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22 Petershagen extra Ein Tagebuch als Herzstück Neue Dokumentation von Hermann Kleinebenne über das Ausländerlager Lahde Teil, dem Anhang, gehe es um eine nachträgliche ausführliche Darstellung von besonderen und bedeutenden Ereignissen, führte er weiter aus. „Bei der Entstehung dieser Dokumentation haben mir vor allem die Lahder sehr geholfen. Neben der Auswertung von Quellen konnte dadurch unter anderem die Unterstützung von etwa 90 Personen genutzt werden. Auch die Stadtbücherei Petershagen hat sich bei der Fernausleihe von Sekundärliteratur als verlässlicher Partner erwiesen“, berichtete Kleinebenne. Der Einblick in die Unterlagen der Lahder Friedhofsverwaltung im Herbst 2014 habe den direkten Kontakt zu Ilze Folkins, geb. Bulins, in Kanada ermöglicht. Für die Überlassung des Tagesbuches ihres Vaters sei er sehr dankbar. Dadurch werde dem Leser die Gelegenheit gegeben, die Ereignisse des Lageralltags, vor allem in der Ortschaft Lahde, aus einer Innenansicht oder einer Augenzeugen-Perspektive kennenzulernen. Zudem stellte der Verfasser die Unterstützung durch das lettische Honorarkonsulat in Bremen heraus. „Die Besuche ehemaliger DPs aus dem Lahder Lager waren von ihrem Charakter her Aufenthalte von Freunden. Neben der Möglichkeit zu einem regen Gedankenauswirkungen die wesentlichen Strukturen der wirtschaftlichen Entwicklung hier vor Ort einleitend vorzuschalten“, betonte Kleinebenne bei seiner Buchvorstellung. Der zweite Teil, das Tagebuch von Karlis Bulins von Juni 1945 bis Februar 1948 sei als geschlossene Texteinheit erhalten geblieben. Im dritten Die lettische Familie Bulins wartete von 1945 bis 1948 im Ausländerlager Lahde auf die Emigration in ein Land ihrer Hoffnung. Nur mühsam gelang es unter schwierigen Bedingungen, vor allem polnische und baltische „Displaced Persons“ in ihr Land zurückzuführen oder ihnen eine neue Heimat zu bieten. Die notwendige inhaltliche und kausale Anbindung zu den Tagebuchaufzeichnungen von Karlis Bulins stellt der Verfasser mit einer einführenden Skizzierung der letzten Kriegstage in der Weserregion im Frühjahr 1945 her. „Für das Verständnis der Ereignisse im Ausländerlager Lahde erschien es mir im ersten Teil der Dokumentation notwendig, anhand der Lahder Kraftwerkprojekte und ihrer Aus- Von Ulrich Westermann Lahde. Inhalt und Struktur seiner dreiteiligen Dokumentation über das Ausländerlager Lahde stellte Buchautor Hermann Kleinebenne aus Petershagen in der Aula der Sekundarschule vor. Eingeladen hatte die Kulturgemeinschaft Lahde. Der Kerninhalt des Werkes besteht aus dem Tagebuch des lettischen Diplomingenieurs Karlis Bulins, der mit seiner Familie bereits seit 1944 in Lahde wohnte. Mit der Einrichtung des Lagers im April 1945 wurden er und seine Angehörigen automatisch zu „heimatlosen Ausländern“. Bulins berichtet über den häufig eintönigen Lageralltag, die Ungewissheit über das zukünftige Schicksal und überraschende Maßnahmen der Militärregierung. Begleitend steht der Schwarzhandel auf der Tagesordnung. Zum Schwarzbrennen von Schnaps gehörten Felddiebstähle von Rüben und Kartoffeln. Kleinebenne hat den englischsprachigen Text des Tagebuches ins Deutsche übersetzt. An geeigneten Stellen nimmt er unter Bezug auf britisches und deutsches Archivmaterial erläuternd oder ergänzend in Fußnoten Stellung zu den geschilderten Ereignissen. Hermann Kleinebenne stellte seine Dokumentation über das Ausländerlager Lahde vor. Stadtheimatpfleger Heinrich Rötger berichtete über die Nachkriegszeit in Lahde. Auf einem Bild waren Lahder Jungs und „Polen-Georg“ zu sehen. Fotos: Ulrich Westermann Der Lahder Kulturgemeinschaftsvorsitzende Karl- Heinz Schwier begrüßte Zeitzeugin Liselotte Bischoff Rustemeier. Die gebürtige Lahderin ist heute in Windheim ansässig.


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