Daily Archives: 22. Juni 2016

Zweiter Tag beim “Digitalschub”: Veränderungsprozesse und digitale Helferlein

IMAG1009 Die ersten Meter sind gemacht: Der zweite Tag beim verlagsinternen Projekt “Digitalschub” beschäftigte sich mit der Psychologie von Veränderungsprozessen und praktischen Beispielen, wie digitale Unternehmen heute arbeiten und wie sie kreative Prozesse und Strukturen für ihren Erfolg nutzen. In zwei abteilungsübergreifenden Intensivschulungen in den Konferenzräumen des Holiday Inn in Minden wurden alle Mitarbeiter ins Thema gebracht. Ziel des Weiterbildungs- und Motivationsprojektes ist es, die Verlagsabteilungen auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorzubereiten und zu resümieren, was in diesem Bereich in den vergangenen Jahren bereits geleistet wurde. Im Idealfall sorgt der “Digitalschub” nicht nur für viel neues Know-How in den Köpfen, sondern auch für zahlreiche Ideen, wie das Verlagshaus sich künftig digital weiterentwickeln kann.

Prof. Dr. Katja Nettesheim und Kerstin Sarah von Appen von der Berliner Agentur „Mediate“ vertieften die Themen, die bereits bei der Auftaktveranstaltung am Dienstag angerissenen wurden, in zwei Seminaren mit den Titeln “Veränderungsfreude” und “Moderne Methoden, die (Leben und) Arbeiten erleichtern”. Um die aktuelle Produktion der Zeitung zu sichern und trotzdem allen Mitarbeitern die Möglichkeit zur Teilnahme zu geben, fanden alle Seminare drei Mal in identischer Weise statt.

IMAG1020Kerstin Sarah von Appen beschäftigte sich in ihrer Schulung zum Thema “Veränderungsfreude” vor allem mit der Frage: Wie wirken sich Veränderungsprozesse auf die eigene Person aus? Zunächst machte sie dabei allen Mut: “Durch das Tal der Trauer müssen alle gehen.” Veränderung, so die Botschaft der Berlinerin, sei für niemanden angenehm, dennoch sei der Mensch damit auch nicht annähernd so überfordert, wie er das mitunter selbst empfinde. “Am Ende steht sogar meistens ein größeres Selbstbewusstsein, wir trauen uns mehr zu.” Bis dahin sei es aber, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld, mitunter ein langer Weg. Vom Schockzustand (Muss ich wirklich umziehen?), zur Ignoranz (Vielleicht ändert sich ja noch etwas und ich kann doch bleiben?) bis hin zur Akzeptanz (Wie soll das nur werden?) und damit der Trauer als solcher. “Verdrängungsprozesse sind ganz normal, aber irgendwann müssen Strategien gefunden werden, sie zu überwinden”, sagte von Appen zum Publikum. Dies sei auch Aufgabe der Vorgesetzen: Den Mitarbeitern die Angst zu nehmen und ihnen neue Wege zu zeigen. “In erster Linie muss man da aber selbst durch.” Jeder müsse seine eigenen Strategien finden, die neue Situation anzunehmen und für sich aktiv zu gestalten.

IMAG1015Katja Nettesheim ging in ihrem Seminar “Moderne Methoden, die (Leben und) Arbeiten erleichtern” vor allem auf die Möglichkeiten des “Design Thinking” ein. Die Methode zur Förderung der Kreativität und Entwicklung neuer Ideen setzt vor allem auf eine enge Orientierung am Kunden. Nicht das Bauchgefühl zähle, sondern das, was der treue Kunde sich wünsche, so Nettesheim. “Fragen sie sich immer: Welches Problem möchte der Kunde mit meinem Produkt lösen?” Häufig komme man so schnell zur Lösung, warum bestimmte Produkte nicht mehr so erfolgreich seien, wie in der Vergangenheit. Mit praktischen Beispielen erläuterte Katja Nettesheim, wie der Kunde der Schlüssel zu einer neuen Ausrichtung des Unternehmens sei. “Definieren sie den Kunden, definieren sie das Problem und dann entwickeln sie Ideen, wie sie es lösen können.” Brainstorming sei dann die richtige Wahl. “Zunächst müssen alle Ideen auf den Tisch, damit keine vergessen wird.” Dann, so der Appell der Expertin, müsse so schnell wie möglich ein Prototyp her, der am Kunden getestet werde. “Das ist viel günstiger, als zunächst die hohen Entwicklungskosten zu zahlen und nachher zu sehen, dass man doch am Kunden vorbei geplant hat”, so die Berlinerin. Digitale Unternehmen profitierten vor allem von Iteration: Entwickeln, Erfolg messen, lernen, entwickeln…” So werde das Produkt ständig verbessert.IMAG1016

