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24 Porta Extra Alte Uhren als Sammelleidenschaft Private Ausstellung kann es mit öffentlichen Museen aufnehmen Besonderheiten darbieten. Wie kommt ein 75jähriger Pensionär, früher Geschäftsführer eines größeren Unternehmens in Porta Westfalica, dazu, sich eine so vielseitige und auch wertvolle Uhrensammlung privat einzurichten, die man eigentlich in öffentlichen Museen erwartet und nicht in Privaträumen? „Angefangen hat diese Leidenschaft ungefähr im Jahre 2002, als ich bei einem Räumungsverkauf in Rinteln eine schöne altdeutsch gehaltene Standuhr günstig erwerben konnte“, erinnert sich der Sammler. „Ab da entstand Schritt für Schritt die Motivation, mehr zu tun.“ Er entdeckte das Internet und ersteigerte bald seine erste Wanduhr aus den 1920er Jahren, die er persönlich in Köln von einer Mitarbeiterin des erzbischöflichen Generalvikariats abholte. In den Folgejahren erwarb der Uhrenliebhaber immer mehr Objekte auch auf Messen und Fachausstellungen, wobei er bei den Exponaten zunehmend auf eine gewisse Werthaltigkeit und auf Besonderheiten wie Alter und Alleinstellungsmerkmale achtete. Sein letzter Erwerb ist eine französische Figurenuhr auf einem Streitwagen, die zwischen 1790 und 1800 gebaut worden ist und auf einem schweren Steinsockel steht. Gerade diese besonders wertvolle Uhr zeigt, was den Sammler an seinen Objekten fasziniert: Die alten Uhren sind fast immer Unikate, also Einzelstücke, die aus Meisterhand stammen und bei deren künstlerischer Gestaltung der Phantasie anscheinend keine Grenzen gesetzt waren. „Bewundernswert für mich sind bei solchen Kunstwerken die Fähigkeit der Uhrmacher aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die mit einfachstem Werkzeug solche Wunderwerke schaffen konnten und oftmals viele Monate brauchten, bis das fertige Produkt dem Auftraggeber gefiel“, schwärmt der 75-Jährige, der durch Fachliteratur inzwischen zum Experten geworden ist und zu jeder seiner Uhren Auskunft über Entstehung und Herkunft geben kann. So erzählt er sachkundig über die Arbeitsbedingungen der alten Uhrmacher, die nur überleben konnten, wenn sie in Adelshäusern angestellt waren oder Innungen angehörten, die sich auch um die Altersversorgung der Mitglieder kümmerten wie etwa die Wiener Uhrmachergilde. Aus dieser Wiener Umgebung stammen die unter Sammlern sehr gefragten „Dachl- oder Laterndl-Uhren“ aus der Zeit von 1840 bis 1870, von denen auch einige in der Sammlung zu sehen sind. Zur Pflege und Wartung der Exponate mit ihren sehr unterschiedlichen Laufwerken und Techniken benötigt der Sammler aus Porta Westfalica natürlich einen kompetenten Fachmann, den er in Uhrmachermeister Hans Wil- Von Hans-Martin Polte Manchmal braucht es seltsame Umwege, um auf Menschen zu stoßen, die durch besondere Fähigkeiten oder nicht alltägliche Hobbys hervorstechen. So erwähnte der Uhrmacher Hans Willen aus Heeßen bei Bad Eilsen in einem Zeitungsinterview einen Uhrenliebhaber aus Porta Westfalica, der mit großer Begeisterung und Leidenschaft alte Uhren, vorzugsweise aus dem 18. und 19. Jahrhundert, sammelt. Besucht man diesen Sammler, der lieber anonym bleiben möchte, in seinen privaten Ausstellungsräumen, ist man überrascht und überwältigt vom Anblick der rund 80 Tisch-, Wand- und Standuhren aus mehr als zwei Jahrhunderten, die der Hobbysammler in 13 Jahren zusammengetragen hat. Fasziniert ist der Besucher zudem, wenn der Großteil dieser Uhren auch akustisch wahrnehmbar wird, indem die schlagenden Uhrwerke im Wechsel ihre klanglichen Schönheiten und Eine besondere Uhr: Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt die „Prunkpendule“, bei der die Minuten und Stunden auf umlaufenden Zahlenringen durch einen Engel mit einem Pfeil angezeigt werden. Ein Teil der umfangreichen privaten Uhrensammlung. Fotos: Hans-Martin Polte


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