gar nicht mehr hinzufahren“. Dagegen protestiere ich immer vehement. Aber für viele ist es wirklich so, ähnlich wie im Theater oder Kino, sie vergessen einfach das Drumherum und gehen darin voll auf. Das erreicht man natürlich nur, wenn der Vortrag die Leute mitnimmt. Das würde nicht klappen, wenn ich mich auf Reiseführer-Niveau begebe und sage: Ich bin jetzt in dem und dem Ort und hier sehen Sie die Kirche von Siebzehnhundertnochwas mit dem Glasfenster von… Das interessiert die Menschen nicht. Im Optimalfall muss ich gar nicht viel erzählen, weil die Bilder schon die ganze Geschichte erzählen. Ich setze meine Kamera wie ein Tagebuch ein. Dazu erzähle ich Positives wie Negatives, eben das, was ich selber erlebt habe.

Sind Sie alleine auf Reisen oder in Begleitung?

Ich fahre sehr gerne mit meiner Lebenspartnerin oder mit Freunden. Das sind oft Leute, die haben mit Fotografie gar nichts zu tun. Andererseits genieße ich es sehr, wenn ein Kollege mitkommt, der auch fotografiert. Wenn nur die Fotografie im Vordergrund steht, dann ist das für das Projekt sehr förderlich. Aber ich reise auch gerne mit Privatpersonen, weil dann der Erlebnischarakter größer ist. Als Fotograf neigt man dazu, gezielt seine Fotomotive anzusteuern und fährt dann gleich zum nächsten. Wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin, steht viel mehr der Genuss im Vordergrund und dass man Sachen macht, die nichts mit der Fotografie zu tun haben.

Gibt es für Sie noch weiße Flecken auf der Landkarte?

Ja, ganz viele. Südamerika, da kenne ich nur zwei, drei Länder. Da war ich noch nicht so häufig. Afrika ist auch noch nicht komplett erschlossen. Selbst in Europa: Ich war noch nie in Albanien, noch nie in Rumänien, noch nie auf Malta. Da fehlt auch noch ein bisschen was. Aber es ist auch nicht so, dass ich das abhaken möchte. Ich muss persönlich das Interesse mitbringen. Ich habe ganz klar Favoriten, wo ich gerne hin möchte, wo ich mich auch wohlfühle. Ich will ja das, was ich im Programm habe, auch halbwegs aktuell halten. Ich bereise einige Länder immer mal wieder, um das Gefühl aktuell zu halten und auch Fragen der Zuschauer beantworten zu können.

Was war eine Show, die beim Publikum gar nicht ankam?

Das war New York, als ich es neu gemacht habe. Das hat mir sehr wehgetan. Ich habe mal 13 Monate in New York gelebt und hatte da sehr viel Arbeit und Mühe reingesteckt. Das war, als gerade die Terror-Anschläge passiert waren. Da hätte ich sogar aktuell berichten können, weil ich ein paar Tage später noch einmal dort war. Inzwischen läuft die Show sehr sehr gut. Darüber bin ich froh.

Die nächste Multivisions-Show in Minden findet am 14. November um 20 Uhr im Mindener Stadttheater statt.  Thema ist Südafrika. Eine weitere Audiovisions-Reportage ist am 23. Januar 2019, um 20 Uhr zu erleben. Dann nimmt Roland Marske die Zuschauer auf eine Reise nach Kanada mit.

Karten für die Auftritte sind erhältlich bei Express-Ticketservice erhältlich.

Von Ursula Koch, Kulturredaktion