Nach den beiden Seminaren ziehen die Mediate-Expertinnen jetzt zunächst ein Resümee, um die weiteren Schritte des “Digitalschubs” zu entwickeln.

 

Glückwunsch: Lokalsender Radio Westfalica wird 25 Jahre alt

"Menschen von hier machen Porgramm für Menschen von hier": So becshreibt RadioWestfalica-Chefredakteur Ingo Tölle das Erfolgsrezept seines Teams. Fotos: Alex Lehn

“Menschen von hier machen Programm für Menschen von hier”: So beschreibt RadioWestfalica-Chefredakteur Ingo Tölle das Erfolgsrezept seines Teams. Im Bild die Moderatoren Nadine Hofmeier (links) und Boris Tegtmeier (rechts), dazwischen die komplette Mannschaft. Fotos: Alex Lehn

“Wir machen Programm mit Menschen von hier für Menschen von hier“. So erklärt Chefredakteur Ingo Tölle den Erfolg von Radio Westfalica. Zu seinem 25. Geburtstag steht das Lokalradio glänzend da. Es erreicht fast 50 Prozent der Bewohner des Mühlenkreises und liegt damit in der Spitzengruppe der Lokalradios. Anders ausgedrückt hören täglich rund 150 000 Menschen durchschnittlich drei Stunden lang Radio Westfalica. Ihnen wollen die Radiomacher eine „gesunde Mischung aus Spaß und guten Geschichten aus der Region“ bieten.

Einen Beitrag zum Erfolg lieferte die deutliche Ausdehnung der Sendezeiten. Bis 2012 wurde werktags von 6 bis 10 Uhr, 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr lokales Programm aus dem Studio am Johanniskirchhof gesendet. Seit vergangenem Jahr kooperieren Radio Westfalica und Radio Herford und decken nun gemeinsam die Zeit von 5 bis 20 Uhr ab, berichtet Tölle. Die Morgenshow mit den „Vier von hier“ – den Moderatoren Nadine Hofmeier, Jan-Philipp Ehlers (Pola), Oliver Rose und Ingo Take – läuft montags bis freitags von 5 bis 10 Uhr und wird in Minden produziert. Herforder Themen werden ebenfalls bedient. Zwischen 10 und 15 Uhr sitzt der Moderator für beide Kanäle in Herford. Die anschließende Sendung „Von 3 bis frei“ wird dann wieder für beide Sender am Johanniskirchhof produziert. Danach ist bis 20 Uhr wieder Radio Westfalica dran. Samstags wird von 7 bis 12 Uhr Programm gemacht, sonntags von 9 bis 14 Uhr.

Zu allen Zeiten werden trotzdem jeweils für Herford und Minden eigene Inhalte geboten. „Das ist technisch sehr anspruchsvoll“, erläutert der Chefredakteur. Es erfordert eine sehr genaue Abstimmung zwischen beiden Redaktionen, dazu disziplinierte Mitarbeiter. Denn die maximale Abweichung zwischen beiden Liveprogrammen darf 0,2 Sekunden betragen. Gutes Timing ist Pflicht, denn Stille ist im Radio tödlich.

„Die Kooperation versetzt uns beide in die Lage, mehr lokales Programm zu machen“, sagt Tölle. Damit sei zugleich Arbeitskapazität an anderen Stellen frei geworden, die zum Beispiel ein Mehr an Beiträgen aus der Region bedeuten.

