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8 Porta Extra · November 2017 Atemberaubend und nostalgisch: Der Schulgleiter SG 38 vor der Landung. Foto: Robert Kauffeld auf einige Meter. Als man etwas später in den Weserwiesen bei Bad Minden an der Winde auf einige Hundert Meter hochgezogen wurde, hatten manche Flugschüler noch keine Kurve, waren auch noch nie mit einem Fluglehrer im Doppelsitzer geflogen. Trotzdem haben alle nach einer Platzrunde wieder heil die Landebahn erreicht, wenn auch sichtlich beeindruckt von der freien Rundumsicht, die der offene Schulgleiter bot. Mit Höhenmesser und Geschwindigkeitsmesser waren diese Flugzeuge nicht ausgerüstet, schon gar nicht mit Funk. Zahlreiche Hochstarts mit dem SG 38 sollten folgen. Dann wurde man auf das leistungsfähigere Grunau Baby IIb umgeschult, das gegen den Kranich mit den Detmolder Segelfliegern getauscht worden war. In den folgenden Jahren wurden von den Segelfliegern zahlreiche Segelflugzeuge und auch Winden selbst gebaut, und so man- Als noch der Bauernadler kreiste Erinnerungen an den Beginn des Segelflugsports nach dem Krieg pflegen zunächst die Flugzeuge, doch dann wird oftmals „geklönt“. Dabei können noch einige Flieger Interessantes aus der Vergangenheit berichten. Seltsam, nachdem 1951 der Segelflug in Deutschland wieder zugelassen worden war, konnte der neu gegründete Aero-Club Minden sofort zwei Segelflugzeuge einsetzen. Die waren zwar nicht selbst gebaut, aber selbst „organisiert“. So nannte man damals manche Art einer Beschaffung, die wohl nicht nach Gesetz, doch nach eigenem juristischen Befinden zugelassen war. Da hatten doch die Engländer auf dem Flugplatz Minderheide die deutschen Segelflugzeuge, an denen Mindener Segelflieger Von Robert Kauffeld Coestedt. Es sind 65 Jahre vergangen, seit das Gelände zwischen Vennebeck und Costedt als Segelfluggelände zugelassen wurde. Damals noch ohne jede Bebauung, hat sich im Laufe der Jahre daraus der Flugplatz Porta Westfalica entwickelt. Der ist nicht nur für die Segelflieger von großer Bedeutung. Manche ältere Segelflieger, die noch die Anfangszeit nach dem Krieg erlebt haben, sind dem Luftsport treu geblieben und erinnern sich an Erlebnisse, die manchmal mit „abenteuerlich“ beschrieben werden können. Die Senioren der „Rentnerband“ treffen sich jeden Mittwoch in der Mindener Halle, warten und Mit Höhenmesser und Geschwindigkeitsmesser Landeanflug des Doppelsitzers MÜ 13E in Vennebeck. Foto: Robert Kauffeld früher ihre Freude hatten, in Besitz genommen. Aber die kannten sich ja aus, kannten auch einen Zugang zu den Hallen über das Toilettenfenster, und so - man wollte ja keinen Tommy stören - führte man nachts zwei Segelflugzeuge wieder in deutschen Besitz zurück. Das waren ein Schulgleiter SG 38 und ein Doppelsitzer Kranich II. Nächtlicher Transport und Unterbringung auf Dachböden seien dramatische Erlebnisse gewesen. Dann ging es endlich los. Einsitzerschulung mit Gummiseilstart, so lernte man Fliegen, und zwar zunächst in der Heide bei Uchte. Das sah so aus: Vorn am Schulgleiter – man nannte ihn scherzhaft auch Bauernadler – wurde Vförmig ein dickes Gummiseil aus achthundert bis tausend Gummiadern eingehakt. „Ausziehen“, lautete das Kommando des Fluglehrers. An jeder Seite zogen etwa acht Kameraden das Seil aus. „Laufen“ das nächste Kommando, und laufend wurde das Seil bis auf etwa doppelte Länge ausgezogen. Beim Kommando „Los“ gab die Haltemannschaft das Segelflugzeug frei. Die ersten „Flüge“ waren nur Rutscher auf dem Boden, dann steigerte man am Hang die Höhe bis


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