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20170328.KAUFLOKAL

2 Mindener Tageblatt KAUF LOKAL Nr. 74 · Dienstag, 28. März 2017 Foto des Tages Staunen, schauen, viel erleben Minden (mt). Eine Stadt ist mehr als die Summe ihrer Einzelhandelsgeschäfte. Das wissen Werbegemeinschaft und Minden Marketing schon lange und bieten jeden Sommer ein Feuerwerk an Events, die Minden von seinen vielen Seiten zeigen Die Reenactormesse zum Beispiel (Foto aus 2016) zieht Menschen von nah und fern an. Klar, dass viele von ihnen auch in Minden essen, übernachten und einkaufen. Und vor allem: wiederkommen, wenn es ihnen gefallen hat. MT-Foto: Alex Lehn Kommentar: Pro Einfach besser Kein Stress mit den vielen Päckchen V o n S t e f a n K o c h Einfach vor Ort in ein Geschäft gehen, die passende Hose aussuchen und kaufen – wie schön ist das. Und trotz aller Versprechungen des digitalen Handels – es ist auch noch viel einfacher. Schon die Suche im Netz kostet fast so viel Zeit, wie der Weg in die Innenstadt. Nach den Mausklicks beginnt das lästige Warten auf das Paket. Wenn es dann da ist – und stets ist man dann selbst nicht da – muss man es beim Nachbarn abholen, im schlimmsten Fall liegt es für jeden Langfinger griffbereit vor der Tür. Mitunter passt die Hose dann nicht und muss auf dem Postweg zurückkehren. Die ganze Prozedur Natürlich hat der Einzelhandel vor Ort nicht alles, was das Herz begehrt. Die Handyhülle mit dem speziellen Design, das T-Shirt der besonderen Marke, den neuesten Bausatz aus einer limitierten Serie gibt nur im Netz. Selten, dass die Online-Händler bei Sammelbestellungen den ganzen Kram zugleich verschicken. So trudelt eine Sendung nach der anderen ein und die leeren Kartons stapeln sich samt dem Polstermaterial erst einmal in der Wohnung. Lohnt sich dieser ganze Aufwand für den Müll von morgen? Ja, was man vor Ort kauft, kann man getrost nach Hause tragen. Kommentar: Kontra Vielfalt zählt Appetit auf Neues holen I m p r e s s u m beginnt von vorn. Gegründet 1856 von J.C.C. Bruns als Minden-Lübbecker Kreisblatt, seit 1941 mit „Bote an der Weser“, Mindener Zeitung Herausgeber: Rainer Thomas & Sven Thomas (Verleger) Christoph Pepper (Chefredakteur) J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH Postfach 2140, 32378 Minden, Obermarktstraße 26-30, 32423 Minden Telefon: 0571 8820 Telefax: 0571 882 157 E-Mail: info@mt.de Internet: www.MT.de Anzeigenvermarktung: Thomas Bouza Behm Sonderausgabe „KAUF LOKAL“ Chefredakteur: Christoph Pepper Konzeption: Monika Jäger, Sabine Morche (Bruns Medien-Service) Produktion: Sabine Morche, Monika Jäger, Jörg Barner Illustrationen: Alex Lehn Verlag und Herstellung: Druck: Bruns Druckwelt GmbH & Co.KG Die Zeitung ist in allen Teilen urheberrechtlich geschützt. Ohne Genehmigung dürfen Beiträge oder Abbildungen weder vervielfältigt noch verbreitet werden. Dies gilt ebenso für die Aufnahme in elektronische Datenspeicher jeder Art. Vollständige Liste aller Kontakte in Redaktion und Verlag unter MT.de/Kontakte A u s d e m I n h a l t Kaufen oder nicht? Seite Mit feinen psychologischen Tricks beeinflussen Händler das Einkaufsverhalten ihrer Kunden. Aber wie? Ein Blick hinter die Kulissen mit Alexander Haubrock. Er ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Bielefeld. 