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MT-Stadtgespräch: Stimmungstest zur Multihalle

Auf dem Gelände zwischen Bahnhofskaserne und Gleisen (ehemaliger Güterbahnhof) könnte eine Multifunktionshalle entstehen (rot markierter Bereich) – je nachdem, was die Machbarkeitsstudie sagt. Foto: Stadt Minden (Archiv) (© Stadt Minden)

Mit der Empfehlung des Bürgermeisters kam die Ernüchterung in Sachen Multifunktionshalle. Nach einem zähen Bewertungsprozess hatte Michael Jäcke (SPD) empfohlen, das Millionenprojekt nicht umzusetzen. Zu teuer, zu wenig Potenzial und kein Betreiber in Aussicht – so die Hauptargumente. Und doch zeigte die Debatte im Rat, dass eine Mehrheit grundsätzlich gerne für eine neue Halle auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs stimmen würde. Vorausgesetzt, es finden sich Lösungen für die drängendsten Probleme.

Noch sind rund zwei Wochen Zeit, bis der Mindener Rat über den Bau abstimmen soll. Zeit für eine Zwischenbilanz. Das MT lädt dazu am Sonntag, 1. Juli zu einem Stadtgespräch ins Fort A ein, wo die Tucholsky-Bühne am Vorabend mit ihrem neuen Stück Premiere feiert. In „Unser bestes Stück“ geht es passenderweise um die Suche nach einem Veranstaltungsraum. Damit ist der Ton für die Diskussion gesetzt.

Mit dabei sind neben den politischen Akteuren, Mindens Bürgermeister Michael Jäcke und Landrat Dr. Ralf Niermann, vor allem auch die möglichen Nutzer der Halle aus Sport, Kultur und Unterhaltung: der Konzertveranstalter Hans Stratmann aus Bielefeld, GWD-Geschäftsführer Markus Kalusche, Iris Niermeyer von den Landfrauen, Eduard Schynol von der Tucholsky-Bühne und stellvertretend für die Bewohner im Quartier die Kommunalpolitikerin Edith von Wrisberg. Schließlich wollen die MT-Moderatoren Monika Jäger, Henning Wandel und Chefredakteur Benjamin Piel auch die Verwaltungsseite beleuchten und mit Kämmerer Norbert Kresse, dem Baubeigeordneten Lars Bursian und Kreis-Baudezernent Lutz Freiberg sprechen. Nach der Diskussion ergibt sich dann vielleicht schon ein etwas klareres Bild – wenn die Vertreter des Mindener Rats sich auf der Bühne positionieren.

Für Bewegung könnten eventuell die Zahlen zur Kampa-Halle sorgen. Die Politik hatte die Informationen zum jährlichen Defizit ebenso eingefordert wie das MT. Doch das Ergebnis hilft noch nicht wirklich weiter – denn die Zahlen sind kaum miteinander zu vergleichen. Im jährlichen Verlust der Kampa-Halle von durchschnittlich rund 540 000 Euro ist zum Beispiel die Schulnutzung kaum herauszurechnen. Dem gegenüber steht ein prognostiziertes Betriebsdefizit einer neuen Multihalle von gut 820 000 Euro im Durchschnitt der kommenden 40 Jahren. In den ersten 20 Jahren jedoch wäre der Betrieb sogar günstiger als die alte Halle an der Hahler Straße. Je weiter der Blick in die Zukunft, desto unschärfer die Prognose.

Auch darüber wird am Sonntag und in den kommenden Tagen bis zum Ratsentscheid am 12. Juli gesprochen werden, ebenso über einen möglichen Bürgerentscheid. Im Fort A sollen die Gäste nicht nur mitdiskutieren, sondern auch ihre Stimme abgeben dürfen. Das Ergebnis wäre zwar nicht repräsentativ, aber möglicherweise dennoch aufschlussreich. Und bestimmt ein neuer Impuls auf dem Weg zur Entscheidung.

