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Dienstag, 12. September 2017 · Nr. 213 Eine Stadt für Alle Mindener Tageblatt 25 Hans-Joachim Lemcke (91) und Horst Idelberger (77) haben sich viele Jahre gemeinsam in öffentlichen Ämtern engagiert. Trotzdem entwickelten sie sich in unterschiedliche Richtungen. Ihre Weltanschauung bleibt aber dieselbe. Im ÖPNV noch viel „Luft nach oben“ Zwei Seelenverwandte Erinnerung an Portastraßen-Aktion Von Carsten Korfesmeyer Minden (mt). Die Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs ist und bleibt eine Herzensangelegenheit von Hans-Joachim Lemcke und Horst Idelberger. Ende der 1980er Jahre starteten die beiden ihr Engagement in dieser Sache. Vor allem an den Wochenenden komme man mit dem ÖPNV schlecht von A nach B. Nach wie vor gebe es in Minden noch viel „Luft nach oben“. Auch der Zustand der Haltestellen sei schlecht. Es fällt sogar das Wort „Katastrophe“. Die Autoindustrie habe einfach eine zu starke Lobby in Deutschland, sagt Idelberger. Dabei liege es seiner Ansicht nach doch auf der Hand, dass in zu vielen Fahrzeugen zu wenige Menschen sitzen. Große Aufmerksamkeit erzeugten die Freunde beispielsweise gegen Ende der 1980er mit ihrer gemeinsamen Aktion auf der Portastraße in Barkhausen. 50 Autos stellten sich in Zweierreihen in Richtung Hausberge auf. Die mehr als 100 Meter lange Fahrzeugschlange machte mächtig Eindruck. Die Wirkung wurde verstärkt, als die Fahrer ihre Wagen dann auf einem Parkplatz abstellten und zurückkehrten. „Im Vergleich zu den vielen Fahrzeugen nahm die Gruppe kaum Platz ein“, sagt Lemcke. Ein Omnibus holte die Gruppe dann medienwirksam ab – und das MT titelte seinerzeit „Der Bus hat gewonnen“. Lemcke und Idelberger halten es für wichtig, in sozialen Angelegenheiten immer die Finger in die Wunde zu legen. Man müsse zeigen, was nicht richtig läuft. Nur dadurch lasse sich auch etwas verändern. haben, sei in aller Regel auch etwas Brauchbares dabei herausgekommen. Auch das mache diese Seelenverwandtschaft so besonders. Doch der Weg, den die Freunde über viele Jahre gemeinsam gingen, gabelte sich dann doch. Mitte der 1990er hatte Lemcke keine Lust mehr auf das „verbale politische Glasperlenspiel“ in der Kommunalpolitik. Es sei ein langer Abnabelungsprozess gewesen, an deren Ende er erkannt habe, seine Ziele nicht erreichen zu können. Eineinhalb Jahre saß er beispielsweise im Bauausschuss – zusammen mit Idelberger, der die Grünen-Fraktion nach wie vor leitet und seine politischen Ziele wie die ÖPNV-Förderung, den Wohnungsbau oder den Ausbau der Radwege mit ganzer Kraft verfolgt. „Seit ich in Minden bin, habe ich kein eigenes Auto mehr“, sagt er. Lemcke zählt zu den Mitgründern der „Mindener Seniorengemeinschaft“, die Mitte der 1990er Jahre aus den Grauen Panthern hervorging. Der Aufbau des Aktivitätszentrums wurde „sein Ding“ und in zahlreichen Projekten setzte er sich dafür ein, den Alltag der älteren Menschen zu verbessern. Aufgrund seines Alters hat Lemcke inzwischen alle ehrenamtlichen Aufgaben abgegeben. „Ich mache hier nur noch den Hausmeister, der jeden Abend die Rollos runtermacht.