Daily Archives: 3. Juli 2018

Raphael Lorenz sitzt fest im Sattel (#200in365, No.9)

Raphael Lorenz. MT- (© Foto: Benjamin Piel)

Für einen Dauerradler hat Raphael Lorenz ein ziemlich schäbiges Fahrrad. Nein, ganz billig war es nicht und ja, Scheibenbremsen hat es auch. Aber alt sieht es aus, etwas runtergekommen, nicht gerade gepflegt. Wäre Raphael Lorenz’ Fahrrad ein Mensch, dann gewiss niemand, der sich jede Woche einen Termin beim Frisör holt. Eher jemand, der so intensiv lebt, dass er es zum Haareschneiden gar nicht mehr schafft. Denn wenn sich dieses Fahrrad über etwas nicht beschweren kann, dann über mangelnde Beanspruchung. 10 000 bis 15 000 Kilometer fährt der 32-Jährige im Jahr. Er macht das, seitdem er 19 Jahre alt ist. Damals stieg er, nachdem er ein Jahr lang das Autofahren genossen hatte, aufs Rad um – und blieb fest im Sattel. Seine Frau hat ein Auto, aber das fährt er höchstens, wenn es zum Großeinkauf oder in den Urlaub geht.

Vermutlich war es sein Vater Ernst-Günther Vehlewald-Lorenz, der dem Sohn das Dauerradeln vererbt hat. „Es hat viel mit dem Vorleben zu tun“, sagt Raphael Lorenz. Sein Vater, den einige den „radelnden Busfahrer“ nennen, war schon exzessiv mit dem Rad unterwegs, als das noch kein ganz großer Trend war, sondern eher etwas, das Körnerpicker taten, die gen Bioladen strampelten. Wenn Kinder sich das jeden Tag anschauen, dann wenden sie sich eines Tages entweder angewidert ab oder die Faszination greift über. Raphael Lorenz packte es.

Doch als Immer-Radler ist er nicht nur gut trainiert und hat das Gefühl, intensiv mit und in den Jahreszeiten zu leben. Er kennt auch die Schwachpunkte, mit denen sich Radfahrer immer wieder konfrontiert sehen, nur zu gut. Wenn Radwege nur auf der Straße markiert sind statt baulich von der Straße getrennt, dann weiß er, wie knapp die Lastwagen manchmal an den Fahrradfahrern vorbeifahren. Er weiß um die Situationen, die entstehen, wenn Parkbuchten sich gleich neben dem Radweg befinden und plötzlich Autotüren aufgehen und auf den Radweg schwenken. Er weiß um das angespannte Verhältnis, das manche Autofahrer zu den Radfahrern haben. „Das Verhältnis ist in Minden so schlecht wie überall“, sagt der Kfz-Mechaniker-Meister. Für viele Autofahrer sei jemand wie er eben kein vollwertiger Verkehrsteilnehmer, auf der Straße gelte aus Sicht vieler Autofahrer das Recht des Stärkeren, zähle die Macht des Stahlummantelten. Autofahren, das sei eben noch immer „die Nummer“, sagt der Leiter der Buswerkstatt der Mindener Kreisbahnen, der gerade in Elternzeit ist.

Ist das nicht ein Widerspruch, wenn jemand, der das Fahrradfahren so sehr liebt, im Fahrzeugbereich arbeitet. Nein, antwortet der zweifache Vater, denn Busfahren sei eine gute Sache. Ob aufs Fahrrad oder in den Bus – egal, das Ziel müsse vor allem sein, wegzukommen von den vielen Autofahrten. „Wir müssen mehr Energie reinstecken, die Leute aufs Fahrrad zu bekommen“, findet der Hahler. Allein: Er fragt sich, ob die Politik dieses Ziel allen Lippenbekenntnissen zum Trotz tatsächlich hat: „In der Automobilindustrie wird ja so viel Geld verdient…“

Und dann sind da noch die vielen Ausreden, die die Leute haben. „Regnet es nicht ständig?“, fragen sie ihn. Dabei fahre Lorenz die sieben Kilometer zur Arbeit nur an rund zehn Tagen pro Jahr im Regen. Auch der Wind könne in Zeiten des E-Bikes keine Ausrede mehr sein, die körperliche Fitness sei inklusive, „herrlich für den Kopf“ sei das Radfahren ohnehin. Warum also fahren nicht noch viel mehr Leute mit dem Rad zur Arbeit? Lorenz antwortet in drei Worten: „Die Faulheit gewinnt.“ Und dann fällt ihm noch etwas ein. Von seiner Heimatstadt wünscht er sich mehr Unterstützung. Kopenhagen, das sei ein Paradies für Fahrradfahrer. Könnte Minden das nicht auch werden? Während die meisten deutschen Städte drei bis vier Euro pro Einwohner und Jahr für den Ausbau von Radwegen ausgeben, sind es in Kopenhagen 23 Euro. Daran sollte Minden sich ein Vorbild nehmen, fordert Raphael Lorenz. Dann – na was schon? – steigt er aufs Fahrrad und radelt davon.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Drei Fragen an Daniel Westermann, Geschäftsführer der DLRG Minden: „Wir erwarten kein Danke, wir machen es einfach“ (#200in365, No.8)

Daniel Westermann

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Minden hat mehr als 500 Mitglieder, davon 180 Kinder und Jugendliche. Daniel Westermann führt die Geschäfte des Vereins ehrenamtlich.

