Emo-Rap aus Minden
Jan Brandhorst alias nKanté hat sein erstes Album „Heartfelt Melodies“ herausgebracht.
Von Christine Riechmann
Mit mehr als 30.000 Hörern auf Spotify geht der
Mindener Rapper „nKanté“ gut ab. Und obwohl
ihn die Menschen auf dem digitalen Musikdienst
hören wollen, ist Jan Brandhorst, wie der 20-Jährige
„in echt“ heißt, noch nie vor Publikum aufgetreten.
Seine Musik ist bisher nur im Internet zu hören,
mehr als 100 Songs hat er schon produziert. Dabei
schreibt er nicht nur die Texte selbst, sondern
mixt sie auch ab und macht die Endbearbeitung.
Nur die Beats kauft er über bestimmte Plattformen
ein. All das hat er sich über Youtube-Tutorials
beigebracht.
Überhaupt ist der ehemalige Besselschüler, der
an dem Mindener Gymnasium 2019 sein Abitur
gemacht hat, ein Selfmademan. Bis auf Schlagzeugunterricht
hatte er mit Musik nicht viel am
Hut, gesungen hat er nie. Angefangen hat alles im
Jahr 2015 mit sogenannten Diss-Tracks. „Das sind
Songs, bei denen bestimmte Gegner aus Spaß gedisst
werden“, erklärt Jan Brandhorst. Er habe das
mit seinen Freunden gemacht.
Schnell sind daraus richtige Lieder geworden und
Jan Brandhorst hat seine Leidenschaft entdeckt.
Er hat Beats dazu produziert und die Songs aufgenommen.
34 | news Dezember 2020
Inspiriert von seinem Lieblingsrapper Juice Wrld,
der 2019 mit nur 21 Jahren an einer versehentlichen
Überdosis gestorben ist, beschreibt nKanté
seinen Stil als Emo-Rap – eher emotional und
melodisch als aggressiv. Seine Themen sind nicht
Protzen und Prahlen. „In meinen Songs geht es
darum, wie man mit sich und seinen Emotionen
klarkommt.“
In seinem aktuellen Album „Heartfelt Melodies“
hat er eine gescheiterte Beziehung und den damit
verbundenen Liebeskummer verarbeitet. „Ich
finde es krass, wie man im Rap seine Gefühle und
Messages verbreiten kann und das dann auch
fühlt“, sagt der Mindener Musiker.
Luxus, Glamour und Skandale – mit dem weit
verbreiteten Image der bekannten Rapper kann
nKanté wenig anfangen. Er glaubt auch nicht,
dass alle Rapper so sind, wie sie sich darstellen.
„Das ist in vielen Fällen einfach nur ein Stilmittel“,
meint der 20-Jährige. Und wer ihn kenne, wisse
sowieso, dass er nicht so drauf sei.
Genauso spontan wie Jan Brandhorst zum Musiker
geworden ist, ist auch der Künstlername entstanden.
„Irgendwann, als ich einen Namen bei
Spotify eingeben musste, kam mir der französische
Fußballer N‘Golo Kanté in den Kopf. Ich habe
dann einfach das ‚Golo‘ weggelassen“, erzählt er.
Noch ist die Musik für nKanté ein Minusgeschäft.
Auch wenn er bereits für seine veröffentlichten
Songs Geld bekommt, sind seine Ausgaben immer
noch höher. „Reich werde ich noch nicht“,
sagt der 20-Jährige, der nichts dagegen hätte, von
der Musik irgendwann leben zu können.
Dass das Geld für den Rapper allerdings nicht
das Wichtigste ist, zeigt, dass er die Einnahmen
seiner letzten Single komplett an „Sea Watch“
gespendet hat. Das ist ein Verein, der in Seenot
geratene Flüchtlinge rettet. Und auch Teile der
Einnahmen seines aktuellen Albums, das erstmals
auch auf Amazon zu kaufen ist, will er dem
karitativen Verein spenden.
In Sachen Geld verdienen arbeitet Jan Brandhorst
vorsorglich auch an einem Plan B: Seit diesem Semester
studiert der Mindener Englische Sprachwissenschaften
und Mode- und Textildesign an
der Uni in Paderborn – coronabedingt aktuell
allerdings online von zu Hause in Minden bei seinen
Eltern. Und trotzdem hat die Musik eine hohe
Priorität. Das nächste Ziel heißt: Auftritt. Wo, sei
eigentlich egal. „Dort,
wo es passt und wo man
mich hören möchte.“
Mehr Infos unter
instagram.com/
nkanterap
Foto: PR