Das Programm, das live über den Sender geht, ist auch beim Radio schon längst nur eine Baustelle. Die andere heißt Internet: Nachrichten, Videos, Kommunikation über die sozialen Netzwerke – das wird mit genauso viel Engagement betrieben wie der Sendebetrieb. Die Änderung im Mediennutzungsverhalten spiele auch für die Lokalradios eine „Riesenrolle“. Wie wird der Sender auf dem Smartphone gefunden? Das ist eine der zentralen Fragen, ebenso wie zielgerichtete Angebote für einzelne Nutzergruppen. „Lokale Medieninhalte sind der Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft“, formuliert Ingo Tölle eine Überzeugung, die zugleich Anspruch ist.

Der gebürtige Herforder (Jahrgang 1972), der als Pioniertaucher in Minden stationiert war, studierte The-ater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Pädagogik und Publizistik in Bochum und Berlin, erlebte die Anfänge des Lokalradios 1993 als Volontär bei Radio Herford. „Das war die Zeit einer gewissen Anarchie. Einige machten öffentlich-rechtliches Radio mit geringeren Mitteln, andere folgten allein dem Spaßfaktor“, erinnert sich Tölle.

Die Zeiten sind vorbei. Radio Westfalica ist von fünf Mitarbeitern auf die doppelte Anzahl gewachsen. Dazu kommen noch acht freie Mitarbeiter. Gemeinsam sorgen sie immer gut gelaunt dafür, dass die Hörer gut unterhalten und informiert werden. „Ich glaube, der Mix macht den Erfolg aus“, ist Tölle überzeugt und nennt Musik, Unterhaltung, Nachrichten, Wetter und Verkehr als die wichtigsten Zutaten.

Hintergrund: Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen

  • Basis des privaten Rundfunks in NRW ist das Zweisäulenmodell. Die pluralistisch zusammengesetzte Veranstaltergemeinschaft ist verantwortlich für das Programm und Arbeitgeber. In dem Gremium sind gesellschaftlich relevante Gruppen vertreten. Die Betriebsgesellschaft, an der die örtlichen Zeitungsverlage und die Kommunen beteiligt sind, ist für den wirtschaftlichen Betrieb des Senders zuständig. Bei Radio Westfalica ist der MT-Verlag J.C.C.Bruns größter Einzelgesellschafter.
  • In NRW gibt es 45 Lokalradios, die wochentags mindest fünf Stunden Sendezeit gestalten.
  • Das Rahmenprogramm liefert Radio NRW mit Sitz in Oberhausen. Es versorgt die Stationen mit Weltnachrichten, Beiträgen von Korrespondenten aus aller Welt und dem kompletten Musikprogramm.
  • Als erster privater Lokalradio-Sender ging am 1. April 1990 Radio Duisburg auf Sendung.

Hintergrund: Radio Westfalica

  • Radio Westfalica startete am 22. Juni 1991 sein Programm. Erster Chefredakteur war Ralf Huber. 1997 folgte Markus Augustiniak. Seit 2009 leitet Ingo Tölle das Team – mit einer kurzen Unterbrechung. Er war bis zum Frühjahr ein Jahr lang als Programmdirektor bei Radio NRW tätig.
  • Neben Nadine Hofmeier, Jan-Philipp Ehlers (Pola), Oliver Rose und Ingo Take, die aktuell die Morgenshow moderieren, prägte Carsten Dehnes Stimme den Sender. Er hatte im August 1991 bei Radio Westfalica angefangen, nicht nur viele Sendungen moderiert, sondern war als Reporter bei unzähligen Handballspielen im Einsatz. Seit einem Jahr ist er Chefredakteur von Radio Herford.
  • Von Anbeginn an hat der Bürgerfunk feste Sendezeiten im Lokalradio. Auf der Frequenz von Radio Westfalica dürfen die freien Gruppen täglich von 20 bis 21 Uhr im Offenen Kanal senden – aktuell sind das Mikro Minden, VHS Bad Oeynhausen, die Medienwerkstätten Lübbecke und Rahden-Wehe. Die Volkshochschulen, die in der Veranstaltergemeinschaft vertreten sind, unterstützen die Bürgerfunker.
  • Das Verhältnis zwischen Radio Westfalica und den Bürgerfunkern ist freundschaftlich. Der Sender prämiert jedes Jahr die besten Bürgerfunk-Beiträge.