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Henning Buchholz glaubt an das Potenzial der Binnenschifffahrt (#200in365, No.48)

Der Bauingenieur Henning Buchholz bezeichnet sich selbst als „Fan der Binnenschifffahrt“. MT-Foto: Piel

Die 325 Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts in Minden betreuen 200 Kilometer Verkehrsweg. Das Amt und dessen Leiter, der Bauingenieur Henning Buchholz, sind für Abschnitte der Weser und des Mittellandkanals zuständig, betreuen unter anderem 135 Brücken, außerdem Pumpwerke, Durchlässe oder Sicherheitstore. Buchholz betont, dass der Wasserweg reichlich Potenzial habe, aber die Binnenschifffahrt keine Lobby.

Täuscht der Eindruck, dass auf Weser und Mittellandkanal immer weniger Schiffe unterwegs sind?

Ja, das täuscht. Auf dem Mittellandkanal ist der Betrieb sogar eher leicht steigend als fallend, denn der Kanal ist die einzige Ost-West-Verbindung im Verkehrsnetz der Bundeswasserstraßen. Richtig ist allerdings, dass es kein Problem wäre, den Verkehr zu verdoppeln, zu verdreifachen oder auch zu vervierfachen. Das wäre in unserem Bereich ohne Weiteres möglich.

Aber warum passiert genau das nicht?

Weil die Binnenschifffahrt keine Lobby hat. Das sieht beim Lkw ganz anders aus. Dessen Produktion schafft Arbeitsplätze und der Straßenbau tut das auch. Deswegen ist die Politik viel stärker in diese Richtung unterwegs. Wir als Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt haben keinen Einfluss auf die Frequenz, wir steuern das nicht. Wir kümmern uns, dass die Schiffe fahren können, alles andere ist nicht unsere Aufgabe.

Trotzdem sind Sie offenbar von der Binnenschifffahrt überzeugt. Und neben der Entlastung der Straße und der Schiene gibt es ja vielleicht auch durchaus Argumente hinsichtlich der Umweltbelastung, die für die Binnenschifffahrt sprechen.

Ich bin ein Fan der Binnenschifffahrt, das stimmt. Und ja, ein Zwei-Tonnen-Binnenschiff ersetzt 80 Lkw. Anders als Straße und Schiene hätte die Wasserstraße noch Luft. Sie ist außerdem der umweltverträglichste Verkehrsweg was CO2angeht. Der Ausstoß pro Tonnenkilometer ist dreieinhalbmal so gering. Schlechter sind die Werte dagegen, was Stickoxide und Schwefel angeht, aber das liegt vor allem daran, dass die Schiffe oft 40 Jahre alte Motoren haben.

Der Nachteil ist, dass das Binnenschiff im Normalfall nicht von Lieferant zum Kunden, von Tür zu Tür fahren kann.

Natürlich ist das Netz wesentlich grobmaschiger und es muss umgeladen werden. Aber das ist alles machbar und geht vor allem bei Containern sehr zügig und unkompliziert. Man muss es nur wollen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur