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18 Porta Extra Von Dr. Ulrike Schalksmeier Mit der Schwanenblume (Butomus umbellatus) fiel die Wahl zur Blume des Jahres 2014 durch die Loki-Schmidt- Stiftung auf eine eher seltene und zudem fast überall gefährdete Pflanze. Sie gehört als einzige Art zur Familie der Schwanenblumengewächse (Butomaceae) und nimmt damit botanisch eine Sonderrolle ein. Die ausdauernde Schwanenblume – eine klassische Stromtalpflanze – mit einem kräftigen Rhizom gilt als amphibische Art und besiedelt die Uferbereiche von strömungsarmen Fließ- oder Stillgewässern wie Altarmen, Lachen oder flussnahen Kiesteichen. Dabei bevorzugt sie basen- und nährstoffreiche Substrate sowie wechselnde Wasserstände. Bei dauerhafter Überflutung bildet sie nur bandförmige, flutende Wasserblätter aus. Die sonst über das Wasser herausragenden Blätter sind am Grund dreikantig und wirken ansonsten eher grasartig. In den Blick gerät die Schwanenblume vor allem zur Blütezeit, die sich von Juni bis August erstreckt. Der doldenartige Blütenstand weist bis zu 30 rötlich-weiße und zwei bis drei Zentimeter große Einzelblüten mit roten Saftmalen auf den sechs Blütenblättern auf, die aber auf ihren fünf bis zehn Zentimeter langen Blütenstielen erst nacheinander aufblühen. Damit wirkt der Blütenstand recht imposant. Außerdem verströmen die Blüten einen angenehmen Honigduft. Der botanische und von Linné festgelegte Name Butomus umbellatus bezieht sich nur bedingt auf die Pflanzenmerkmale: Butomus – aus dem Griechischen zusammengesetzt – bedeutet so viel wie „stark wie ein Ochse schneidend“. Die Blätter haben diese Eigenschaft aber nicht. Dagegen verweist umbellatus (= doldig) auf die Form des Blütenstandes. Ihren deutschen Namen verdankt die Schwanenblume Die Schwanenblume gilt Weserbergland als stark gefährdet dem schwanenhalsähnlichen Fruchtknoten. An der Basis der benachbarten Fruchtblätter wird in Form kleiner Tröpfchen Nektar abgegeben, der Fliegen, Hummeln und Bienen als Hauptbestäuber anlockt. Mit erfolgter Samenbildung verlängern sich die Blütenstiele noch um mehrere Zentimeter und begünstigen damit den Windtransport der Samen, die vorwiegend über das Wasser erfolgt. Daneben gibt es auch die Möglichkeit der vegetativen Fortpflanzung durch die Verzweigung des Rhizoms oder sich davon abtrennender Brutknospen, die dann im Wasser ver- driftet werden. Früher verwendete man die Schwanenblume auch zu Heilzwecken - so z. B. bei Wassersucht. Vor allem in Asien wird der mit 60 Prozent sehr hohe Stärkegehalt des weißen Rhizoms für Nahrungszwecke genutzt. Man stellt Mehl daraus her. Europa und Deutschlandsind sicher nicht auf eine solche Nutzung angewiesen, die aber auch allein aufgrund der Seltenheit der Art entfällt. In NRW gilt die Art als gefährdet (Rote Liste 3). Im Weserbergland wird sie als stark gefährdet und im Kreis Minden Lübbecke als verschollen eingestuft. Erfreulicherweise belegen jedoch aktuelle Wiederfunde, dass diese schöne Pflanze am Rande einiger älterer Kiesteiche noch eine Überlebensnische gefunden hat. Vor Gefährdung bewahren Schwanenblume (Butomus Umbellatus) ist Blume des Jahres 2014.


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