Daily Archives: 11. Oktober 2018

Jonas Horstmann aus Porta ist der neue Kreisvorsitzende der Jungen Union. Konservativ zu sein, ist für ihn eine Lebenseinstellung. (#200in365, No.61)

Jonas Horstmann (22) hofft, dass möglichst viele Schulen und Unternehmen der Region erhalten
bleiben. Auch für Freizeitmöglichkeiten für Jüngere will er sich einsetzen. MT-Foto: Benjamin Piel

Jonas Horstmann aus Porta ist der neue Vorsitzende der 300 Mitglieder starken Jungen Union (JU) im Kreis Minden-Lübbecke. Der 22-jährige Student hofft auf eine Verjüngung der Kommunalpolitik. Das Personal für einen Wechsel sei da, findet der JU-Landesschützenkönig.

Warum sind Sie in der Jungen Union?

Politisch interessiert bin ich bereits, seitdem ich 13 Jahre alt bin. Meine Familie ist auch durchaus politisch. Ich bin kein Revoluzzer-Typ. Mir geht es eher darum, das beizubehalten, was funktioniert, bis ich eine Alternative gefunden habe, von der ich überzeugt bin. Diese Überzeugungen treffen auch auf die CDU zu. Wir müssen als Junge Union nicht immer ganz so professionell sein und dürfen auch mal ein bisschen provozieren. Das macht die Arbeit ein bisschen spaßiger. Bei Wahlkämpfen ist die Junge Union ein echter Motor. Aus meiner Sicht ist die CDU die letzte Volkspartei.

Warum?

Weil es der CDU um die Mitte der Gesellschaft geht, darum, vernünftige Mittelwege zu finden. Zwischen Ökonomie und Ökologie etwa oder zwischen Freiheit und Sicherheit. Der Mittelweg mag manchmal langweilig wirken, aber er ist meistens der bessere, der rationalere Weg, von dem am Ende die Mehrheit der Menschen profitiert.

Einige politische Beobachter meinen, in Deutschland herrsche seit Jahren Stillstand, weil die CDU um Kanzlerin Angela Merkel keine Reformen und echte Neuerungen angehen will, sondern nur verwaltet. Das passt vielleicht zu Ihrer Vorstellung der Mittelwege.

Nein, die Entwicklungen sind vielleicht langsamer, wenn man diesen Weg geht. Aber obwohl das Personal der CDU nicht langweilig ist – Paul Ziemiak, der JU-Bundesvorsitzende, ist beispielsweise richtig stark -, wird viel zu häufig über Personalthemen gesprochen. Die CDU muss sich selbst wieder mehr als Team verstehen und sich weniger stark auf Bundeskanzlerin Merkel fokussieren.

Was sagen Freunde zu Ihrem politischen Engagement?

Ein bisschen ungewöhnlich finden das einige vielleicht schon, negative Reaktionen gibt es aber nur sehr selten. Die Leute haben seit einiger Zeit wieder deutlich mehr Interesse an Politik, sprechen wieder mehr über politische Themen. Das hat natürlich mit der AfD und auch mit Trump als US-Präsident zu tun. Auch innerhalb der CDU hatte das Auswirkungen. Die Debattenkultur, die zwischenzeitlich ein bisschen verloren gegangen war, ist inzwischen wieder sehr lebendig. Es gibt die Einsicht, dass man beispielsweise die Entscheidungen in der Flüchtlingskrise besser hätte erklären müssen. Die Wahl von Ralph Brinkhaus weckt die Hoffnung auf eine stärkere Unterscheidbarkeit zwischen Regierung und Fraktion. Das wird der Debattenkultur gut tun.

Was sich auch so deuten lässt, dass Angela Merkel stärkeren Gegenwind bekommt. Ist Merkel noch die richtige als Kanzlerin?

Sie ist der Trumpf der CDU gewesen.

Gewesen…

Ich weiß nicht, ob ohne sie die vielen Erfolge möglich gewesen wären. Nach vielen Jahren ist aber irgendwann auch mal anderes Personal gefragt. Dass Merkel zur nächsten Bundestagswahl noch einmal als Kanzlerkandidatin antritt, kann ich mir nicht vorstellen.

Apropos Personalwechsel: Aus der Sicht eines JU-Mannes dürfte es auch in der Kommunalpolitik Zeit für personelle Wechsel geben.

Durchaus. Es gibt in vielen Räten unseres Kreises eine überhöhte Altersstruktur. Dabei geht es mir weniger darum, wie alt die Leute sind oder wie lange sie Mitglied in den Räten sind, sondern eher um die Art und Weise der Arbeit einiger. Scheuklappendenken stört mich, ebenso, wenn Leute rumsitzen und sich immer wieder das Gefühl einstellt, sie seien nicht in den Themen und wüssten nicht, was die Menschen bewegt. Fest steht: Wir haben vielerorts kein Abbild unserer Gesellschaft in den kommunalen Räten. Gut ist, dass immer mehr Jüngere die Chance bekommen, zu kandidieren. Das jüngere Personal ist da. Die Ortsunionen beispielsweise sind vielerorts deutlich jünger geworden

Was sind Ihre Themen als Junger?

Ich würde keine Politik machen, wenn ich nicht das Gefühl hätte, etwas verändern zu können. In Bezug auf die Kommunalpolitik kann ich einige Entscheidungen nicht nachvollziehen, etwa die des Landrats, dass die Polizei keine Schützenumzüge mehr begleiten soll. Ärzte, Schulen und Unternehmen vor Ort zu halten, die Infrastruktur zu stärken und Freizeitmöglichkeiten zu schaffen, sind wichtige Anliegen für mich.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur