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Die Toten Hosen in Minden 5 Ihr aktuelles Album heißt „Laune der Natur“. Ist das Leben an sich eine Laune der Natur oder liegt es an jedem Einzelnen, wie viel Zeit ihm auf Erden vergönnt ist? Mit einem Augenzwinkern ausgedrückt ist es wohl auch eine Laune der Natur, dass ausgerechnet wir so lange Musik machen dürfen. Es ist nicht die Norm, dass eine Band wie die unsere eine solche Strecke zurücklegt. Das ist die Laune der Natur, die wir meinen. Das erschien uns als ein guter Titel, weil es in unseren Liedern am Anfang ständig um Naturbegriffe ging. Mit dem Album setzen Sie Ihren verstorbenen Freunden Jochen Hülder und Wolfgang „Wölli“ Rohde ein musikalisches Denkmal. Konnten Sie sich von den beiden noch persönlich verabschieden? Ja. Jochen war bis zum letzten Tag in unserer Mitte, er war mein erster und einziger Manager. Mit Wölli standen wir viele In den Liedern steckt eine riesige Portion Ich. Und Karl May. Jahre auf der Bühne. Wir waren uns am Schluss wieder sehr nah. Gott sei Dank konnten wir ihn im Krankenhaus häufiger besuchen. Das Versöhnliche an seinem Tod war seine Dankbarkeit. Obwohl er sehr schwere Zeiten durchgemacht hat, war er nie verbittert und hat nie gejammert. Ihn so gehen zu sehen, war schön. Hülder, Rohde und Ihr ehemaliger Roadie Uwe Faust liegen auf dem Düsseldorfer Südfriedhof – neben den Plätzen, die Sie für die restliche Band reserviert haben. Gehen Sie dort oft hin? Ja. Die Idee war früher, dass man dort auch Blaue Stunden und Besprechungen macht. Das ist als Gag gestartet und je mehr wir darüber nachdachten, desto sinnvoller erschien es uns. Ich finde den Gedanken völlig in Ordnung, denn man verbringt ja auf einem Friedhof eine längere Zeit. Da ist es nicht schlecht zu wissen, wer neben einem liegt. Warum sollen das nicht die sein, die einem sowieso sehr nah sind? Wie gehen Sie heute mit dem Thema Tod um? Der Tod wird oft tabuisiert, viele bereiten sich nicht darauf vor. Meist wird erst dann, wenn es soweit ist, über die Beerdigung nachgedacht. Aber wir fanden, wir sind es unserem Namen schuldig, dass wir da besser ins Rennen gehen. Der ganze Quatsch kam auf mit dem Hosen-Album „Unsterblich“. Beim Rumalbern hatten wir dann die Idee: Wir brauchen jetzt ein eigenes Grab. Was möchten Sie unbedingt mitnehmen, wenn Sie eines Tages gehen? Ich bin da ganz offen. Für meine Lieblingsplatten würde das Grab jedenfalls nicht reichen, aber sie sind alle in meinem Herzen. Es gibt drei Orte, an denen ich gerne eine Spur hinterlassen würde: In England gibt es einen Hügel, wo die Asche meiner Großmutter verstreut ist. Das ist ein Fixpunkt in meinem Leben. Und dann würde ich auch gern eine Handvoll von meiner Asche am Grab meiner Eltern positionieren. Und der Rest ist das Commitment, auch am Südfriedhof zu liegen. Da kann man jetzt nicht aussteigen, das wäre unfair den anderen gegenüber. Aber mitnehmen muss ich da ansonsten nicht so viel. Wie Silbermond schon singen: „Leichtes Gepäck“. In „Die Schöne und das Biest“ erschießt eine attraktive Frau ihren Mann, weil sie von ihm betrogen wurde. Wäre das ein Abgang nach Ihrem Geschmack? Ich bitte darum. Aber die Frau muss dann auch wirklich was hermachen. Es muss schon eine Granate sein. In dem Song geht es um einen Bösewicht, der sein Fremdgehen überhaupt nicht bereut. Er versteht gar nicht, warum sie das so skandalös findet. Aber er akzeptiert die Strafe und liebt diese Lady immer noch, obwohl sie ihn gerade umgeschossen hat. Die Geschichte soll an einen Tarantino-Film erinnern. Ist sie auch ein kleines bisschen autobiografisch? In allen Liedern steckt eine riesige Portion Ich. Und eine Portion Karl May. Das Mischungsverhältnis ist ständig anders. Ich möchte nicht gerne verraten, von wem mehr vertreten ist. Es wäre nicht gut, eine Platte als Wasserstandsmeldung meiner Gefühle rauszuhauen. Es soll nicht darum gehen, feststellen zu können, wie es mir gerade geht. Geisterhäuser, Trennungen, Seitensprünge – sieht so das Leben eines reisenden Rock’n’Rollers aus? Nichts von dem ist spezifisch Rock’n’Roll. Das ganze Leben hagelt von Seitensprüngen. Und der Beobachtung, dass ein Haus nicht dadurch lebt, dass es schön gebaut ist. Es kommt immer auf die Seele an. Sie wird von den Menschen gestaltet, die darin leben. Südring 13 · 31582 Nienburg Näheres finden Sie unter www.lebenshilfe-nienburg.de (Aktuelles > BFD / FSJ). Foto: Lebenshilfe/David Maurer Wir bieten in unseren Bereichen „Bildung und Arbeit“ • „Verwaltung“ „Familie Wohnen Assistenz“ Bundesfreiwilligendienst Freiwilliges Soziales Jahr Wir informieren Sie gern und freuen uns auf ein Gespräch mit Ihnen!


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