Fahrsicherheitstraining im Rahmen von “J.C.C. Bruns aktiv” war ein voller Erfolg

Achtung Aquaplaning: Auch das sichere Fahren bei regennasser Fahrbahn war Teil des Fahrsicherheitstrainings. Foto: Horst Schmidt/stock.adobe.com

Was haben eine Coladose und eine Vollbremsung gemein? Mehr, als sich auf den ersten Blick erschließt. Das erfuhren die fünf Teilnehmer des Fahrsicherheitstrainings unter dem Motto „Sicher und gelassen ankommen“ aus der Unternehmensgruppe J.C.C. Bruns Anfang Mai. Organisiert hatte es die Arbeitsgruppe Bruns aktiv im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Kooperationspartner war die Berufsgenossenschaft ETEM. Seminarort war das Verkehrssicherheitszentrum in Sennestadt.

Viele Unfälle geschehen, weil das, was passiert, völlig unerwartet kommt. Das gilt natürlich auch – und gerade – im Straßenverkehr. Permanente Aufmerksamkeit und Konzentration sind aber nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, sein Fahrzeug sicher zu beherrschen, dessen Reaktion in unterschiedlichen Situationen einschätzen zu können und zu wissen, was man im Falle eines Falles tun muss.

Apropos Fahrzeugbeherrschung. Bei diesem Stichwort denkt so mancher vielleicht an die klassische „Rockford-Wende“ aus Film und TV-Serien oder die ultracoolen Drifts von Ken Block auf YouTube. Für den normalen Auto-Alltag verhält sich die Sache deutlich weniger spektakulär. Denn Fahrzeugbeherrschung fängt schon beim richtigen Sitzen an, wie die drei bunt gemischten, je zwölfköpfigen Teilnehmergruppen erfuhren.

Lässig die Sitzlehne Richtung Rückbank zu kurbeln und die Kopfstütze als Schlummerrolle in den Nacken zu schieben, ist eine ganz schlechte Idee, wenn man fahren und nicht gerade ein Nickerchen auf dem Rastplatz machen will. Also: möglichst aufrecht sitzen, sodass man die Handgelenke bei der Trockenübung oben auf dem Lenkradkranz ablegen kann. Beim Gurt darauf achten, dass er sauber über die Schulter verläuft und nicht am Hals scheuert. Stramm ziehen nicht vergessen, denn ein lascher Sicherheitsgurt kann nicht richtig wirken. Und: Wer richtig sitzt, fühlt sich mit seinem Fahrzeug intensiver verbunden.

Während das richtige Sitzen für die meisten Teilnehmer bereits eine Selbstverständlichkeit war, sah es beim Thema „Gefahrenbremsung“ schon ganz anders aus. Nicht nur Führerscheinneulinge, sondern auch alte Hasen gaben zu, (gottlob) noch nie in die Verlegenheit gekommen zu sein, so richtig mit Kraft und Karacho in die Eisen steigen zu müssen. „Das macht man so, als wollte man eine Getränkedose mit dem Fuß zerstampfen“, erläuterte der Instruktor. Klar, dass dieser Punkt ebenfalls geübt wurde. Und zwar auf (zur Reifenschonung) gewässerter Asphaltpiste ebenso wie auf einer speziellen Gleitfläche, die etwa einer festgefahrenen Schneedecke entsprechen soll.

Während die Fahrzeuge –vom Kleinwagen über Mittelklasse-SUVs bis zum Bulli, egal ob mit Sommer-, Winter- oder Allwetterreifen – auf Asphalt bei lehrbuchgerechter Gefahrenbremsung aus 30, 50 und 60 Kilometern pro Stunde alle jeweils recht ähnlich abschnitten, waren die Unterschiede auf dem nassen Kunststoffuntergrund geradezu gigantisch. Hier machten sich die unterschiedlichen Reifenarten bemerkbar. Wenig überraschend schnitt ein Minivan mit Winterreifen bei diesen Bremstests gut ab, während ein Kompaktwagen mit Sommerpneus trotz moderaten Tempos erst nach der langen Gleitfläche zum Stehen kam.
Bremsen und dabei Hindernissen auszuweichen sowie Fahren auf rutschiger und griffiger Kreisbahn mit und ohne elektronische Stabilitäts- und Traktionshilfen wurden ebenso geübt wie Slalomfahren. Auch hier gab es bei den Teilnehmern so manches Aha-Erlebnis.

