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10 Porta Extra · Februar 2018 „Was ist denn das für ein altes Ding?“ . . . oder: das Erstaunen der Enkelin. Die extra-Kolumne gann ich. „Zunächst herrschte in der Stadt ein großes Chaos, es gab kaum etwas zu essen. Aus Löwenzahn und Sauerampfer wurde Spinat zuberei- Von Irmingard Rachfall Mit unserer 18-jährigen Enkeltochter, die für ein paar Tage zu Besuch war, machte ich mich in der Küche zu schaffen. Sie wollte uns mit einem von ihr kreierten Nachtisch überraschen und suchte ein geeignetes Gefäß für die Zubereitung. „Oma, was ist denn das für ein altes Ding“, rief sie und hielt mir einen etwas verbeulten Blechkochtopf entgegen. „Du gehörst doch nicht etwa zu den Leuten, die alles aufheben?“, fügte sie etwas keck hinzu. „Du liegst da total falsch“, teilte ich ihr mit. „Dieser Topf hat Erinnerungswert, er ist sozusagen auch ein Symbol für das Überleben.“ Nun wurde sie neugierig: „Wie das, erzähl’ doch mal!“ „Du weißt ja, dass 1945 die Russen Berlin eroberten“, betet. Als wir Kinder einmal gerade von der Wiese Nachschub holten, stand plötzlich ein junger russischer Soldat neben uns und hielt mir diesen Topf, gefüllt mit Kartoffeln, entgegen. Ich muss wohl besonders dürr und hungrig ausgesehen haben. Der Topf mit seinem dünnen Blechboden passte ideal zu unserem provisorischen Herd, der mit Holz befeuert wurde. Dann bekam unser Stadtteil amerikanische Besatzung und die Ernährung wurde etwas besser. Ein Festmahl war eine Suppe aus kanadischen Weizenkeksen mit Süßstoff verfeinert.“ Carolin hatte ihren Nachtisch total vergessen. „Oma, das ist ja spannend, erzähl’ weiter“, meinte sie. „Etwas ganz Besonderes war unser erster Fleischeintopf. Die Kartoffeln und das Gemüse dazu hatte eine Nachbarin von einem Bauern aus dem Umland organisiert. Damals wurde viel getauscht, meine Mutter hatte auf einer ihrer Hamstertouren – so nannte man das damals – einen hübsch ziselierten Silberlöffel dabei. Die Bäuerin zeigte sich sehr interessiert und rückte ein Suppenhuhn heraus. Du kannst Dir denken, wie wir geschwelgt haben! Und wie es der Zufall will, als wir viele Jahre später in unser Haus nach Lohfeld zogen, fand sich im Umzugsdurcheinander in einem der Kartons zuerst der Topf. In diesem bereiteten wir dann unsere Einstandssuppe zu.“ „Es ist ja klar Oma, dass Du diesen Topf nicht wegwerfen konntest“, kam es spontan und dann bittend: „Schenkst Du ihn mir? Ich würde Blumen hineinpflanzen und das gute Stück auf mein Fensterbrett stellen!“ Exkursion von Nammen nach Eisbergen Natur- und Landschaftsführer erkunden auch die Nammer Kapelle teste dieser Art. Als Pilgerstation Nr. 5 auf dem Sigwardsweg von Minden nach Idensen am Steinhuder Meer ist sie seit 2009 verstärkt in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Nach einer angeregten Diskussion, in die auch Nammer Ortsgeschichte einfloss, machte sich die Gruppe auf zum „Roten Brink“ im Wesergebirge. Dieter Bahe beschäftigte sich ausführlich mit dem „Nammer Lager“, der zwischen den Wesergebirgspässen „Levernsiek“ und „Stöhnebrink“ gelegenen, 24,6 Hektar großen Fliehburg der Vorfahren für Mensch und Tier in kriegerischen Zeiten. 2000 Jahre alt, hat sie Wilfried Horstmann in seinem Buch „An Weser und Wiehen“ als größte Ringwallanlage Nordwestdeutschlands beschrieben. Historiker vermuten, dass die Anlage auch germanisches Heerlager gewesen ist. 1897 wurde sie vom Hausberger Sanitätsrat Dr. Braun wiederentdeckt. Bahe berichtete von den Ergebnissen verschiedener Grabungen, u. a. durch den Münsteraner Archäologen Professor Friedrich Langewiesche in den Jahren 1903 und 1934. Von Nammen aus ging die Exkursion der Natur- und Landschaftsführer weiter nach Eisbergen, wo Ortsheimatpfleger Reinhard Busch die Teilnehmer über die Orts- und Kirchengeschichte informierte. Von Kurt Römming Nammen. Stadtheimatpfleger Herbert Wiese hatte eingeladen und fast alle waren gekommen. Die zertifizierten Natur- und Landschaftsführer (ZNL) der Stadt Porta Westfalica, insgesamt 25 an der Zahl, hatten die Gelegenheit, sich im Rahmen einer Tagesfortbildung mit interessanten Anlaufpunkten und Naturräumen ihrer Stadt näher vertraut zu machen. Zunächst stand die St. Laurentius Kapelle in Nammen auf dem Programm, in der Ortsheimatpfleger Dieter Bahe die Runde der etwa zwanzig Frauen und Männer begrüßte. Eine Stunde Zeit stand zur Verfügung, um sich von einem Vertreter des Kapellenvereins in einem Vortrag über die Geschichte der 1523 erbauten Fachwerkkapelle informieren zu lassen. Sie ist in Deutschland in ihrer Reinfachwerk-Bauweise die äl- Etwa 20 Portaner Natur- und Landschaftsführer waren der Einladung von Stadtheimatpfleger Herbert Wiese zu einer Tagesexkursion gefolgt und wurden vom neuen Nammer Ortsheimatpfleger Dieter Bahe in der St. Laurentius-Kapelle begrüßt. Foto: Kurt Römming


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