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18 50 Jahre Stichlinge Vom grünen Podest hoch hinauf Seit 1974 ist die Sparkasse die Bruthöhle für die Mindener Kabarettisten Kuschelige Stichlings-Bruthöhle mit dem Charme der 70er-Jahre: Die Sparkasse bietet den Amateurkabarettisten noch immer eine verlässliche Heimat. Foto: pr. Von Ursula Koch Ihre erste Brutstätte, das Haus der Jugend, haben die Stichlinge schon nach sechs Jahren verlassen. Sie waren zu groß geworden, beziehungsweise ihr Schwarm aus Kabarett Fans. Die Stichlinge wurden erwachsen, nabelten sich ab und fanden im Vortragssaal der Sparkasse eine neue Höhle, in der sie neue Streiche aushecken und neue Talente heranziehen konnten. Mehr als drei Jahrzehnte lang bildete das damals topaktuelle Ambiente in Grün und Holz die Kabarett-Atmosphäre in dieser Stadt. An Tischen saß das Publikum in kleinen Runden, folgte bei kühlen Getränken den politischen Spitzen. Zu jener Zeit ganz selbstverständlich: Hier durfte geraucht werden. Das taten die Kabarett-Besucher meist so ausgiebig, dass spätestens nach einer Stunde Nebel herrschte. Die Pause hat seitdem Tradition. Und wird auch im neuen die viele Jahre gerade mal 15 Zentimeter über Bodenniveau agiert haben, ist das schon eine ausgewachsene Showtreppe. Das eine oder andere Mal wurde sie von den Akteuren schon wirkungsvoll in Szene gesetzt. eine Dachterrasse mit einer meistens gänzlich unvernebelten Aussicht über die Stadt. Die Bühne ist hier aber deutlich größer und vor allem höher. Vier Stufen führen hinauf, für die Stichlinge, Domizil weiter zelebriert, obwohl die Zuschauer weiterhin am Tisch mit Getränken versorgt sind. Nur das Rauchen ist hoch unterm Dach im modernen Ambiente des Vortragssaals nicht mehr gestattet. Dafür gibt es dort aber Seite an Seite mit den Stars verewigt Kabarett-Archiv in Mainz bewahrt auch Texte der Stichlinge Mit Stars wie Werner Finck sind die Stichlinge im Kabarett-Archiv verewigt. Foto: pr haftet, später mit Auftrittsverbot belegt. Nach dem Krieg gründete Finck die satirische Zeitschrift „Das Wespennest“, Kabaretts in Zürich und Stuttgart. Auch Hanns Dieter Hüschs Tourneeorgel ist dort zu sehen, mit der er einst mit den Stichlingen auf einer Bühne stand. Die erste Adresse des Deutschen Kabaretts ist Mainz: Dort befindet sich nicht nur das legendäre „Unterhaus“, sondern gleich nebenan das Deutsche Kabarett-Archiv, das 1961 von Reinhard Hippen gegründet und viele Jahre geleitet wurde. Inzwischen wurde aus der Privatsammlung eine Kulturstiftung. Hippen hatte die Mindener 2008 nach Mainz eingeladen. Neben einem Auftritt im Unterhaus gehörte eine Führung durch das Archiv zum Programm. Und siehe da, die Mindener Kabarettisten sind hier mit ihren Texten genauso sorgfältig verwahrt wie viele Stars des Genres. Die Ausstellung des Archivs offenbart den Mindener Amateuren zudem, dass sich auch die Profis mit der Texterarbeitung nicht immer leichttun. Neben Fotos von Werner Finck (1902-1978) sind in einer Vitrine Originalmanuskripte zu sehen, die zahlreiche Randnotizen und Streichungen aufweisen. Finck hatte 1929 in Berlin das Kabarett „Die Katakombe“ gegründet und geleitet. Von den Nazis wurde er kurzzeitig ver- Impressum Herausgegeben vom Gegründet 1856 von J. C. C. Bruns Verleger und Herausgeber: Rainer Thomas, Sven Thomas Verlag und Herstellung: J. C. C. Bruns Betriebs-GmbH Postfach 21 40 32378 Minden Obermarktstraße 26–30 32423 Minden Tel.: (0571) 882-0 Druck: Bruns Druckwelt GmbH & Co. KG Trippeldamm 20 32429 Minden Internet: www.MT.de E-Mail: mt@MT.de Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Christoph Pepper (Chefredakteur) Redaktion: Ursula Koch, Mindener Stichlinge Vermarktung: Thomas Bouza Behm


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