Apropos Slalom. Wer meint, er sei absolut multitaskingfähig, sollte sich folgende Übung einmal zu Gemüte führen: Nachdem die Teilnehmer den Kurs um die orangefarbenen Pylone Runde um Runde immer noch ein bisschen flotter gemeistert hatten, kamen über Funk neue Instruktionen. „Rechtskurve, rechts blinken. Linkskurve, links blinken“, hieß es zunächst. Das ging noch ohne Probleme. Deutlich schwieriger wurde es im Anschluss. Rechtskurve, links blinken. Linkskurve, rechts blinken. Die „Fahrschüler“ fuhren gleich merklich langsamer. Noch langsamer wurde es dann, als es hieß: „Linkskurve, Warnblinker einschalten. Rechtskurve, Nebelschlussleuchte einschalten.“ Die Übung zeigte, dass es keine gute Idee ist, beim Autofahren noch alles Mögliche nebenbei zu erledigen.

Was ebenfalls keine gute Idee ist, zeigte der Übungsleiter in einem Theorieteil zum Thema Ladungssicherung anhand von Fotos. Und dabei war der im Kofferraum eines Kombis ungesicherte, umhergeflogene und ausgelaufene 20-Liter-Farbeimer noch die weniger schlimme Variante. Ein anderes Beispiel zeigte einen Stapel auf einem Anhänger, dessen oberste Holzplatte sich bei einer scharfen Bremsung gelöst und durch Heck- und Frontscheibe des Zugfahrzeugs hindurchgerutscht war. Der Fahrer habe großes Glück gehabt und sei unverletzt aus seinem Wagen gekommen. Wer im Auto etwas transportiert, sorgt am besten für Formschluss und packt etwa die Laptoptasche in den Fußraum zwischen Vordersitz und Rückbank, schiebt die Getränkekästen im Kofferraum an die vordere Bordwand und hat auch eine Anti-Rutsch-Matte zur Hand. Auf speziellen Sicherungsgurten muss zudem angegeben sein, für welche Lasten sie ausgelegt sind.

Alles in allem haben die Teilnehmer von diesem Angebot profitiert und neue Erfahrungen gesammelt, die für Dienst- und Privatfahrten nützlich sind.

Von Harald Fichtner, Brunsmedienservice

Dieser Artikel ist zuerst im Magazin johann! – Aktuelles aus der Unternehmensgruppe J.C.C. Bruns erschienen.

Nachwuchs bei den MT-Störchen: „Sven oder Svenja“

Top-Ausblick: Von dem Horst an der MT-Druckerei kann der Jungstorch die bekanntesten Landmarken der Region sehen – links der Fernsehturm, rechts das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. (© Bense)

Durch eine enge Metallröhre senkrecht nach oben zu klettern, ist nicht jedermanns Sache. 28 Meter Meter sind es bis nach oben zum Horst. Dr. Alfons Bense ist wie immer gut vorbereitet. Routiniert legt der Storchenvater einen Auffanggurt um, wie er auch beim Klettern oder Bergsteigen üblich ist. Wie Spiderman klettert er dann die schmale Leiter hinauf, um den Storchennachwuchs auf dem Horst der MT-Druckerei zu beringen. Der ist jetzt genau im richtigen Alter, nämlich viereinhalb Wochen. „Jetzt funktioniert der Totstellreflex noch”, sagt Bense. Bis zu einem gewissen Alter fallen die Jungstörche in die so genannte Akinese. Sie stellen sich dann ganz einfach tot und tun so, als ob sie die Eindringlinge gar nicht bemerken. So kann das Beringen ohne Schaden für die Storchenkinder vorgenommen werden.

