news Dezember 2020 | 33
Wie kam es zu Eurem Bandnamen?
Der Name stammt von Marc. Wir wollten eine
Assoziation zum Weltraum, weil wir das schön
fanden und irgendwie mit Musik verbanden. Das
muss nicht automatisch bedeuten, dass die Musik
total sphärisch klingt. Es geht mehr um den
Gedanken, dass man im All total frei und abgekapselt
ist. Und das Wort Lunauten ist tatsächlich,
wie mein Vater mir neulich mitteilte, die
schweizerdeutsche Übersetzung für Astronaut.
Der Mond war für uns naheliegend, da er das einzige
Objekt im All ist, was von der Erde aus im
erkennbaren Sichtfeld liegt, und einfach was Faszinierendes
hat. Unsere Vorstellung von Kosmos
und Unendlichkeit wird mit dem Namen Lunauten
greifbar.
Seit Corona habe ich den Eindruck, dass sich einige
Musiker entmutigt fühlen. Woher nehmt Ihr
die Energie, ausgerechnet jetzt was Neues zu
starten?
Dazu habe ich mir noch gar
keine Gedanken gemacht.
Durch Corona hat sich gar
nicht so viel an unserem Releaseplan
verändert. Marc
war für mehrere Monate in
Südostasien unterwegs und
kam erst im Februar wieder.
Nach seiner Rückkehr hatten wir eine Probe und
dann kam der Lockdown. In der Zeit hatten wir
schon sehr viel geplant. Uns war bewusst, dass
wir als neue, noch unbekannte Band nur schwer
an Auftritte kommen. Mit einem vernünftigen
Internetauftritt möchten wir so viele Leute wie
möglich generieren. Nach dem ersten Lockdown
trafen wir uns wieder zum Proben und hatten Fotoshootings.
In den letzten Monaten drehten wir
Videos. Heute kommt das erste Video zur ersten
Single. Natürlich ist es jetzt eine total komische
Situation, dass man gar keine Auftritte spielen
kann, damit das Ganze dreidimensional wird.
Wir können, glaube ich, über das Internet gar
nicht ausdrücken, wie sehr wir uns freuen, dass
das Projekt nun richtig startet. Andererseits ist
es vielleicht auch eine Chance für uns, dass die
Leute dank der Einschränkungen mehr als üblich
am Handy hängen und dort unsere Musik hören
können. Es ist einfach ein superschönes Gefühl,
wenn unsere Musik und somit die Arbeit daran
wertgeschätzt wird und was zurückkommt: Sei
es ein Kommentar auf unserer Seite, ein Repost
oder sonstiges.
Heute erscheint Eure erste Single „Bonjour, Guten
Tag!“. Bei der Umsetzung des dazugehörigen
Videos wurdet Ihr von create music NRW unterstützt.
Wie kam es dazu?
Das lief über unseren Schlagzeuger Marc. Die
Förderung wurde ausgeschrieben, wir schickten
einen Antrag hin, und sie meldeten sich relativ
schnell zurück und sagten uns finanzielle Unterstützung
zu. Darüber haben wir uns natürlich
riesig gefreut, da so ein Videodreh natürlich
sauteuer ist. So konnten wir das ganz entspannt
umsetzen.
Wer hat das Video gedreht?
Max Zdunek, ein Bekannter der mit uns befreundeten
Band Kid Dad aus Paderborn. Er hat mit
uns die ersten beiden Videos gedreht. Es macht
total Spaß mit ihm, weil die Arbeit sehr locker auf
einer freundschaftlichen Ebene abläuft. Max hat
ein Wahnsinnsgespür und ein Auge für Videos.
Das finde ich beeindruckend. Für das erste Video
hat er uns acht Stunden lang gefilmt, wie wir ausrasten.
Er hatte dann die schwere Aufgabe, das
Ganze auf zwei Minuten zu packen, da der Song
nicht viel länger ist. Das hat er grandios hingekriegt.
Ein ganz fantastischer Videograf.
Euer Auftreten wirkt sehr durchdacht: Presseanschreiben,
parallel Facebook, Instagram, Twitter,
YouTube füttern. Hattet Ihr eine Art Coaching?
Wir hatten kein Coaching.
Die Vorgehensweise beruht
auf unseren Erfahrungen. So
professionell sind wir eine
Band noch nie angegangen.
Für uns alle ist es der Traum,
eines Tages mit Musik Geld
zu verdienen. Wir spüren in
der Gruppe, dass das was werden kann, da wir
gutes Material haben und als Typen gut funktionieren.
