Page 19

20170912.STADT_FUER_ALLE

Dienstag, 12. September 2017 · Nr. 213 Eine Stadt für Alle Mindener Tageblatt 19 Für die Schule oder fürs Leben? Medien- und Alltagswissen statt Algebra und Lyrik: Schüler der KTG diskutieren darüber, welche Schulfächer es geben sollte. „Gelingendes Leben“ ■ 2007 etablierte Oberstudiendirektor Ernst Fritz- Schubert an der Willy-Hellpach Schule in Heidelberg das Schulfach „Glück“. ■ Inzwischen wird es auch an anderen Schulen in physische Hindernisse – wie die nächste schwierige Mathearbeit oder der erste Sprung vom Fünfmeterbrett – zu überwinden, sowie Motivationstechniken und Frustrationstoleranz. Deutschland und Österreich gelehrt. ■ Aufgabe war und ist es, auf ein gelingendes Leben vorzubereiten. ■ Die Schüler lernen unter anderem, psychische und Der Weg ist das (Lehr)Ziel In Deutschland verantworten die Kultusministerien der Bundesländer die Lehrpläne für die einzelnen Schulformen. Sie umfassen Lehrziele, -inhalte, Art und Anzahl der Prüfungen. Dabei legen sie lediglich fest, was Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt können sollten – den Weg dorthin bestimmt die Schule. ensler stimmt ihr zu, räumt aber ein, dass diese Themen in „Arbeitslehre und Wirtschaft“ angerissen würden, wenn auch nur kurz. „Ich habe 37 Stunden Unterricht in der Woche, da muss nicht noch mehr draufpacken“, findet Jendrik Witte. Der volle Stundenplan spricht für die drei Zwölftklässler auch gegen zusätzliche Fremdsprachen wie Chinesisch oder Norwegisch – selbst wenn diese in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Den Vorstoß eines Heidelberger Schulleiters, das Fach „Glück“ fest in den Lehrplan aufzunehmen (siehe Kasten), finden die Schüler hingegen durchaus sinnvoll. „Tatsächlich hatten wir ein ähnliches Fach auf der Realschule“, erinnert sich Jendrik Witte, „allerdings nur einmal pro Woche.“ „Gerade in der Oberstufe ist Schule besonders stressig“, findet Marleen Haensler. „Nach Schulschluss macht man nur wenig Sinnvolles, bekommt einen ‚Tunnelblick’. „Vielleicht“, mutmaßt sie, „wäre es gut, wenn es ein Unterrichtsfach gäbe, das den Horizont von Kindern und Jugendlichen erweitert und sie dabei unterstützt, selbstbewusste Persönlichkeiten zu werden?“ Und welche Schulfächer sollten auf keinen Fall aus dem Lehrplan gekickt werden? Hier kommt die Antwort prompt und einstimmig: „Deutsch, Mathe und Englisch.“ Da alle Drei Geschichte als Leistungskurs haben, erhält dieses Fach ebenfalls das Prädikat „unverzichtbar“. Aus der Geschichte lerne man, die Gegenwart besser zu verstehen“, bringen es die Zwölftklässler auf den Punkt. Auch dem Politikunterricht – vor allem im Hinblick auf die erstmalige Teilnahme an einer Wahl – müsste mehr Platz eingeräumt werden. „Vielleicht kann so verhindert werden, dass sich Jugendliche radikalen Parteien zuwenden“, glauben Marleen Haensler, Jendrik Witte und Katharina Sting. Auch Religion sollte nach Fach „Gesunde Ernährung“? „Im Prinzip gibt’s das schon“, erläutert Jendrik Witte. Und in der Tat, das Fach, welches Schülern gesunde Ernährung, bewusstes Einkaufen, schonende, kalorienarme Zubereitung von Speisen vermitteln will, nennt sich etwas altmodisch „Hauswirtschaftslehre“ und ist an der KTG Bestandteil des Lehrplans. „Eine gute Sache“, findet er. Noch besser wäre es, Hauswirtschaftslehre mit dem Sportunterricht zu kombinieren, zum Beispiel als Schulfach „Gesunder Lebensstil.“ „Obwohl hier natürlich zuallererst die Eltern in der gefordert sind“, wendet Katharina Sting ein. Eindeutig Aufgabe der Eltern sei auch die Vermittlung von Alltagswissen, wie dem Umgang mit Banken, Versicherungen oder dem Finanzamt. 2015 beklagte sich eine Schülerin im sozialen Netzwerk Twitter darüber, dass sie mit 18 keine Ahnung von Steuern, Mieten und Versicherungen habe, dafür aber eine Gedichtanalyse in vier Sprachen verfassen könne. Marleen Ha- Minden (klu). „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernt man“, lautet häufig zitierter Ausspruch, der dem römischen Dichter Seneca zugeschrieben wird. Doch was nützt es, am Ende der Schullaufbahn den Satz des Pythagoras zu kennen oder Gedichte der Spätromantik interpretieren zu können, wenn man nicht weiß, worauf es im Umgang mit Banken, Versicherungen oder digitalen Medien ankommt? Drei Zwölftklässler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule (KTG) nehmen den Lehrplan und Unterrichtsinhalte unter die Lupe. Mathematik, Naturwissenschaften, Deutsch, Fremdsprachen, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften, dazu musische Fächer und Sport, sind Standard an allgemeinbildenden Schulen. Doch sollte zusätzlich zu Englisch, Französisch und Spanisch auch Chinesisch unterrichtet werden, weil China inzwischen die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt ist? Oder wäre es sinnvoller, wenn die Schule vermitteln würde, wie man ein erfülltes, gesundes Leben führt – bevor man im Beruf steht und die Burn-Out-Falle tappt? Jendrik Witte, Marleen Haensler und Katharina Sting besuchen den zwölften Jahrgang der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule in Minden. Mit dem Lehrplan sind sie im Großen und Ganzen zufrieden, da er ausreichend Möglichkeiten bietet, Schwerpunkte nach den eigenen Neigungen und Fähigkeiten zu setzen. Hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung und sei aber mitunter noch „Luft nach oben“. So sind sich die Schüler beispielsweise darüber einig, dass Kunst, Musik und Sport wichtig sind. „Ich frage mich allerdings, warum diese Fächer benotet werden müssen“, gibt Jendrik Witte zu Bedenken. „Ob jemand künstlerisch begabt, musikalisch oder sportlich ist, hat mehr mit Begabung als mit Fleiß zu tun“, ergänzt Marleen Haensler. Wem das entsprechende Talent fehle, der könne seinen Notendurchschnitt nicht einmal durch Fleiß und „Pauken“ retten. Begrüßen würden es die Schüler, wenn sich Kinder und Jugendliche den Umgang mit dem Internet und sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram nicht selber beibringen müssten. „Ein Schulfach ‚Medienkompetenz’ ab der Unterstufe, besser sogar schon in der Grundschule, könnte den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Technologien vermitteln. „Das kommt einfach zu kurz“, findet Marleen Haensler. „Deshalb gibt es zum Start des neuen Schuljahrs an der KTG Projekttage zu diesem Thema“, ergänzt, Oberstufenkoordinatorin Carola Langner. Es werde um Datenschutz, Persönlichkeitsrechte im Internet sowie um Cybermobbing gehen, verrät sie. Die Projekttage werden von sogenannten „Medienscouts“ begleitet, Lehrkräften der KTG, die eigens zu diesem Thema als Fachberater ausgebildet wurden. Immer mehr Kinder und Jugendliche essen ungesund, bewegen sich zu wenig und sind daher übergewichtig. Sollten die Schulen hier gegensteuern, zum Beispiel mit einem Das Fach „Horizonte erweitern“ gehört an allgemeinbildenden Schulen in der Regel nicht zum Lehrplan. Foto: © contrastwerkstatt - stock.adobe.com Ansicht der Schüler auf jeden Fall weiterhin unterrichtet werden – allerdings mit einer anderen Ausrichtung als bisher. Die Drei wünschen sich einen „neutralen“ Religionsunterricht, in dem die verschiedenen Glaubensrichtungen und ihre unterschiedlichen Ausprägungen beleuchtet werden und der Fokus nicht, wie aktuell der Fall, hauptsächlich auf dem Christentum liegt. Der vollgepackte Stundenplan in der Oberstufe lässt wenig Raum für zusätzliche Fächer Sommer. . . Sonne. . . Führerschein! Führerscheinpreis: 1171,50 E Hierin enthalten: Grundbetrag ........................................................................ 150 € Prüfungen (Theorie und Praxis) ............................. 126 € 12 Sonderfahrten (à 46,50 €) ................................... 558 € 10 Fahrstunden (à 33,75 €) ................................ 337,50 € Jede weitere Fahrstunde: 33,75 E Aber Zöllner bietet noch viel mehr: 8 Überdurchschnittlich hohe Bestehensquote 8 Führerschein ab 14 Werktagen 8 Unterricht mehrfach wöchentlich MIT UNS BLEIBT IHR IN BEWEGUNG! Unser 1171,50 E 32423 Minden, An der Tränke 5 | Tel. 0571 - 87900 www.skyracer.de • Rollschuhe • Skateboards & Longboards • Inlineskates • Fliker & Scooter • Sportlenkdrachen & ATB • Crossboccia & Boule • Speedminton, Ogo, Tischtennis usw. • Slackline & Jonglage • Frisbee & Bumerang • Darts & Billard • Disc-Golf Scheiben find us on facbook! Quo Vadis gemeinnützige GmbH Der Fachdienst für ambulante Hilfen Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar. Somit ist es normal verschieden zu sein. Wir sind ein Teil der Vielfalt unserer tollen Heimatstadt Minden. Wasserriege 11 Tel.: 0571/49295 32479 Hille Fax: 0571/97319502 www.quo-vadis-ggmbh.de Norddeutschlands größte Fahrschule Zähringerallee 129 - Minden 0 5 7 1 / 4 3 3 0 0 www.ferienfahrschule-zoellner.de Gültig bis zum 01.10.2017


20170912.STADT_FUER_ALLE
To see the actual publication please follow the link above