Page 13

20170912.STADT_FUER_ALLE

Dienstag, 12. September 2017 · Nr. 213 Eine Stadt für Alle Mindener Tageblatt 13 Mehr Matsch, bitte! An manchen Stellen ist Minden kindgerechter als geplant. Und manchmal geht der Plan nicht auf. Wie viel Raum Kindern in der Stadt bleibt, liegt trotzdem in der Hand der Erwachsenen. Von Jan Henning Rogge Minden (mt). Was macht eigentlich eine kindgerechte Stadt aus? Und was unterscheidet sie von der Stadt, die Eltern, die Gesellschaft und Politiker kindgerecht finden? Was für eine Stadt ist Minden? Wo fühlen sich Kinder wohl? Was brauchen sie? Wer Kinder fragt, beobachtet und begleitet, kommt dabei zu anderen Schlüssen, als es Erwachsene vielleicht erwarten würden. Bewegungsfreiheit Wie sich Kinder in Minden bewegen können, hängt stark von ihrer Wohnsituation ab. In verkehrsberuhigten Zonen wird durchaus auf der Straße gespielt, in Siedlungen mit Einzelhausbebauung sind meist viele Klettergerüste zu finden. Da Kinder in der Regel alles alleine machen wollen und – je älter sie werden – am liebsten unter sich sind, kollidiert das mit den Ansprüchen der Erwachsenen. Viele machen sich Sorgen um den Nachwuchs und haben ihn deshalb am liebsten im eigenen Garten unter Kontrolle. Wo es die nicht gibt, gibt es dafür meist größere Spielplätze in der Umgebung. „In sozial besonders belasteten Stadtbezirken sind Spielund Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum für Kinder und Jugendliche besonders wichtig“, sagt Uta Betzhold, beim Jugendamt der Stadt Minden unter anderem zuständig für Spielplätze. „Deshalb verbessern wir bevorzugt in solchen Gebieten, aber auch in anderen Gegenden mit vielen Kindern die Spielplätze.“ Das Problem ist der Weg dorthin. Die wohl größte Gefahr für Kinder ist und bleibt der Straßenverkehr – das ist auch in Minden nicht anders. Weil es kaum Spielstraßen gibt und Tempo 30-Zonen offenbar nicht für Erwachsene gelten, die es eilig haben, ist die Bewegungsfreiheit von Kindern in Minden meist sehr eingeschränkt. Allerdings ist es für die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins durchaus wichtig, Wege wie zum Beispiel zum Spielplatz oder zur Schule auch alleine zu bestreiten. Spielmöglichkeiten generell Spielmöglichkeiten sind außerhalb der Spielplätze absolute Mangelware. Das liegt daran, dass die Stadt in erster Linie erwachsenengerecht konstruiert ist. „Der beste Spielplatz für Kinder ist die Wildnis“, sagt Günter Beltzig. Der 76-Jährige ist wohl Deutschlands berühmtester Spielplatzgestalter, der mehr als 400 Spielplätze weltweit gestaltet hat. „Wir haben alle den Wunsch, unsere Welt uns anzupassen. Und den Wunsch haben Kinder auch.“ Möglickeiten gibt es dazu in Minden nicht. Parks wie das Glacis werden spätestens dann gemäht, wenn es mit hohen Gräsern und Büschen für Kinder spannend wird. Dazu verminen Hunde das Gebiet. Auch die letzen freien Feldern und Flächen in den Außenbezirken werden nach und nach bebaut oder in Parkplätze umgewandelt. Matschanlagen oder Wasserspielplätze, an denen Kinder auf dafür vorgegebenen Plätzen aktiv werden können, sind im öffentlichen Raum in Minden nicht vorhanden. Ein neuer Höhepunkt ist der Bereich kurz vor der Baustaumündung im Glacis. Wer entspannte Eltern hat, kann hier von Stein zu Stein über flaches Wasser hüpfen. Am Weserstrand auf Kanzlers Weide gibt es die Möglichkeit, mit Weserwasser zu matschen und im Fluss zu baden. Mit dem Brunnen auf dem Marktplatz, dem Weserspucker und dem Spielbrunnen am Wesertor gibt es immerhin drei Attraktionen für Kinder in der Innenstadt – wenn die Eltern Wechselwäsche dabei haben. Die aufgestellten Spielgeräte hingegen können maximal als kurzfristige Kinderparkplätze bezeichnet werden. Spielende Kinder gibt es hier nicht – maximal ausprobierende. Spielplätze Mehr als 50 Spielplätze gibt es in Minden, nicht alle sind lohnende Ziele. „Seit 2007 wurde fast jedes Jahr ein großer Spielplatz neu gestaltet“, sagt Uta Betzhold. „Dazu gehören Plätze in Bärenkämpen, in Rodenbeck an der Bastau, an der Bachstraße, in der Grünanlage Solferinostraße oder an der Weserpromenade.