Page 6

20151110.PO

6 Porta extra · November 2015 Garaus für den ältesten Kirschbaum Fünf Generationen lieferte der Baum leckere „Schwartspannstge“ für Obstfreunde Der wohl älteste und dickste Kirschenbaum in Porta Westfalica, 1903 gepflanzt und an seinem Standort 112 Jahre alt, musste aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Die Fäulnis im Inneren des Veteranen, der es insgesamt auf ein Alter von rund 120 Jahren gebracht hat, machte ihn zunehmend „Polenzeit“ nach ihrer Befreiung für einige Monate die Nammer Schule. Von April 1945 bis zum 10. Januar 1946 fand aus diesem Grunde in Nammen kein Unterricht statt. Die Schulanfänger des 1. April 1945 wurden erst mit der Aufnahme des allgemeinen Unterrichts im Januar 1946 eingeschult und dann bereits nach zweieinhalb Monaten in die zweite Klasse versetzt. Tragisch für einen der damaligen Nammer Schulanfänger: Sein Vater, ein Neffe des legendären „starken Lohkräuger“, der dem Dorf so viele Dönekes hinterlassen hat, wurde von den Polen bei einem Raubzug erschlagen. Er hatte versucht, den Schweinestall seiner Schwiegereltern in Lohfeld gegen einen Schweineraub zu verteidigen. ze den etwa 15 Meter hohen Dachfirst des Hauses überragte, wurde er gestutzt. Danach wuchsen Efeu und eine Baumrose den Stamm empor und nahmen bald die ganze Krone in Besitz. Jeweils im Juni boten nun Tausende weißer Blüten der Ramplerrose mit inzwischen armdicken Ranken im unteren Bereich für etwa einen Monat ein imposantes Bild. In den ersten Wochen nach Kriegsende war es ein Korb „Schwartspannstger“, der von der Oma des Hauses in weiser Voraussicht einer Gruppe befreiter hungriger polnischer Zwangsarbeiter übergeben worden war, der vor weiteren Übergriffen bewahrte. Denn einige Tage später hörte man vor dem Haus einen aus einer Gruppe ehemaliger Zwangsarbeiter sagen: „ Hier gute Frau.“ Das Haus blieb zukünftig von Unannehmlichkeiten unbehelligt. Die befreiten ehemaligen Zwangsarbeiter - in den letzten Kriegsjahren in den Baracken an der Rintelner Straße untergebracht - belegten in der landläufig bezeichneten man im Plattdeutschen sagte. Sie kennzeichnet ein leichter Mandelgeschmack. Um an dem ausgewachsenen Baum im oberen Bereich zu pflücken, war eine zwölf Meter hohe Holzleiter erforderlich. Dessen Gewicht mussten gleich zwei ausgewachsene Männer stützen. Vor Jahren, als die Baumspit- Von Kurt Römming Nammen. Der wohl dickste und auch älteste Kirschbaum in Porta Westfalica steht nicht mehr. Sicherheitsgründe veranlassten die Besitzer des Grundstücks an der Untken, den Baum fällen zu lassen. Es zeigte sich, dass seine Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war. Daran war vor allem Fäulnis Schuld, die den Stamm ausgehöhlt hatte. Der Veteran wies im unteren Bereich einen Durchmesser von 103 Zentimetern und einen Umfang von 291 Zentimetern auf. Der vor Jahren 98-jährig verstorbene Friedrich Brandt hat berichtet, dass sein Vater den Baum zusammen mit einem Dutzend weiterer Kirschbäume 1903 gepflanzt habe. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch das Haus auf dem Grundstück errichtet. Alle anderen Artgenossen aus diesem Jahr sind schon lange nicht mehr da. Auf dem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb waren Obst und Gemüse zu damaliger Zeit und noch lange danach ein wichtiger Zuerwerb. Um den jetzt gefällten Kirschbaum ranken sich viele Geschichten, die mit der Hofstelle verbunden sind. Jedes Jahr lieferte er mehrere Zentner dunkle schwarze Kirschen, die „Schwartspannstgen“, wie Im unteren Bereich hatte der Stamm einen Durchmesser von 103 cm und einen Umfang von 291 cm. Der Kern war inzwischen altersschwach und morsch. Fotos: Kurt Römming Der Neffe des „starken Lohkräugers“ zu einem Risiko.


20151110.PO
To see the actual publication please follow the link above