Daily Archives: 6. Februar 2019

Entdeckungsreise mit der Zeitung – MT clever: Bildungsprojekt startet diese Woche in 20 Kitas

Die Druckhausführung gehört für viele Kinder zu den Höhepunkten des Projektes. MT-Foto:
Andrea Williams

Seit Montag ist es wieder so weit: In 20 Kindertagesstätten im Verbreitungsgebiet werden die dicken Zeitungspakete angeliefert, Bilder vom Maskottchen Toni ausgemalt und Druckereibesuche vorbereitet. Das Bildungsprojekt „MT clever“ geht in eine neue Runde. Viele Kitas sind sogar schon zum zweiten Mal dabei.

Mit der Lokalzeitung gehen die Kinder im Vorschulalter auf Entdeckungsreise: Und zwar zum einen in die große, weite Welt der Buchstaben, zum anderen aber auch in die der Erwachsenen.

Das Programm für diese Reise stellen die Erzieherinnen und Erzieher selbst zusammen. Das MT liefert ihnen ein Paket mit Anregungen, was man mit der Zeitung alles machen kann: basteln, turnen, die eigene Umgebung neu entdecken, den Wetterbericht auswerten, Lieblingsbilder ausschneiden, um nur einige Beispiele zu nennen. Das ist eben der Vorteil im Vergleich zum Bildschirm oder zu einem Buch: So eine Zeitung darf man auch mal richtig auseinandernehmen.

Im Mitmachheft erklärt das Maskottchen, der Mops Toni, außerdem, wie der Bericht in die Zeitung und die Zeitung auf den Frühstückstisch der Leser kommt. Für viele Kinder ist der Besuch in der Druckerei ein absoluter Höhepunkt: Die riesigen Maschinen und Papierrollen beeindrucken sie nachhaltig.

Ziel des Projektes ist es, erste Grundlagen für die Lese- und Medienkompetenz der Kinder zu legen – die gelten immerhin als Schlüssel zum späteren Bildungserfolg. Pro Kindergartenjahr werden drei Projektzeiträume von jeweils vier Wochen angeboten. Der aktuelle Zeitraum ist ausgebucht, im nächsten, der vom 29. April bis zum 24. Mai geht, sind noch wenige Restplätze frei. Interessenten können sich unter www.mt-clever.de informieren und anmelden.

Ansprechpartnerin ist Nicola Waltemathe unter (05 71) 882 129 oder MT-clever@MT.de

Von Nadine Conti, Lokalredaktion

Kitas, Kinder, Kostenstellen – Erzieher Tobias Tischer ist 29 Jahre alt und leitet zwei Kitas in Lahde und Petershagen. Warum gehen nicht mehr Männer diesen Weg? (#200in365, No.115)

Kita-Leiter Tobias Tischer im Gruppenraum mit den Zwillingen Jan (links) und Mika. MT-Foto: Benjamin Piel

Es ist Abholzeit in der Lahder Johanniter-Kita Bullerbü. Kinder springen Eltern in die Arme – Hausschuhe aus, Winterjacken an, „bis morgen“. Wenn der Kindergarten-Tag eine unruhige Phase hat, dann diese. Einrichtungsleiter Tobias Tischer bringt sie nicht aus der Ruhe. Der 29-Jährige steht in seinem Büro am Schreibtisch, die Tür ist fast immer offen. So ist es zwar oft laut, wenn er sich um Kostenstellen, Dienstpläne oder Abrechnungen kümmert. Aber das ist ihm lieber als abgeschottet zu sein vom Kita-Leben. „Es ist immer gute Laune vor der Tür und das ist schön“, sagt der gebürtige Mindener.

Noch immer gibt es deutlich mehr Erzieherinnen als Erzieher und Männer, die einen Kindergarten leiten, sind erst recht selten. Fischer bedauert das. „Ich wusste schon in der neunten Klasse, dass ich Erzieher werden will“, erinnert er sich. Er habe gemerkt, dass ihm die Arbeit mit Kindern liege, machte ein Praktikum in einer Kita, der Berufswunsch blieb.

Warum sich nicht mehr Männer für den Beruf entscheiden, weiß Tischer nicht so recht. Schließlich sei die gesellschaftliche Anerkennung hoch, politisch gewinne das Thema an Bedeutung, die abwechslungsreiche Arbeit lasse viel Freiraum für Kreativität. Nur die Bezahlung, die sei zu gering. „Wir haben einen hohen Stellenwert in der frühkindlichen Bildung, tragen viel Verantwortung und deshalb sollte man über die Gehälter nochmal nachdenken“, fordert er.

Tischer sind Männer als Mitarbeiter willkommen. Es sei gut für die Kinder auch männliche Ansprechpartner zu haben, Dinge wie das Kräftemessen stünden bei ihnen stärker im Fokus. Dass Männer sich mit dem impliziten Vorwurf konfrontiert sähen, sie seien womöglich pädophil, hat Tischer selbst nie erlebt und hat auch nicht den Eindruck, dass dieser Punkt ein Thema unter Eltern sei.

Weil der Eldagser inzwischen nicht nur die Kita in Lahde, sondern auch die Johanniter-Kita Regenbogen in Petershagen leitet, hat er immer mehr Führungs- und Verwaltungsaufgaben. Immerhin leitet er ein Team von 29 Mitarbeitenden. „Aber ich hole mir auch immer mal wieder Zeit mit den Kindern und gehe in die Gruppen“, sagt er. Außerdem sei ja auch die Organisationsarbeit am Ende etwas, das er für die Kinder mache.

Dass er fast ausschließlich Frauen zu führen hat, habe sich als unproblematisch herausgestellt. „Erst habe ich mir gedacht, was das wohl wird“, gibt er zu, aber inzwischen sei das gar kein Thema mehr.

In der Ganztagsbetreuung sieht der Vater eines Sohnes eine zunehmende Herausforderung für Kitas und deren Mitarbeiter. Denn das sei zum einen eine Herausforderung in der Organisation und mache perspektivisch vielleicht auch etwas wie Schichtarbeit zum Thema.

Und zum anderen wüchsen die pädagogischen Anforderungen an die Kitas. Tischkultur, soziales Miteinander, die Eltern möglichst stark teilhaben zu lassen, an dem was ihr Kind in der Kita-Zeit erlebt – diese Dinge gewinnen an Bedeutung und machen den Erzieherberuf komplexer.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur