Daily Archives: 8. Januar 2019

Anzeigenzeitung “Willem” mit neuen Inhalten und frischer Optik

Die Anzeigenzeitung “Willem” wurde optisch und inhaltlich überarbeitet. Hier die Ansicht als digitales eMag, das auf jedem Bildschirm durchgeblättert werden kann. Repro: MT

Das kostenlose Wochenend-Magazin „Willem“ ist zum neuen Jahr optisch und inhaltlich gründlich überarbeitet worden. Das Schwesterblatt der mittwochs erscheinenden Anzeigenzeitung „Weserspucker“ präsentiert sich seit der ersten Ausgabe 2019 mit neuen Layout-Elementen und einem deutlich erweiterten Spektrum an Inhalten.

Die Redaktion hat eine ganze Reihe von neuen Rubriken und Formaten an den Start gebracht: Unter anderem gibt es nun regelmäßig Eventfotos (in Zusammenarbeit mit dem Stadtmagazin „News“), ein ausführliches Interview, Kommentare zu aktuellen Themen, Rätsel und nicht zuletzt als auflockerndes zeichnerisches Element einen humorigen Cartoon. Auch ein Blick ins Digitale ist künftig Bestandteil der Samstagsausgabe: „Entdeckt auf Instagram“ stellt als feste Rubrik regionale Online-Blogger dieser Plattform vor.

Auch die Vertriebsorganisation wurde neu aufgestellt.  Seit Jahresbeginn wird der „Willem“  samstags von einem eigenen Boten-Team der Unternehmensgruppe J.C.C. Bruns an alle erreichbaren Haushalte in Minden, Porta Westfalica, Hille, Petershagen und Lübbecke verteilt. Die verbreitete Auflage beträgt annähernd 110.000 Exemplare. Selbstverständlich ist der “Willem” auch digital verfügbar. Unter http://willem-online.de/ gibt es nicht nur Kontaktinformationen und Mediadaten des Magazins, sondern auch die jeweils aktuellen Ausgaben für Minden und Lübbecke als am Bildschirm blätterbares eMagazin sowie ein Archiv zurückliegender Ausgaben.

Die heimische Medienlandschaft hat sich zum Jahresende einmal mehr verändert. Der „Minden Kurier“, ein Anzeigenblatt des niedersächsischen Oppermann-Verlages, hat sich mit der letzten Ausgabe 2018 von seinen Lesern verabschiedet und nach knapp sechs Jahren sein Erscheinen eingestellt. Die Verlagsleitung begründete das mit dem gestiegenen Kostendruck. Damit verbleiben der „Willem“ als Wochenendmagazin und der „Weserspucker“, der kreisweit jeweils mittwochs in drei eigenständigen Ausgaben mit einer gemeinsamen Auflage von gut 112.000 Exemplaren erscheint, als gemeinsam das gesamte Kreisgebiet abdeckende Anzeigenzeitungen. Beide sind Produkte des bereits 1834 gegründetenen Mindener Medienunternehmens J.C.C. Bruns, das unter anderem auch seit 1856 das „Mindener Tageblatt“ herausgibt. Der „Willem“ erscheint in der jetzigen Struktur im sechsten Jahrgang. Das Schwesterblatt „Weserspucker“ ist bereits seit 28 Jahren auf dem Markt.

Für die Leserinnen und Leser bedeuten Anzeigenzeitungen kostenfrei lokale Nachrichten, Storys und Hintergrundberichte sowie Verbraucher- und Servicethemen. Sie sind zudem für Handel und Dienstleistungsunternehmen zuverlässige Werbeträger, um die jeweilige Werbebotschaft zielgerichtet an die Kundinnen und Kunden bringen, sei es über attraktiv gestaltete Anzeigen oder mittels Beilagen in Form von Prospekten.

Fast jeder, der in Deutschland lebt und einen Briefkasten hat, kann sich durch Anzeigenzeitungen informieren. Laut einer aktuellen Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse lesen mehr als 75 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung Anzeigenzeitungen, das sind mehr als 53 Millionen Menschen. Deutschlandweit gibt es 418 Verlage, die insgesamt 1268 Titel herausgeben.

Von Jörg Meier, Redaktionsleitung “Willem” und “Weserspucker”

Neue Rubrik auf MT.de: Der dpa-Faktencheck

Was wird behauptet? Was stimmt? Und was nicht? Die neue Rubrik auf MT.de nimmt Aussagen aus aktuellen Diskussionen unter die Faktenlupe. Repro: MT

Fragen und Antworten zur neuen Rubrik auf MT.de:

Wo ist der Faktencheck auf MT.de zu finden?
Sie finden den Faktencheck unter https://www.mt.de/weltnews/faktencheck

Was ist der dpa-Faktencheck?
Der dpa-Faktencheck ist streng genommen ein Behauptungs-Check: „Stimmt das?“ oder „Ist das wirklich so?“ – mit diesen grundlegenden Fragen wollen wir aktuelle, gesellschaftlich relevante Behauptungen überprüfen. Bei der Auswahl von Themen für dpa-Faktenchecks ist der Reizwert eines Themas der entscheidende Faktor. Damit ist gemeint, dass eine Behauptung oder eine These einen hohen Gesprächswert hat oder ein Aufregerthema ist.

Wie ist der dpa-Faktencheck aufgebaut?
Idealerweise ist ein dpa-Faktencheck in die Bereiche „Behauptung“, „Bewertung“ und „Fakten“ aufgeteilt. Diese klare Gliederung ist das Ideal des Faktenchecks, es kann auch Abstufungen davon geben. Die Bewertung schließt nach Möglichkeit ein deutliches Urteil ein, wie zum Beispiel: „Die Behauptung stimmt“ oder „Die Behauptung stimmt nicht“. Möglich sind aber auch Abstufungen wie „stimmt überwiegend“ beziehungsweise „stimmt überwiegend nicht“.

Ausschnitt der Übersichtsseite des Faktenchecks. Screenshot: MT

Für welche Ressorts gibt es Faktenchecks?
Die Auswahl für Faktenchecks beschränkt sich keineswegs nur auf politische Themen. Die dpa überprüft auch Behauptungen aus den Ressorts Wirtschaft, Wissenschaft, Panorama und weiteren, für das gesellschaftliche Leben relevanten Bereichen. Wie alle Texte der dpa entstehen auch die Faktenchecks ausschließlich in Teamarbeit. Mindestens zwei Journalisten sind daran beteiligt. In der Regel gehören Mitglieder des dpa-Faktencheck-Teams zu den Autoren und Redakteuren der Faktenchecks.

Worauf zielt der dpa-Faktencheck?
Die dpa-Faktenchecks sollen es den Leserinnen und Lesern ermöglichen, sich auch bei komplexen Themen eine eigene, auf Fakten gestützte Meinung zu bilden. Im Idealfall können sie damit unbegründete Vorurteile oder in die Irre führende Manipulationen hinterfragen und letztlich widerlegen. Es ist zudem ein Ziel der dpa, durch Faktenchecks die Leserinnen und Leser mit Recherche-Techniken im digitalen Zeitalter vertraut zu machen.

Quelle: dpa

Die letzten Ritter – Schlaraffen mögen den Witz und verehren den Uhu. Wöchentlich treffen sie sichzum eigentümlichen Spiel. Für die Mitglieder des Männerbundes ist es eine Auszeit vom Alltag (#200in365, No.100)

Ein Gast „reitet“ in die Schlaraffen-Burg in der Mindener Pöttcherstraße ein. Die heimischen
Schlaraffen bilden mit kleinen Schwertern ein Willkommensspalier. MT-Foto: Benjamin Piel

Es ist die 1531. Sippung im 356. Reich der Schlaraffia, dem Reych Porta Westfalica. Die Gäste reiten ein in die Burg. Mit kleinen Holzschwertern bilden die Hausherren ein Spalier, durch das die Ritter aus anderen Reichen einziehen bis vor den Thron. Auf dem sitzt Oberschlaraffe Achim Palm und verteilt Besucherorden, die die Gäste an ihren Umhängen befestigen.

So beginnen die Sitzungen („Sippungen“) der Schlaraffen überall. Rund 6.000 von ihnen gibt es in Deutschland, um die 10.000 weltweit. Außer in Deutschland treffen sie sich vor allem in Österreich und der Schweiz.

