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Dienstag, 12. September 2017 · Nr. 213 Eine Stadt für Alle Mindener Tageblatt 29 Angehörige pflegen - und der Job? Meist steht man Knall auf Fall vor der Notwendigkeit, ein Familienmitglied pflegen zu müssen. Wenn Vollzeitjob und Pflege anstehen, haben Arbeitnehmer Anspruch auf: ■ Pflegeunterstützungsgeld: Wer von heute auf morgen eine Pflegesituation regeln muss, kann bis zu zehn Tagen der Arbeit fernbleiben. Dabei haben Arbeitnehmer Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld, das den Einkommensausfall abfedert. Es kann bei der Pflegeversicherung beantragt werden. ■ Pflegezeit: Arbeitnehmer, die einen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause länger begleiten, haben Anspruch auf teilweise oder vollständige Freistellung bis zu sechs Monaten. Voraussetzung: Das Unternehmen hat mehr als 15 Beschäftigte und der Pflegebedürftige mindestens Pflegegrad 1. Zur Entlastung bietet das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben ein zinsloses Darlehen. ■ Familienpflegezeit:Reicht einhalbes Jahr nicht, besteht der Anspruch, sich bis zu 24 Monate teilweise freistellen zu lassen. Die Mindestarbeitszeit pro Woche beträgt 15 Stunden. Voraussetzung: Das Unternehmen beschäftigt mehr als 25 Mitarbeiter und der Angehörige erfüllt mindestens den Pflegegrad 1. ■ Verhinderungspflege: Sie gibt Angehörigen die Möglichkeit für eine Auszeit von der Pflege. Eine Ersatzpflegeperson übernimmt dann für bis zu sechs Wochen im Jahr ihre Aufgaben. Kosten in Höhe von bis zu 1612 Euro übernimmt die Pflegekasse ab Pflegegrad 2. ■ Tipps vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend http://wwwwege zur-pflege.de Nicht unter den Tisch kehren Die Würde des Menschen: Sinnvoll unterstützen statt unüberlegt in die Ecke drängen. Ein Blick auf den Umgang (nicht nur) mit „Senioren“. Heimunterbringung finanziell weder gewollt noch gar nicht leistbar ist.“ Die familiäre Pflege gewinnt an Bedeutung. In Skandinavien werden beispielsweise keine neuen Pflegeheime gebaut. Was hier wie dort mit dem Wunsch nach einem möglichst selbststimmten Leben in den eigenen vier Wänden korrespondiert. Erfolgreiche Konzepte für generationenübergreifendes Wohnen gibt es längst. Wichtig sei, sagt Gundula Oltmanns, möglichst lange selbst aktiv zu bleiben oder eine aktivierende Pflege zu erhalten. Sie unterstreicht, wie viele Pflegekräfte ihrem Beruf mit Herzblut und Hingabe nachgehen. Doch der Bedarf an Information, Aufklärung und Erklärung sei hoch. Ebenso wie der an durchdachten Hilfsmitteln, die die eigenen Fähigkeiten zur Selbstversorgung optimal unterstützen. „Es geht um Würde, um Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl“, sagt Gundula Oltmanns. Um das Thema, das zwischen den Tellern und Tassen schlummert. sen tägliches Thema. Die Mindener Firma Ornamin entwickelt Funktionsgeschirr. Unsichtbar leistet es Hilfe beim Essen und Trinken, ohne dass Handicaps gleich auf den ersten Blick sichtbar sind. „Es ist in Deutschland sehr schwierig, das Thema „Einschränkungen“ zu transportieren.“ „Schwere Kost“ sei es - im wahrsten Sinne des Wortes. Und so arbeitet man nicht nur an den eigenen Produkten, sondern gleichzeitig daran, das Thema „Handicaps“ ins öffentliche Blickfeld zu rücken. „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass wir alt werden.