3 Minden – Einkaufsstadt mit Herz Der Mindener Einzelhandel konkurriert seit Jahrzehnten mit den 60 bis 90 Kilometer entfernt liegenden Großstädten Bremen, Hannover, Bielefeld und Osnabrück und kann sich behaupten, obwohl Minden deutlich kleiner ist. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. 4 Handgemachtes persönlich und aus dem Netz Ulrike Pohl ist Damenschneiderin und hat sich ihren Traum erfüllt: Sie hat ihr eigenes Atelier eröffnet. Viele Kundinnen kommen zu ihr direkt in die Altstadt. Aber auch im Internet hat sie einen wachsenden Kreis von Abnehmern. 6 Noch lokaler mit Hilfe des Internets Ausgerechnet die Digitalisierung soll jetzt der neue Schrittmacher für den gebeutelten stationären Handel werden. Das Gerüst dafür steht schon: freies W-Lan, QR-Codes im Straßenpflaster, eine Beacon-Meile und nicht zuletzt die neue App mit einem digitalen Marktplatz. 7 Köpfchen und Kompetenz – und dazu ein Lächeln Am Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg in Minden lernen angehende Verkäufer und Einzelhandelskaufleute, wie man Kunden in Shopping-Laune versetzt und die täglichen Herausforderungen im Verkauf erfolgreich meistert. Aktuellstes Thema: bargeldloser Zahlungsverkehr. 9 Seit einem Jahrtausend Treffpunkt für Händler und Kunden Wenn man in die Geschichte blickt, wird schnell klar, dass Minden mit seiner Lage an der Weser schon immer ein wichtiger Handelsknotenpunkt war. Bereits 977 erhielt die Stadt ein kaiserliches Marktprivileg. 17 Einer der Top 7: Aus der Heimat in die Welt Die „Porta“-Gruppe gehört nach eigenen Angaben zu den Top Sieben des deutschen Möbelhandels. Heute umfasst die Unternehmensgruppe neben den 22 Porta-Einrichtungshäusern drei Möbel-Hausmann-Häuser, rund 100 SB-Möbel-Boss-Filialen sowie 19 Asko-Märkte. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. 19 Stilettos aus dem 3-D-Drucker Für Zukunftsforscher ist das Heute nur als Ausgangspunkt für die Bedürfnisse und die Lebensgestaltung der Zukunft wichtig. Dass irgendwann 3-D-Drucker zum Beispiel alltäglich werden, scheint auf der Hand zu liegen. Denn einer der wichtigsten Zukunftstrends im Handel ist die Individualisierung. 20 Einmal bunte Tüte für zehn Cent, bitte Stephan Rippin sieht klaren Auges in die Zukunft. „Der Trend geht weg vom Handwerk und hin zum Industriebacken“, sagt der Bäckereichef. Doch er hat eine Nische gefunden, die nicht nur seinem Betrieb das Überleben sichert, sondern seinen Kunden mehr gibt als nur Brötchen: ein Stück Heimat. 21 Kampf um jeden Kunden In ländlichen Regionen suchen die meisten der Geschäftsinhaber noch nach Antworten auf den Internethandel. „Nur wenn die Hiller in ihren Ortschaften einkaufen, können sich die Einzelhändler halten“, sagt beispielsweise Uwe Wittemeyer, Vorsitzender des Hiller Gewerbevereins. 22 V o n M o n i k a J ä g e r Vor Ort kaufen? Klar, so viel wie möglich. Manches würde ich nie im Internet bestellen: Lebensmittel zum Beispiel. Anderes allerdings ausschließlich. Schon lange lese ich so gut wie nur noch auf dem E-Reader (mit dieser Info habe ich schonmal einige Leser sehr bestürzt). Meine Musik kaufe ich nicht mehr per CDs, Videos gibt es nur noch on Demand. Ich stelle mir keine Regale mehr mit bunten CD-Covern und Videohüllen voll. Und ja, auch die allermeisten Zeitungsartikel lese ich online, nicht, weil ich sie umsonst haben will, sondern weil ich es praktischer finde. Und dafür bezahle ich, versteht sich. Für Computer und Computerzubehör habe ich