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Cake my Day: MT-Volontär Ilja Regier wagt sich an seinen ersten Kuchen

Kuchen esse ich gerne, das gebe ich offen zu. Bisher stand ich ganz am Ende der Nahrungskette – als Konsument, nicht Produzent. Selber gebacken habe ich noch nie. Als die Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion mir diese Aussage entlocken, ist klar: Sie haben ein Opfer gefunden. „Dann mal ran, unser Wettbewerb Cake my Day bietet sich genau dafür an.“ Was habe ich mir da eingebrockt?

Fertige Backmischungen sind nicht erlaubt. Die Mohrenkopftorte – idiotensicher in der Herstellung – enthält Sahne und darf deswegen nicht eingereicht werden. Die Bedingungen sind streng, die Organisatoren unbestechlich. „Auch bei dir dürfen wir keine Ausnahme machen“, heißt es. Ich muss also richtig backen, meine Tricks eignen sich nicht. Zum Glück hilft mir eine Assistentin.

Die Redaktion hat ganze Arbeit geleistet und den Kuchen nach wenigen Augenblicken vertilgt. Foto: Jan Henning Rogge

Legen wir los. Ich organisiere mir ein Rezept von diesem Käsekuchen, den ich besonders gerne verspeise. Beim Einkauf für die Zutaten gehen die Probleme los. Ein Fläschchen „Butter-Vanille-Aroma“ steht auf meinem Zettel. Was soll das sein? Fläschchen Bier kenne ich, aber Aroma? Als ich das Produkt gefunden habe, wundere ich mich, was da als Fläschchen bezeichnet wird. Dieses Aroma-Gefäß, circa acht Zentimeter lang, ist eindeutig ein Röhrchen – kein Fläschchen.

Zurück in meiner Küche streife ich mir ganz professionell im ersten Schritt die Kochschürze über, während der zweite Schritt mich schon gnadenlos überfordert. Wie trenne ich das Eigelb vom Eiweiß – und warum mache ich das, wenn ich ohnehin beides später in einem Topf verrühren werde? Ich bekomme einen Hinweis, lerne dazu, halbiere ganz vorsichtig die Eierschalen und schütte den Inhalt immer wieder in die jeweils andere Schale – bis Weiß und Gelb endgültig getrennt sind.

Wie im Labor wiege ich die anderen Zutaten ab, führe sie in einem Behälter zusammen und der Mixer kommt zum Einsatz. „Du wirst die Küche versauen“, hat meine Assistentin schon zu Beginn befürchtet – sie könnte Recht behalten. Weil es möglichst schnell gehen soll, stelle ich die Turbo-Funktion beim Mixen ein – keine gute Idee. Ich erinnere mich, dass es solche Schweißerbrillen gibt. So eine hätte ich aufsetzen sollen, einen Durchblick habe ich nicht mehr. Sämtliche Teigstücke fliegen in mein Gesicht. Mangelnden Einsatz kann mir niemand vorwerfen.

Beim Unterheben bin ich überfragt, das stempele ich als Fachchinesisch ab. Das Eiweiß schäumt nicht, wie es in der Anleitung heißt, nachdem ich wild mit einem Schneebesen hantiere und mir beinahe mein Handgelenk breche. Und wie stelle ich den Backofen auf Umluft ein? Zwei Symbole ähneln sich. Bloß nicht das Dreieck mit dem Zacken wählen, lautet ein Tipp im Internet – das sei die Grillfunktion. Und Kuchen, da bin ich einverstanden, müssen nicht zwingend gegrillt werden.

Trotz aller Erschwernisse und Fettnäpfchen, in die ich trete, schlage ich mich bei meinem ersten Versuch wacker. Die Springform mit dem Teig schiebe ich schließlich in den Backofen. Eine Stunde und 15 Minuten benötigt „mein Baby“, dann ist der Kuchen gar.

Am nächsten Tag wähle ich jene Kolleginnen und Kollegen, die mich zum Backen animiert haben, als Versuchskaninchen aus. Wie wird ihnen der erste Kuchen meines Lebens schmecken? Wird die Redaktion womöglich Magenschmerzen bekommen? Ich stelle meine Kreation in die Mitte des Raumes. Eine Stunde später ist die Kuchenplatte leer gefegt. Es scheint zu schmecken, vernehme ich.

Für den Backwettbewerb, für den ich mich bewiesen habe, stapele ich dennoch tief und starte außer Konkurrenz. Im Normalfall zeige ich Ehrgeiz und visiere immer das oberste Treppchen an. Hier reicht mir als Back-Grünschnabel der olympische Gedanke – dabei sein ist alles.

Von Ila Regier, Lokalredaktion

Die Homepage des Backwettbewerbs gibt es hier: www.cakemyday.info