Wer den Raum in der unteren Etage des Logenhauses in der Mindener Pöttcherstraße betritt, der ist nur noch Schlaraffe, das schätzen die 18 Mitglieder des Männerbundes. Es ist ähnlich wie im Karneval: Wer seine Robe umlegt und seine Kappe („Helm“) aufsetzt, der legt sein Alltagsleben ab. Der soziale Status ist für die Dauer des Ritterspiels vergessen. Das ist zumindest das schlaraffische Ideal. Auch Vor- und Nachname spielen keine Rolle mehr. Jeder hat einen schlaraffischen Namen. Herbert Lehnert beispielsweise kommt ursprünglich aus dem Schwäbischen. Im heimischen Reich wollte er den Namen „Maultäschle“ annehmen. Der war aber schon vergeben. Als er das seiner Frau erzählte, sagte die nur: „Na sowas.“ Seitdem ist er bei den Schlaraffen der „Ritter Nasowas“. Ein leidenschaftlicher Golfspieler heißt „Puttputt“, ein anderer „Frohnatur“.

Entstanden ist der Bund 1859 in Prag. Damals lehnte eine Künstlervereinigung einen jungen Künstler mit dem Verweis ab, dieser sei mittellos. Aus Protest gründeten einige Theaterleute einen Proletarier-Club, der die Gesellschaftselite verschaukelte. Daraus entwickelten sich die Schlaraffen, die den Uhu verehren, weil der ihre Tugenden verkörpere. Warum, das wissen die Männer selbst nicht so genau.

Los geht es mit dem Abendlied: „Das Herz gehört dazu – lulu, lulu.“ Lulu, das ist der schlaraffische Gruß, der an den Abenden alle paar Minuten erschallt. Er steht fürs lateinische „Ludite ludum“ („Spielet das Spiel“). Mit ihrem Spiel wollen die Schlaraffen die Wirklichkeit persiflieren. In scheinbar höchstem Ernst verleihen sie zwar Orden und Titel, doch eigentlich sei das alles „ein Kindergeburtstag für Männer“. So zumindest drücken einige der Ehefrauen aus, was ihre Männer da treiben. Mal duellieren sie sich mit Gedichten, mal mit Musik, immer soll der Humor im Mittelpunkt stehen. Wer gegen eine der vielen Regeln verstößt, muss auf dem Schandross eine Strafe absitzen. Wer dagegen einen humorigen Beitrag leistet, wird mit einem Schnaps belohnt. Wie aber passen starre Regeln und freies Spiel zusammen? Ein Schlaraffe müsse die Regeln „100-prozentig beherrschen, um sie dann umgehen, aushebeln und damit spielen zu können“, antwortet Palm. Und: „Wir spielen wie die Kinder.“ Ein anderer empfindet die Sitzungen als „Kurzurlaub für den Geist“. Außerdem lerne, wer in die Bütt („Rostra“) gehe, vor Menschen zu sprechen und ein Thema zu präsentieren.

Ein paar Tabus haben die Schlaraffen bei allem Spielerischen aber doch: Zotig darf es nicht zugehen, Religion, Politik und Geschäftliches sollen innerhalb der Burgmauern keine Rolle spielen. Kunst, Humor und Freundschaft dagegen schon, erläutert Oberschlaraffe Palm. „Eine kleine Macke schadet nicht“, nennt er eine der wichtigsten Voraussetzungen. Was die Schlaraffen vereint, ist ihr Interesse an Literatur, Lyrik und Musik. Damit ausgestattet machen sie sich gemeinsam auf, um vom Pilger zum Knappen, zum Junker und schließlich zum Ritter erhoben zu werden.

Dass der Besucher ratlos in dieser Spielwelt, deren niveauvollem Schwachsinn und zwischen den wappenbehangenen Wänden steht, kann der frühere Journalist verstehen, denn: „Niemand kann die Schlaraffia erklären, man muss es erleben.“ Einerseits ist erwünscht, dass die Männer nicht in die Öffentlichkeit drängen. Inzwischen macht das aber auch Probleme. Denn jüngere Männer haben offenbar weniger Lust, einen zweistündigen Abend pro Woche ritterlich zu verbringen. Alle Mitglieder sind über 50. Und so könnten die letzten am Ende zu den allerletzten Rittern werden.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur