Daily Archives: 28. August 2018

„Alle sind gemeinsam auf dem Weg“ – Friedrich Kasten leitet die Kinder-und Jugendarbeit im Kirchenkreis (#200in365, No. 43)

Friedrich Kasten arbeitet
daran, dass junge Leute
eine Beziehung zur Kirche
aufbauen.
MT-Foto: Benjamin Piel

Kinder, Jugendliche und die Kirche – das dürfte nicht immer das einfachste Verhältnis sein. Zumindest schätzt nicht jeder Teenager Gemeindenals Orte, wo das Leben ihrer Vorstellung tobt. Doch mitunter könnte es nur ein Klischee sein, dass eine tiefe Kluft zwischen der Kirche und der Jugend liegt. Dass der Graben möglichst klein ausfällt und junge Leute eine Beziehung zur Kirche aufbauen, daran arbeitet Friedrich Kasten als Geschäftsführender Gemeindepädagoge von„Juengerunterwegs“.Erkoordiniert die Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis Minden.

Jünger – das ist ja ein ganz schön angestaubtes Wort für eine Organisation, die mit und für junge Menschen in der Kirche arbeitet.

Diesen Namen hat die Evangelische Kirche von Westfalen entwickelt, zu dem der Kirchenkreis Minden gehört. Etwa 15Kirchenkreisearbeitenda mit, der Kirchenkreis Minden seit vier Jahren. Der Name ist mehrdeutig. Einerseits erinnert der Name natürlich an die zwölf Jünger Jesu, seine ersten Nachfolger. Es ist aber auch gemeint, dass viele dort jünger sind als der Durchschnitt in der Kirche. Und das „ue“ statt „ü“ steht für evangelisch oder auch engagiert.

Was genau machen Sie bei „juenger unterwegs“?

Wir sind zuständig für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Kirchengemeinden. Wir machen zum Beispiel ehrenamtliche Mitarbeiter für die Arbeit in den Gemeinden fit, beraten Kirchengemeinden in Fragen der Jugendarbeit oder koordinieren Freizeiten. Letztlich sind wir eine Art Lobby für Kinder und Jugendliche innerhalb des Kirchenkreises und wollen zu einem Prozess des Weiter-Denkensbeitragen. Es gab eine ganze Weile den Trend, zwischen der Kirche einerseits sowie Kinder- und Jugendarbeit andererseits innerhalb der Kirche zu trennen. Tatsächlich ist das gar nicht möglich, beides gehört zusammen. Es geht eher darum, die Kräfte zu bündeln.

Wie kann Kirche, die oft als eng, angestaubt und langweilig gilt, es schaffen, attraktiv für Kinder und Jugendliche zu sein?

Das Interesse ist immer da gegeben, wo Kinder und Jugendliche das Gefühl haben,dass sie ernst genommen werden, dass etwas zurückkommt, dass Gemeinschaft und Beziehungen entstehen, dass man sie wertschätzt. Mehr Beteiligung, das ist sicher ein Weg, der am ehesten funktioniert. Alle sind gemeinsam auf dem Weg, das ist ein gutes Signal. Die müssen merken: Da lebt was, da bewegt sich was, hier kann man was bewegen.

Wie ist das konkret möglich?

Beispielsweise bei Gottesdiensten, die Jugendliche gestalten, wenn Jugendliche bei der Konfirmandenarbeit mitmachen oder Jugendliche als Mitarbeiter bei einer Freizeit mitfahren. Jugendliche wollen eine Aufgabe, wollen sich einbringen. Das macht Kirche möglich und dann merken die Jugendlichen, dass das angeblich Verstaubte doch spannend ist.

Auch die christliche Botschaft?

Ja, auch die, zum Beispiel die Botschaft, dass ein Mensch sehr viel mehr wert als die Summe seiner Leistungen. Dass jeder einen Platz in der Kirche hat, auch die nicht so Leistungsstarken, auch die, die gerade einmal down sind. „Du bist so in Ordnung, wie du bist, du musst keine Maske tragen“, das ist eine frohe Botschaft, die auch Jugendliche durchaus sehr attraktiv finden.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur