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November 2017 · Porta extra 9 So sieht der SG-38-Pilot die Erde. Quelle: Youtube / Repro: Robert Kauffeld miene Käue frät kein Geld.“ Als uns dieser Bauer Monate später auf dem Flugplatz besuchte, schien ich geeignet zu sein, mich um ihn zu kümmern und einen Rundflug anzubieten. Das erfreute ihn offenbar, denn ich sollte auch sein Pilot sein. Der wirklich sehr schöne Flug mit unserer damals noch modernen Mü13E begeisterte ihn, zumal er auch seinen Hof aus luftiger Höhe sehen konnte. Doch kurz vor der Landung hatte der Wind gedreht. Mit Rückenwind Thielking Ihr Frische-Anbieter in Neesen! MONTAG MO BIS SAMSTAG 7 – 21 Uhr EDEKA Thielking · Meißener Straße 21 • Porta Westfalica · R 05 71 / 9 72 95 40 cher hat sich dabei handwerkliche Fähigkeiten aneignet. Geflogen wurde auf verschiedenen Plätzen, wie auch in Oerlinghausen und auf der Minderheide, bis schließlich 1953 der von den englischen Besatzungstruppen eingerichtete Feldflugplatz zwischen Vennebeck und Costedt aufgegeben, 1952 als Segelfluggelände zugelassen und zunächst von den Bad Oeynhauser, dann auch von den Mindenern Segelfliegern benutzt wurde. Weil hier die Beziehung zu den Bauern nicht immer problemlos war, bemühte man sich sehr um deren Wohlwollen. Aber warum wurde nun der Vorsitzende des Mindener Vereins Eigentümer der „Kuh namens Uhu“? Er hatte einem vorübergehend „etwas klammen“ Bauern Tausend Deutsche Mark als Darlehen gewährt, und der hatte ihm eben diese Kuh durch Vertrag sicherheitsübereignet. Allerdings mit der Maßgabe: „Pflege und Erzeugnisse bleiben beim Bauern.“ So entsteht Freundschaft. Als ich nach einem Riss des Windenseils ausgerechnet im Acker des Ortslandwirtes landete und eine etwa 20 Zentimeter breite, zehn Meter lange Spur erzeugt hatte, wurde ich „verdonnert“, mich bei ihm zu entschuldigen und eine Entschädigung anzubieten. Es wird etwas kurios gewirkt haben, als ich neben dem pflügenden Landwirt hergelaufen bin, kleinlaut mein Anliegen vorgetragen und einen Geldschein gezeigt habe, bis der etwas barsch, aber doch mit einem feinen Lächeln sagte: „Junge hau aff, Die Mindener Segelflieger haben zahlreiche Flugzeuge selbst gebaut. Hier der Rumpf der kunstflugtauglichen LO 100. Foto: Robert Kauffeld flogen wir über die Landebahn, die einfach zu kurz zu sein schien. Ahnend, was kommen würde, konnte ich nur noch „Sch….“ sagen, und dann war das Weizenfeld erreicht, und wem gehörte das: meinem Passagier. Es ist schon äußerst beeindruckend, wenn die 18 Meter Spannweite der Tragflächen das Flugzeug von etwa 60 Stundenkilometern beinahe ruckartig zum Stillstand bringen. Wenn man dann in Augenhöhe nur noch Getreide um sich sieht, erlebt man im Gedanken an seinen Passagier ungeahnte Gefühle, hatte man doch gerade den Beweis erbracht, dass Segelflug und Flurschaden offenbar nicht zu trennen sind. „Ist was kaputt“, fragte mein Bauer. „Ihr Weizen“, so ähnlich habe ich wohl gestammelt, denn oben fehlten doch allerhand Ähren. Und dann kam die nächste Überraschung: Mein Passagier tröstete mich, es sei doch halb so schlimm. Und als er dann noch ein Bier für mich ausgegeben hatte, war alles wieder gut. Hallen gab es auf dem Flugplatz noch nicht, und so wurden an jedem Sonntag Winde, Seilrückholfahrzeug und die Anhänger mit den Flugzeugen im Konvoi von Minden zum Flugplatz gefahren – ganz ohne Zulassung und Kennzeichen. Als die gefürchtete Detmolder Polizei eines Tages alle Fahrzeuge auf der Portastraße kontrollierte, wurden die Fahrzeuge der Segelflieger, die am Ende der Schlange warteten, ohne Kontrolle vorbeigewunken. Zu Fliegern hatte man offenbar Vertrauen. Von vielen besonderen Ereignissen können die Segelflieger erzählen. Waren es anfangs noch abenteuerliche Erlebnisse, über die hier berichtet werden soll, waren es später fliegerische Leistungen im Segelflugsport, die einen eigenen Bericht rechtfertigen. In 65 Jahren hat sich viel gewandelt. Hochleistungssegelflugzuge stehen zur Verfügung. Einsitzerschulung ist heute undenkbar. Geschult wird von ausgebildeten Fluglehrern – es gibt auch junge Damen unter ihnen – im Doppelsitzer. Funkverbindung bei den ersten Alleinflügen ist selbstverständlich. Kurz: Sicherheit wird großgeschrieben. Abenteuer Segelfliegen? Nicht, weil es gefährlich ist, sondern weil man „den Traum vom Fliegen“ immer noch selbst spüren kann, und sei es zunächst als Passagier, der immer willkommen ist und bestimmt nicht im Weizenfeld landen wird.


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