“ Doch wie gut die Mittel angelegt sind, lässt sich einfach beobachten – an der Verweildauer. Wer sich unter der Woche am sogenannten Niedrigseilgarten an der Weserpromenade aufhält, kann hier immer wieder Kinder beobachten, die kommen – und gehen. Große Kinder, die den Parcour bezwingen, machen das zwei, drei Mal. Kleinere Kinder, die noch üben halten etwas länger durch. Kinder unter zwei Jahren sind hier fehl am Platz. Spannender ist da hingegen die Skatebahn nebenan – wenn dort Skater sind. „Teilweise wird die Skatebahn auch von kleineren Kindern mit Roller oder Fahrrad befahren - die Skater nehmen hier viel Rücksicht“, sagt Betzhold. Die großen Skater freuen sich natürlich auch über die Bewunderung des Nachwuchses. „Kinder brauchen keine Spielgeräte, die brauchen Freunde“, kommentiert Günter Beltzig. Und das lässt sich so auch an anderen Spielplätzen beobachten, zum Beispiel am Bastauufer in Rodenbeck oder am Marienglacis. Hier ist nachmittags deutlich mehr los. Wer zuschaut erkennt schnell: Nicht die Spielgeräte sind hier im Zentrum des Geschehens sondern das Spiel, das am Gerät stattfindet. Belzig rät deshalb, lieber wenige, dafür größere und besser ausgestattete Spielplätze zu bauen, zu denen dann auch mehr Kinder kommen. Der wohl schönste Spielplatz in Minden findet sich übrigens in der Gartenstadt nahe der Fasanenstraße. Er wurde von Eltern mitgestaltet und bietet Kindern reichlich Möglichkeit, versteckt und ungestört von ihren Eltern zu spielen und zu buddeln. Günter Belzig: „Wenn ich ständig gucke, was Kinder machen, störe ich das intime Spiel. Es reicht doch, wenn ich sie höre, um zu wissen, dass alles in Ordnung ist.“ Freizeitangebot Das Freizeitangebot ist vielfältig. Wer aus der Großstadt kommt und seine Kinder zum Kurs „Chinesisch für Fortgeschrittene (4-6 Jahre)“ schicken möchte, wird allerdings enttäuscht. All zu viele Kinder, die das möchten, gibt es aber wohl sowieso nicht. Wer turnen, musizieren oder tanzen möchte, findet bei örtlichen Vereinen und Einrichtungen reichlich Gelegenheit. Auf dem Spielplatz in der Gartenstadt am Rebhuhnweg sind oft Kinder zu finden. Der verwinkelte Platz bietet viele Möglichkeiten für Kinder verschiedener Altersstufen. MT-Foto: Jan Henning Rogge Unsere Angebote auf einem Blick: Menschen im Alter • Pflegeberatung • Ambulante Pflege • Tagespflege • Seniorenwohnungen • Altenpflegeheime • Demenzfachdienst • Hausnotruf Menschen mit Behinderungen • Beratung für Menschen mit Behinderungen • Beratung für Menschen mit Hörschädigung • Betrieblicher Inklusionsdienst • Integrationsfachdienst • Diakonische Werkstätten • Ambulant Betreutes Wohnen • Stationäres Wohnen • Frühförderung für Kinder mit Behinderungen • Schulische Bildung für Kinder & Jugendliche mit Behinderungen Kinder, Jugendliche & Familien • Vermittelnde Beratung für Familien • Kindertageseinrichtungen • Kinderheimat • Lichtblick – flexible Hilfen für Kinder, Jugendliche & Familien • Ambulante Familienpflege • Pädagogische Hilfen für gehörlose und hörgeschädigte Kinder & Jugendliche Soziale Dienste • Beratung Schwangerschaft & Sexualität | die fam. • Suchtberatung • Wohnungslosenhilfe • Begegnungszentrum e-werk • Wohnberatung Diakonie Stiftung Salem Telefon 0571 88804 0 Mail info@diakonie-stiftung-salem.de Web www.diakonie-stiftung-salem.de


20170912.STADT_FUER_ALLE
To see the actual publication please follow the link above