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Mai 2018 · Porta Extra 27 Wenig Aufmerksamkeit erregen neun alte Grabsteine auf dem südlichen Vorplatz der Evangelischen Kirche Hausberge, obwohl einige sehr interessante Informationen liefern können. Fotos: Hans-Martin Polte Taler von dem jeweiligen Eigentümer eines am Kirchsiek nahe der Kirche gelegenen großen Gartens bezahlt werden, der ursprünglich den Schumachers gehörte. Im Jahre 1822 am 31. Oktober, dem ersten Todestag von Christiane Schumacher, wurden die ersten Bücher auf die Steinplatte gelegt: fünf Bibeln, die auch als Lesebücher verwendet wurden, sechs Gesangbücher, acht Katechismen und zehn Fibeln. Später gab es für die Bibeln reguläre Lesebücher. Über einhundert Jahre blieb die Tradition des Erinnerns an Christiane Schumacher und ihren Mann auf dem Hausberger Friedhof erhalten. Am 31. Oktober eines jeden Jahres gingen Schüler und Lehrer der Hausberger Volksschule zu der Grabstätte. Nach kurzer Gedenkansprache, einem Lied und einem Gebet wurden Schulbücher, die vorher auf die Platte gelegt worden waren, an Schüler verteilt. Diese Tradition des Verteilens von Schulbüchern an bedürftige Kinder endete im Jahre 1930. In einem Brief des damaligen Amtsbürgermeisters an Rektor Breemeier wird diesem mitgeteilt: „Das Schumachersche Legat ist durch die Inflation fast ganz zerstört worden.“ Eine Bücherverteilung war nicht mehr möglich. hohen viereckigen Steinblock besteht und von einer 80 mal 80 Zentimeter großen Steinplatte abgedeckt ist. Liest man den recht langen Text, so erkennt man, dass es mit dem Stein eine besondere Bewandtnis hat. Es ist einerseits ein Gedächtnisstein für die mit 36 Jahren verstorbene Ehefrau Christiane des Gutsbesitzers und Amtsrats Heinrich Ludwig Schumacher vom Gut Wedigenstein, die 1785 in Hausberge geboren ist. Andererseits ist zu lesen, dass Schumacher mit einer Stiftung die Erinnerung an seine Frau „auf ewige Zeiten“ bewahren möchte. So klingt der Wortlaut der Inschrift wie eine Verfügung: „LAUT STIFTUNGSURKUNDE WERDEN VON DER PLATTE DIESES STEINS ALLiÄHRLIG AM 31.OCTBR FÜR ZEHEN TAHLER BÜCHER DURCH DEN ORTSVORSTAND AN DÜRFTIGE KINDER VERTHEILT.“ Tatsächlich gibt es eine Stiftungsurkunde, über deren Entstehung und Abfassung Wilhelm Schröder aus Möllbergen in den Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins 1989 ausführlich berichtet. Festgelegt wurde, dass der Gutsbesitzer Schumacher der Stadt Hausberge eine Geldstiftung für die Anschaffung der Schulbücher vermacht hat. Später sollten die zehn Ein Grabstein in Pyramidenform wurde im Jahre 1807 für den äußerst verdienstvollen Hausberger Bürgermeister Johan Ernst Hahn aufgestellt.


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