“ Das ist harte Arbeit. Es ist ein Kampf gegen das Wegschauen, das Lieber-nicht-sehenwollen. 2,8 Millionen Menschen sind in Deutschland derzeit pflegebedürftig. Eine Million ist in Heimen untergebracht. 1,8 Millionen Menschen leben mit ihren Einschränkungen in ihren vier Wänden. „Das wird zukünftig mehr werden, weil für viele eine aus dem Blick zu räumen. Wer selbst Einschränkungen hat, dem sind sie meist auch bewusst. Vielleicht ziehen sich viele deshalb ein Stück weit aus dem sozialen Leben zurück. Gehen nicht mehr ins Restaurant, ins Café. Essen nicht mehr gemeinsam mit Freunden, mit der Familie. Vielleicht resultiert daraus, dass gerade bei alten Menschen immer häufiger eine Mangelernährung festgestellt wird. „Viele verweigern sich innerlich“, versucht Gundula Oltmanns, Demografiebeauftragte bei Ornamin, zu erklären, „sie wollen beim Essen nicht negativ auffallen.“ Für sie wie für Holger von der Emde ist die Beschäftigung mit alters- oder krankheitsbedingten Schwierigkeiten und Einschränkungen beim Es- Minden (ser). Rund 400 Jahre alt ist die Geschichte. Darin setzen die Eltern den Großvater hinter den Ofen, damit sie ihm beim Essen nicht zusehen müssen. Die Brüder Grimm nahmen die Parabel im 18. Jahrhundert in ihre Märchensammlung auf. Es berührt auch heute tief, wenn der kleine Sohn seinen Eltern ankündigt, dass er auch ihnen im Alter eine hölzerne Schüssel geben will. Dabei ist es nicht einmal eine Sache des Alters: Krankheiten können auch in jungen Jahren zu Einschränkungen führen. Einschränkungen, die mit Kleckern und Unsicherheiten beim Essen einhergehen. Schlaganfälle treffen schon junge Menschen. Multiple Sklerose kann unabhängig vom Alter auch die Eigenständigkeit am Tisch einschränken. Wer seine Finger nicht mehr uneingeschränkt bewegen kann oder das Gefühl in den Fingerspitzen verliert, muss nicht automatisch hochbetagt sein. Die Frage ist - wie geht man damit um, wenn Menschen gerade bei sozial wichtigen Ritualen des Zusammenseins wie den gemeinsamen Mahlzeiten anders sind und auffallen? Müssen Stigmatisierung und Ausgrenzung die Folge sein? „Es ist eine Einstellungssache“, sagt Holger von der Emde, geschäftsführender Gesellschafter der Ornamin- Kunststoffwerke. In Japan, wo die demografische Entwicklung der in Deutschland um rund 15 Jahre voraus ist, seien das Alter und die Einschränkungen, die es mit sich bringt, kein Tabu-Thema. Beeindruckend sei, „wie problemlos man sich zum Beispiel auch in den USA als Mensch mit gesundheitlichen oder altersbedingten Einschränkungen bewegen kann.“ Dort wie auch in England seien riesige Parkflächen vor den Einkaufszentren für Menschen mit Handicaps geblockt. Um sich vom Parkplatz aus möglichst ungehindert fortbewegen zu könne, stünden Rollstühle, Rollatoren und Stöcke bereit. „Dort ist der Umgang mit eingeschränkten Menschen in der Öffentlichkeit viel deutlicher wahrnehmbar, viel selbstverständlicher als bei uns.“ Scheint so, als hätte es hierzulande Tradition, das nicht Perfekte Einschränkungen der Bewegungsabläufe und Behinderungen werden gerade beim Essen und Trinken sichtbar. Betroffene bleiben gemeinsamen Mahlzeiten oft fern, weil es ihnen unangenehm ist. Foto: pr Soziales Beisammensein ist für jeden Menschen wichtig D Kleinbusse D Stadt- und Fernfahrten Fachberaterin für Testamentsvollstreckung und Nachlassverwaltung (DStV e.V.) 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