“ Auf sein Fahrrad steigt Lemcke inzwischen nicht mehr. Körperlich baue er schon ein wenig ab, sagt er. „Wenn ich in 15 Jahren noch so fit sein sollte wie du, wäre das einfach toll“, entgegnet Idelberger. Das Alter ist ganz offensichtlich das einzige, worin sich die beiden Freunde groß unterscheiden. „Ich könnte ja dein Sohn sein“, sagt Idelberger. struktive Argumente. „So ist das schon immer gewesen“, sagt Lemcke. Wenn er und Idelberger etwas angepackt „Zwei Stühle, eine Meinung“ stehen. Kontroverse Ansichten in Grundsatzfragen gibt es keine, dafür gegenseitige konwenig mit dem ÖPNV“, sagt Idelberger. Das Gespräch der beiden könnte unter dem Motto Als sich beide zum ersten Mal begegneten, ging es um die Wasserqualität, später um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der sich zu einer Herzensangelegenheit der Freunde entwickelte. „Der ÖPNV lässt zu Wünschen übrig“, sagt Idelberger. Zusammen mit Lemcke gründete er einst den inzwischen wieder aufgelösten Verein „Bus und Bahn“, um die Missstände auf diesem Sektor zu beseitigen. Gemeinsam habe man beispielsweise viele Städte besucht, um Ideen für Verbesserungen zu sammeln. Ein paar Dinge wurden in Minden umgesetzt, viele aber auch nicht. „Die Verantwortungsträger der Stadt fahren einfach zu Von Carsten Korfesmeyer Minden (mt). Dicke Freunde sind Hans-Joachim Lemcke und Horst Idelberger schon seit dem Ende der 1980er Jahre. Beide bezeichnen sich als seelenverwandt und sehen in der sozialen Gerechtigkeit die größte Herausforderung unserer Zeit. Eine zufriedene Gesellschaft komme gar nicht erst auf den Gedanken, einen Krieg anzuzetteln, sagt Lemcke. Der 91-Jährige hat die Nazi-Diktatur miterlebt und die Bilder dieser grauenvollen Epoche noch immer vor Augen. Er spricht vom reinen Wahnsinn. „Da schießen junge Menschen aufeinander. Völlig sinnlos“, sagt er. Geschworen habe er damals, sich in seinem Leben für ein friedliches und intaktes Zusammenleben der Menschen einzusetzen. In einer Partei ist Lemcke nicht mehr. „Aber im Herzen bist du immer ein Grüner geblieben“, sagt Idelberger. Gerne besucht der 77-Jährige seinen Freund, der mit zwei Bewohnern im 1997 erbauten „Aktivitätszentrum Am Goethepark“ lebt. Dort haben die Anna-Luise-Altendorf-Stiftung, die Alzheimergesellschaft, das Projekt „Packt an“ sowie das Aktionsbündnis Königstor ihr Domizil. Mittwochs wird mittags immer gemeinsam gekocht und Idelberger ist dort ein gern gesehener Gast. Dem Grünen Fraktionschef gefällt die Atmosphäre des Hauses, das sich an Menschen jeder Altersgruppe, Nationalität und Herkunft richtet. „Was hier passiert, ist einfach ein tolles Miteinander“, sagt er. Idelberger ist in der Nachkriegszeit aufgewachsen und lehnt Waffen kategorisch ab. Wie Lemcke ist es ihm wichtig, etwas für die Menschen zu tun. Das verbindet die Freunde tief – bis in die Gegenwart. Zwei sehr gute Freunde: Horst Idelberger (77, l.) und Hans-Joachim Lemcke (91) kennen sich seit fast drei Jahrzehnten. Der Gesprächsstoff geht nie aus. Meist geht es um soziale Themen. MT-Fotos: Korfesmeyer „Ich könnte ja dein Sohn sein“, sagt Idelberger. Kontroverse Ansichten gibt es zwischen den Freunden nicht. Unsere bäder individuell & maßgeschneidert ... ... aus Bad Oeynhausen CAD-Planung Alle Gewerke aus einer Hand Staubfrei Feste Terminplanung BGK Haustechnik GmbH | Grüner Weg 13 | 32547 Bad Oeynhausen Tel. 0 57 31 | 1773 - 0 | info@bgk-haustechnik.de | www.bgk-haustechnik.de


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