Daily Archives: 16. September 2018

Drei Fragen an … Claudia Hennings, Jazz-Sängerin aus Minden: „Die Provinz hat mir gutgetan“ (#200in365, No.51)

Von Hamburg nach Minden: Claudia Hennings
hat den Schritt gewagt. MT-Foto: Piel

Vor eineinhalb Jahren ist die Jazz-Sängerin Claudia Hennings von Hamburg nach Minden gezogen. Manchmal wundert sie sich selbst über den Schritt, aber die 53- Jährige fühlt sich wohl in der viel kleineren Stadt.

Eine gebürtige Hamburgerin verlässt Hamburg und zieht nach Minden. Warum?

Weil es hier so schön ist. Ich habe Minden durch Zufall entdeckt und wenn ich hier war, fühlte ich mich entspannt. Die Gegend und ihre Menschen sind sympathisch, zugewandt und kulturoffen. Ein mutiger Schritt war es aber schon und ein bisschen bin ich selbst von mir überrascht, dass ich das gemacht habe.

Ihre Hamburger Freunde auch?

Und wie. Viele haben nicht verstanden, warum ich in die Provinz ziehe, aber mir hat das gutgetan. Neulich war meine Band „Four4Soul“ zum ersten Mal zu Besuch. Die wollten eigentlich zeitig wieder weg, aber dann hat auch bei ihnen sofort diese positive Wirkung eingesetzt und sie sind länger geblieben. Es könnte sein, dass bald weitere Hamburger nach Minden ziehen

Und wann haben Sie Ihren ersten Auftritt im Jazzclub?

Ich arbeite dran, aber das ist gar nicht so einfach. Jazz und Soul sind meine Herzensangelegenheit. Aber im Jazzclub treten die Größen der Szene auf und es ist schwierig, ins Programm zu kommen. Demnächst will es mit meinem „Minden City Blues“ erstmal ins Finale des City-Talents schaffen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Drei Fragen an … Martina Höfel von der Flüchtlingshilfe Hafenschule Minden (#200in365. No.50)

Martina Höfel ist Teil der Helfergruppe rund um die Hafenschule. MT-Foto: Piel

Aus der ehemaligen Mindener Hafenschule war 2015 eine Unterkunft für Dutzende männliche Flüchtlinge geworden – nicht ohne anfängliche Konflikte. Eine 30-köpfige Helfergruppe fand sich zusammen und befriedete die Situation. Flüchtlinge leben dort inzwischen nicht mehr, doch die Arbeit der Helfer geht weiter.

Wie waren die Anfänge Ihrer Arbeit?

Die Stadt hatte um Hilfe gebeten, 30 Leute hatten sich zusammengefunden. Als wir auf den Hof fuhren, trafen wir auf Männer, die uns ganz offen gegenüberstanden. Da waren alle möglichen Ethnien zusammengewürfelt und die hatten nichts zu tun – natürlich gab es da Schwierigkeiten. Wir haben Angebote wie Deutschunterricht geschaffen, eine Kleiderkammer und eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Das lief gut. Wir haben den Stadtteil ruhig gehalten, dass nicht noch mehr Konflikte entstanden sind.

Seit eineinhalb Jahren leben keine Flüchtlinge mehr in der Hafenschule. Warum geht Ihre Arbeit trotzdem weiter?

Ein fester Kern von 15 Leuten bietet weiterhin Deutschunterricht an und begleitet Leute bei der Ausbildung. Es haben sich Patenschaften entwickelt. Schön ist, dass besonders die Kinder von Geflüchteten häufig sehr, sehr gut Deutsch sprechen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass wir nicht mehr gebraucht werden. Was können wir tun, damit die Menschen Zuhause bleiben können und nicht flüchten müssen? Das ist die große Frage.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur