Page 6

20160209.PO

6 Porta extra · Februar 2016 Handwerkliches Geschick im Mittelpunkt Menschen in Porta Westfalica: Zahntechnikermeister Bernd Röckemann „Einen konkreten Berufswunsch hatte ich früher nicht“, erinnert sich Bernd Röckemann. Aber was der Portaner wusste: Es sollte ein Beruf sein, bei dem es um handwerkliches Geschick, um Fingerfertigkeit geht. „Ich hatte immer schon ein Faible für knifflige Arbeiten und handwerkliches Geschick. Das kann der 50-Jährige als Zahntechniker sehr gut gebrauchen. Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung, im Rahmen derer er auf die vielfältigen Aufgaben dieses Berufes vorbereitet wurde. Dazu gehört genauso wie die Herstellung sogenannter Knirscherschienen oder kieferorthopädischer Anfertigungen für Kinder, etwa bei Zahnschiefstand. Auch wer als Sportler auf speziellen Mundschutz angewiesen ist, benötigt individuelle Maßarbeiten. Konzentrationsfähigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen sind weitere Voraussetzungen, über die ein Zahntechniker verfügen sollte. „Auch ein gutes Auge ist wichtig“, erklärt Bernd Röckemann, „zum Beispiel, wenn es um das Anpassen der Zahnfarbe geht“. Wie viele andere Berufe unterliegt auch die Arbeit des Zahntechnikers ständigen die Fertigung von Brücken und Kronen, Prothesen, Teil- Prothesen und Implantaten Bernd Röckemann mag es knifflig. Foto: jkl Neuerungen. „Nicht nur die Materialien, mit denen wir arbeiten, werden permanent weiterentwickelt und optimiert“, erzählt er. Auch die Arbeitsabläufe selbst veränderten sich. „Früher haben wir die Krone per Hand aus Wachs modelliert, heute sind diese Arbeiten zunehmend computergestützt“, nennt Bernd Röckemann ein Beispiel. Um sich auf immer neue Verfahrenstechniken einzustellen, seien regelmäßige Weiterbildungen daher ein Muss. Nicht zuletzt habe sich der Termindruck im Laufe der Jahre erhöht, „man sollte also auch einigermaßen stressresistent sein“, schmunzelt der Portaner. (jkl) Szenen dörflichen Lebens … … oder: Lori auf Abwegen. Die extra-Kolumne von Irmingard Rachfall der Scherenschleifer Kunzke ins Dorf. Jeder suchte dann seine Schneidewerkzeuge zusammen. Während diese am Schleifrad geschärft wurden, erzählte Kunzke - angeregt von einem spendierten Schnäpschen - aus seinem ereignisreichen Leben, der Heimat, ehemals Ostpreußen, dem Krieg und der Flucht. Manchmal zitterte seine Stimme etwas, wenn die Erinnerungen ihn übermannten. Heute gibt’s keine reisenden Scherenschleifer mehr, das macht man mit dem entsprechenden Werkzeug selber. Schade eigentlich, mit Kunzke war es unterhaltsamer! Unser alter Nachbar hatte eine besondere Gabe, er war für uns so eine Art Wetterprophet: Frühmorgens stand er meist vor seiner Haustür, winters mit einer Pudelmütze auf dem Kopf, in der warmen Jahreszeit war’s ein Strohhut. Er beobachtete genau den Himmel, um daraus seine Schlussfolgerungen für den ganzen Tag zu ziehen: Die Luftfeuchtigkeit, die Wolkenbildung, aus welcher Richtung der Wind kommt, das alles spielte für seine Prognose eine große Rolle. Er war sehr stolz darauf, dass er meist mit seinen Beobachtungen recht behielt. Dann war da neulich noch die Geschichte von Loris Flucht. Die Nachbarn, Hobbyhühnerhalter, hatten eine Neuerwerbung: Lori, ein junges unternehmungslustiges Huhn. Für ihren Bewegungsdrang war wohl der Zaun nicht hoch genug, zufällig aus dem Fenster schauend, sah ich die Ausreißerin über den Südhang spazieren. „Oh Schreck“, ging es mir durch den Kopf, „Lori wird gleich von einem Auto erfasst werden!“ Schnell wurde die Nachbarin informiert, aber da lief Lori schon laut gackernd durch unseren Garten. Die Besitzerin erschien mit einem Karton und einer alten Decke unter dem Arm. Ich hatte die vermeintlich gute Idee, etwas vom Frühstücksmüsli meines Mannes in den Karton zu tun. Wir lauerten hinter einem Busch, Lori machte sich tatsächlich über das Müsli her. Aber als wir die Decke warfen, war sie schneller und entwischte uns. Die Jagd ging noch eine Weile weiter, lange erfolglos, bis es den Nachbarn unter Einbeziehung ihrer sämtlichen Familienmitglieder am Nachmittag endlich gelang, Lori wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen. Da sage noch jemand, das Leben im Dorf sei langweilig! Von Irmingard Rachfall In den vielen Jahren, die wir in Lohfeld leben, gab und gibt es immer wieder nette und lustige Begebenheiten: Zum Beispiel an Winternachmittagen , wenn unsere Kinder ihre Hausaufgaben erledigt hatten, traf man sich zum Schlittenfahren auf Korsprinkers Wiese. Es herrschte immer reger Betrieb. Lohfelds Jugend war fast vollständig versammelt. Damals waren die Winter noch kälter, aber das störte niemanden. Dick eingepackt, manchmal mit rot gefrorenen Nasen sauste man laut kreischend immer wieder die Wiese herunter. Irgendjemand hatte meist etwas Warmes zu trinken dabei, andere brachten Kekse mit. Oft dämmerte es schon, wenn die Kinder zu Hause wieder eintrudelten. Smartphons und dergleichen gab es noch nicht, es wurden feste Zeiten des Nachhausekommens ausgemacht, was auch meistens klappte. Häufig im Frühjahr kam Irmingard Rachfall lebt in Lohfeld. Foto: pr


20160209.PO
To see the actual publication please follow the link above