 

 

Verleger Sven Thomas und Dr. Alfons Bense haben den Jungstorch gemeinsam beringt. Foto: Marc-Alexander Misell/pr (© Misell/pr)

Seit vielen Jahren ist Dr. Bense für die Beringung der Zugvögel zuständig. Mit Hilfe der Ringe erfahren Wissenschaftler und Naturschützer Details über die Herkunfts- und Zielgebiete der Zugvögel. sowie deren Zugrouten. Heute hat er zwei Helfer bei dem Job: MT-Verleger Sven Thomas klettert mit hoch. Er freut sich, dass es jetzt erstmals Nachwuchs gibt in der 2011 errichteten Nisthilfe auf dem Logoturm des Büro- und Druckzentrums am Trippeldamm. Der Dritte im Team ist Marc-Alexander Misell, Betriebstechniker bei der Bruns Druckwelt. Er war ist schon öfter den Turm hochgestiegen und empfiehlt: „Man sollte schon einigermaßen trittsicher sein.” Und schwindelfrei.

Vorsprung durch Technik: MT-Fotograf Alex Lehn hat die Drohne dabei und kann mit der Fernsteuerung am Boden bleiben. Während die Anderen noch ihre Kletterausrüstung zurecht zurren, liefert ihm die Kamera der Drohne schon erste Eindrücke aus dem Horst über dem Druckzentrum. Obwohl der Wind ziemlich kräftig ist an diesem Juniabend, halten die vier Rotoren die Drohne erstaunlich stabil in der Luft. Obwohl sie brummt wie ein überdimensional großes Insekt, lässt sich der alte Storch zunächst nicht stören. Stoisch bleibt er beim Nachwuchs. Vor dem Hintergrund, dass sich Dr. Bense schon so lange um die Vögel im Kreisgebiet kümmert, überrascht es nicht, dass er die Eltern persönlich kennt: „Das Männchen trägt den Ring links oben und wurde am 29. Mai 2015 in Hille-Holzhausen beringt”, hat er sich notiert. „Das Weibchen trägt den Ring rechts oben und wurde am 26. Mai 2016 in Todtenhausen beringt.” Dass Störche in ihre Heimatregion zurückkehren, sei nicht ungewöhnlich.

Vorsprung durch Technik: Die Drohne ermöglicht den Blick von oben auf den Horst am Druckzentrum Trippeldamm. Wer sie lenkt, kann am Boden bleiben. MT-Foto: Alex Lehn (© Lehn)

Welches Geschlecht der Nachwuchs hat, ist noch unklar. „In diesem Alter wäre eine Endoskopie erforderlich, um das Geschlecht zu bestimmen”, erklärt Dr. Bense. Folglich gibt es auch noch keinen Namen. für den Nachwuchs. Spontan machte „Sven oder Svenja” als Vorschlag die Runde. Wichtiger ist aber der Code am Plastikring, der auch mit dem Fernglas abgelesen werden kann: Neben dem Kürzel DEW (Deutschland Vogelwarte Wilhelmshaven) steht eine individuelle Zahlenkombination. Egal wohin es den Jungvogel verschlägt – er kann immer wieder sicher identifiziert werden.

„Hauptsache gesund!” Das Prinzip gilt auch für den Storchennachwuchs. Das ist aus zwei Gründen nicht selbstverständlich. Erstens machte die anhaltende Trockenheit den Vögeln zu schaffen. Denn dann verschwinden die Regenwürmer als wichtige Nahrungsquelle tief im Boden und sind selbst mit langem Schnabel kaum zu erreichen. Zum anderen ist das weibliche Tier erst zwei Jahre alt. Das erhöhte ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass die Brut misslang. Tatsächlich überlebte nur einer der drei Jungstörche.

Ein Video ist unter MT.de zu finden.

Die Autorin ist erreichbar unter(05 71) 882 231 oder Anja.Peper@MT.de

Von Anja Peper, Lokalredaktion