Was würde Minden ohne DLRG fehlen?

Einiges. Minden ist eine Stadt am Fluss, mit Leben auch im Fluss. Ohne unsere Schwimmkurse könnten viele hundert Kinder nicht schwimmen, ohne unseren Einsatz wären einige Veranstaltungen gar nicht vorstellbar. Den Drachenboot-Cup etwa sichern wir mit vier Booten und 25 Kräften ab, so ist es auch im Sicherheitskonzept niedergeschrieben. Bei so einer Veranstaltung sind wir die Ersten und die Letzten auf dem Wasser.

Wie frustriert sind Sie, dass die Wasserrettung in NRW – anders als beispielsweise in Hessen – kein Landesthema ist und keine Landesgelder an die DLRG fließen?

Wir finanzieren uns in der Tat allein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Das hat den Vorteil, dass wir unser Material nach unseren Bedürfnissen zusammenstellen können. Aber dass unsere Leute Geld für ihre Dienstkleidung mitbringen müssen, um dann ehrenamtlich arbeiten zu dürfen, das ist nicht immer ganz leicht zu vermitteln.

Selbst die Rettungsschwimmer an der Küste, die am Strand auf badende Urlauber aufpassen, arbeiten ehrenamtlich. Was motiviert Sie, das zu tun?

Einige verbringen regelmäßig ihren Jahresurlaub im DLRG-Einsatz an der Küste, stimmt. Für viele ist die DLRG so etwas wie eine zweite Familie. Wir erwarten kein Danke, wir machen es einfach.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

MT für alle mit 44-seitigem Sonderteil, Hochglanz-Magazin, neue Website: Beim Mindener Tageblatt dreht sich heute alles um das Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Panoramaseite im MT-ePaper. Screenshot MT

Großflächige Fensterfronten prägen die Optik der Ringmauer am Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Das neue Besucherzentrum im Sockel des Monuments ist nach zwei Jahren Bauzeit fast fertig. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentierte am Montag erstmals das Ergebnis. Die Besucher können sich nach der offiziellen Eröffnung an diesem Sonntag, 8. Juli, mithilfe moderner Medienstationen unter anderem über Kaiserzeit, Preußen und die Porta Westfalica informieren. „Hier am Berg kann man 2000 Jahre Geschichte auf 2000 Metern erwandern”, sagt LWL-Direktor Matthias Löb. Neben dem 270 Quadratmeter großen Informationszentrum öffnet das gleichgroße Restaurant „Wilhelm 1896″, das eine Panoramaterrasse umgibt. Die Gesamtkosten des Projekts, das die nötige Sanierung mit der touristischen Aufwertung des Denkmals verbindet, belaufen sich auf 16,6 Millionen Euro.

Titelseiten von regulärer MT-Ausgabe (links) und Sonderteil, dazwischen die Startseite der Website, hier in der Smartphone-Version. Repros: MT

Das Mindener Tageblatt widmet sich heute dem Monument und seiner außergewöhnlichen Umgebung gleich mehrfach: Schon die Titelseite weist mit einem dem Anlass angepassten, verfremdeten Schriftzug und einer Illustration von Alexander Lehn auf das besondere Ereignis hin. Auf Seite 3 berichtet Kulturchefin Ursula Koch ausführlich über die Vorstellung. Zusätzlich gibt es einen 44-seitigen Sonderteil der MT-Redaktion mit zahlreichen Themen und Geschichten rund um das Denkmal, auch hier mit einer speziellen Gestaltung und Illustration der Titelseite. Als “MT für Alle” wird die gesamte Ausgabe aus regulärer Zeitung und Sonderteil heute nicht nur den Abonnentinnen und Abonnenten ausnahmsweise allen Haushalten im Verbreitungsgebiet zugestellt.

Die Titelseite des Hochglanz-Magazins. Repro: MT

Parallel dazu veröffentlicht das Mindener Tagelatt ein 172 Seiten starkes Hochglanz-Magazin im Zeitschriftenformat, das weitere Artikel, Berichte, Interviews und sonstige Informationen rund um das Denkmal enthält, vor allem aber eine Fülle spektakulärer Fotos. Im Innenteil gibt es eine achtseitiges Leporello (Faltblatt) mit einer Panoramaansicht des sich von der Ringterrasse bietenden Ausblicks samt Erläuterung der von dort zu sehenden Einzelheiten.

Das Magazin läßt sich über den MT-Lesershop bestellen.

Das umfangreiche Medienpaket wird ergänzt mit einer ebenfalls in diesem Zusammenhang entstandenen Website, die unter der Adresse www.kaiser-wilhelm-porta.de erreichbar ist und besonders für Mobilgeräte optimiert bist, aber auch auf Tablets, Notebooks und Desktop-Computern den jeweiligen Bildschirmgrößen angepasste Inhalte bietet. Hier gibt es Kurzinfortmationen rund um das Denkmal und zahlreiche Tipps und Hinweise vor allem für auswärtige Besucher.

Hochglanz-Magazin und Website entstanden übrigens in enger Zusammenarbeit mit der jüngsten JCCBruns-Beteiligung ComOn. Die Agentur an der Königsstraße brachte hier neben eigenen Themenideen vor allem auch ihr gestalterisches Können und ihr Web-KnowHow ein.

Das Magazin finden Sie auch hier als eMag. Zudem steht es im ePaper und in der ePaper-App zur Verfügung.

Einen PDF-Download finden Sie hier auf MT.de