ebenfalls seit Jahren den Händler meines Vertrauens im Internet – der hat nämlich freundliche und geduldige Berater – keine Hotline. Auch Bekleidung finde ich zuweilen in Online-Shops. Das allerdings nur selten, weil mich da – genau wie in gedruckten Katalogen – ärgert, dass die Shirts, Jacken und Hosen an Frauen präsentiert werden, die total anders aussehen als ich, weshalb ich mir partout nicht vorstellen kann, wie das an mir aussehen würde. Aber Socken, Vliesjacken, Sportshirts – so etwas kaufe ich gern mal per Klick. Nein, den Einkaufsbummel in meiner Heimatstadt ersetzt das nicht. Aber es ergänzt ihn. Für mich zählt die Vielfalt. Die Zahl 3425 Euro werden in Nordrhein-Westfalen auf einem durchschnittlichen Quadratmeter Einzelhandelsfläche umgesetzt. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2014 und wurden jetzt vom Statistischen Bundesamt ausgewertet. Mit dem Wert liegt Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich genau im Mittelfeld. Am meisten Geld wird in Hamburg ausgegeben: Hier lassendie Kunden pro Jahr und Quadratmeter 6605 Euro, in Sachsen-Anhalt sind es nur 2795 Euro, was den letzten Platz im Bundesländer-Ranking bedeutet. Insgesamt verfügte der Einzelhandel in Deutschland über eine Fläche von 148 Millionen Quadratmetern. Das nächste Mal werden die Daten 2019 aktualisiert. D r e i F r a g e n a n . . . Bianca Kording, Einzelhandelskauffrau „Im Internet findet sich das nicht“ geben Tipps oder beraten den Kunden. Gehen Sie beim Verkaufsgespräch immer nach Schema F vor? Nein, da jeder Kunde anders ist. Der Umgang mit den Stammkunden unterscheidet sich – da wird auch mal ein Plausch gehalten. Im Normalfall frage ich eine Kundin oder Kunden, was sie oder er denn gestalten möchte. Dann rate ich ihnen, welche Stoffqualität dafür geeignet ist, oder erkläre, wie viel Wolle sie benötigen. Am Ende kommt es auch häufig vor, dass die passenden Stricknadeln vergessen wird – danach frage ich auch. der Beratung, die sie nur von uns Experten erhalten? Manchmal kommen auch Kundinnen, die etwas auf You- Tube gesehen haben und das genauso gestalten wollen. Wie tun Sie, wenn Kunden Ihr Geschäft betreten? Als Erstes folgt natürlich eine Begrüßung. Dann soll sich der Kunde erst im Laden umschauen. Ich mag es nicht, wenn ich ein Geschäft betrete und sofort von den Verkäufern belagert werde. Deswegen möchte ich mit meinen Kunden nicht genauso verfahren. Wir merken schnell, ob jemand Hilfe benötigt. Dann schreiten wir ein, beurteilen. Wir alle kennen uns bei Näharbeiten und Handarbeiten aus – wir wissen genau, wovon wir sprechen. Manchmal kommen auch Kunden, die nach einem Beratungsgespräch behaupten, dass die Produkte aus unserem Sortiment im Netz günstiger seien. Was ist aber mit Von Ilja Regier Seit sieben Jahren arbeitet Bianca Kording im Geschäft „Ihr Stoffladen“ am Markt. In diesem Laden verkauft die ausgebildete Einzelhandelskauffrau unter anderem Stoffe, Heimtextilien, Nähmaschinen und Strickgarne. Sie weiß genau, welche und wie viel Wolle jemand für einen selbst gestrickten Pullover benötigt. Welche Vorteile haben Sie gegenüber dem Online-Handel? Bei uns findet eine Fachberatung statt. Das findet sich nicht im Internet. Unsere Kunden können die Stoffe anfassen, befühlen und sie direkt Bianca Kording arbeitet im „Stoffladen“. MT-Foto: Regier (hwa)


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