Neben den alltäglichen Pflichten nehmen
wir das Projekt ernst. Es soll nicht im Sande
verlaufen. Viele junge Bands scheitern nach anfänglicher
Begeisterung und Aufregung an den
schulischen und beruflichen Laufbahnen einzelner
Mitglieder und unterschätzen den großen Arbeitsaufwand,
den ein ambitioniertes Bandprojekt
mit sich bringt ... Wenn der Zusammenhalt
fehlt, wird es schwierig. Das ist superschade. Es
ist unser oberstes Ziel, so was zu vermeiden.
Wie sieht Euer beruflicher Background aus?
Wir haben in unterschiedlichen Bereichen eine
Ausbildung oder ein Studium. Tobi studiert Biologie.
Ich bin Sprachtherapeut und Gesangspädagoge.
Vergangenes Jahr schloss ich meine Ausbildung
ab und lernte da viel über das Musikmachen und
das Singen. Marc studierte Populäre Musik in Paderborn
und hat dabei natürlich extrem viel aus
diesem ganzen Kosmos der Musikindustrie mitgenommen.
Das Wissen fließt nun in unsere Arbeit
ein. Im Proberaum nahmen wir alle Songs mit den
vorhandenen Geräten selbst auf. Das Einzige, was
wir uns geliehen haben, waren vernünftige Mikrofone.
Ich habe die Songs produziert und gemischt.
Warum einen Batzen Kohle in die Hand nehmen,
wenn man das auch selbst machen kann? Zusammenfassend
kann man sagen, dass wir alle bestimmte
Eigenschaften mitbringen, mit denen wir
das Ganze bis jetzt aufziehen konnten. Wir hoffen,
dass wir das über die nächsten Wochen und Monate
professionell fortführen können.
Livekonzerte fallen ja derzeit flach. Könnt Ihr
Euch Streamingkonzerte vorstellen?
Grundsätzlich schon. Bleibt natürlich die Frage,
wer das finanziert. Es ist ein unglaublich großer
technischer und organisatorischer Aufwand,
damit das Konzert vernünftig beim Zuhörer ankommt,
vor allem für eine Band. Den Verkauf von
Onlinetickets für Streamingkonzerte finde ich irgendwie
komisch, selbst bei so Größen wie den
Foo Fighters. Erschwerend kommt hinzu, dass uns
viele noch nicht kennen. Wenn wir beispielsweise
abends um 7 Uhr für eine Stunde den Livestream
starten, wo am Ende nur sechs Leute zugucken,
wäre das bei all der Arbeit und den Kosten im
Vorfeld total schade und blöd.
Wie findet Ihr bestuhlte Konzerte?
Anfang Oktober spielten wir auf einer privaten
Feier coronakonform ein inoffizielles Konzert mit
drei anderen Bands. Das war ganz fantastisch.
Unsere Stücke endlich zum ersten Mal auf die
Bühne zu bringen, war sehr erlösend. Zudem war
es unser erster Auftritt mit Tobi. Wir spielten all
unsere neuen Songs und die wenigen Leute, die
vor Ort waren, haben sich sehr gefreut. Ein totales
Privileg zu dieser Zeit. Das würde ich auf jeden
Fall noch mal machen. In der Vorstellung ist ein
Konzert mit dem Publikum an Tischen merkwürdig,
aber das ist gar nicht so schlimm oder komisch.
Alle Musiker, die ich kenne, sind so auf
Entzug von Konzerten, dass es ihnen, glaube ich,
ähnlich ergehen würde.
Legt Ihr generell noch Wert auf Tonträger?
Von meinen Lieblingsbands hole ich mir definitiv
noch die CD. Ich verschenke sie auch gerne.
Das Streaminggeschäft ist der State of the Art.
Die faire Bezahlung von Musikern auf den Plattformen
ist eine ganz essenzielle Diskussion, die
zu Recht geführt wird und geführt werden muss.
Es ist, glaube ich, klar, dass es ein anderes Verteilungssystem
geben muss. Die Ausschüttungen
der Streamingdienste an Künstler*innen können
rein rechnerisch schon gar nicht hinhauen und
müssen angeglichen werden. Das steht außer Frage.
Die Romantik einer CD, einer Vinyl oder einer
Kassette sind eher so Undergroundgeschichten.
Millennials sind von Tonträgern wohl schwer zu
überzeugen. Sie sind mit dieser Einfachheit eines
Smartphones groß geworden. Es wäre natürlich
schön, wenn etwas davon wieder einen Hype erleben
würde. Das eigentliche Produkt ist die Musik.
Wenn man diese in der Hand halten kann, ist
das ein schönes Gefühl.
Mehr Infos zu
den Lunauten und
zur aktuellen Single
„Bonjour, Guten Tag!“
findet Ihr unter
https://linktr.ee/
LUNAUTEN