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18 AUSGABE 2/2017 Afrika – immer wieder spannend MT-Redakteur Karsten Versick über seine Recherchereise nach Kenia und Äthiopien man auf dem Weg über die Mombasa Road Richtung Innenstadt noch den atemberaubenden Blick auf den Nairobi National Park genießen mit Giraffen, Nashörnern, Zebras und all den anderen Tieren, die Kenia zu einem der beliebtesten Reiseziele für Afrika Liebhaber machen. Inzwischen aber ist dieser Blick komplett versperrt von Fabrikgebäuden, Hotels, Slums und Müllhalden. Wer noch freie Sicht auf den National Park haben will, muss sich einen Platz auf einer der Hotelterrassen am Rande der Mombasa Road sichern – und dort auch etwas verzehren. Nach einer kurzen ersten Nacht in einem kleinen Hotel am Rande Nairobis lernte ich frühmorgens gleich den zweiten großen Unterschied zu meinem letzten Aufenthalt in der kenianischen Hauptstadt kennen: Hatte ich damals schon geglaubt, dass der Verkehr in der Millionenstadt kurz vor dem Kollaps stand, musste ich jetzt erkennen, dass 1996 noch vergleichsweise paradiesische Zustände auf den Straßen herrschten. Knappe zwei Stunden brauchten wir mit unserem Minibus für eine acht Kilometer lange Strecke zu unserem ersten Termin – jetzt verstand ich auch, warum unser Reiseleiter die Abfahrt für 7 Uhr angesetzt hatte, obwohl das Treffen mit den Mitarbeitern der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) erst für 9 Uhr anberaumt war. Überhaupt blieb der chaotische Verkehr eine der prägenden Erinnerungen an die vier Tage in Nairobi. Sei es bei Terminen im kenianischen Transportministerium, der Fahrt in einen der rund 200 Slums der Vier-Millionen-Metropole, beim Besuch des weltweit drittgrößten UN-Geländes im vornehmen Stadtteil Gigiri oder dem Versuch, die Innenstadt per Auto zu erreichen – immer wieder standen wir bei rund 30 Grad in einer stinkenden Abgasglocke im Stau. Der Aufwand lohnte sich jedoch, denn immer wieder traf Am Anfang stand eine E-Mail von Chefredakteur Christoph Pepper, die ich am 19. September vorigen Jahres in meinem Postfach fand: „Ausschreibung: Journalistenreise nach Nairobi, Kenia und Addis Abeba, Äthiopien (24.01.- 01.02.2017)“ las ich in der Betreffzeile – und sofort stieg mein Puls. Afrika – das ist spätestens seit 1989 meine Welt und mein Thema. Eingeladen zu der Recherchereise hatte die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) – und zwar speziell Journalistinnen und Journalisten von regionalen Tageszeitungen, die keine eigenen Korrespondentenbüros in Afrika unterhalten, ihren Lesern aber trotzdem Informationen aus erster Hand über den Kontinent bieten möchten. Nachdem ich die Modalitäten gelesen hatte – unter anderem die Anforderungen an die Bewerbung um einen der sechs Plätze – machte ich mich direkt ans Werk. Ein Motivationsschreiben, drei Arbeitsproben, ein Lebenslauf und die Einverständniserklärung des Arbeitgebers waren schnell zusammengestellt – und dann hieß es warten. Knapp zwei Monate später, am 16. November, kam die Zusage der DGVN. Und damit konnte die detaillierte Vorbereitung auf die Reise beginnen. Visa-Anträge für beide Länder ausfüllen, die geforderten Impfungen auf den neuesten Ordensschwester Mary Killeen freut sich über gespendete Buntstifte und Kugelschreiber. Fotos: Versick schen Flughafen lernte ich die Mitreisenden kennen: eine Kollegin und zwei Kollegen von Tageszeitungen, die Chefredakteurin eines Magazins für internationale Kultur- und Gesellschaftsthemen und eine Bloggerin, die freiberuflich auch für den Hörfunk arbeitet, sowie den Mitarbeiter der DGVN, der zu der Reise eingeladen und die Auswahl der Mitreisenden getroffen hatte. Nach gut achtstündigem Flug setzte die Lufthansa-Maschine auf dem Jomo Kenyatta International Airport in der kenianischen Hauptstadt Nairobi auf. Ich war zurück in dem Land, das seit 1989 so häufig das Drehkreuz für meine ausgedehnten Recherchereisen gewesen war (siehe Beitrag links) und das ich zuletzt vor 21 Jahren besucht hatte. Der Unterschied zu damals wurde schon kurz nach Verlassen des riesigen Flughafen-Geländes deutlich. 1996 konnte Stand bringen und Informationen einholen zum vorgegebenen Reisethema „Nachhaltige Stadtentwicklung“. Am 24. Januar war es dann so weit: Um 6.50 Uhr ging es von Hannover über Frankfurt nach Nairobi. Erst beim Zwischenstopp auf dem größten deut- Einmal Afrika – immer Afrika ■ „Einmal Afrika, immer Afrika“ – für mich gilt dieser Spruch seit 1989. Damals hatte ich die Gelegenheit, für drei Wochen nach Südafrika zu fliegen und im Land, das damals unter der Apartheid- Politik der weißen Bevölkerungsminderheit litt, zu recherchieren. ■ Es folgte eine Reise nach Simbabwe, um über eine dort herrschende Dürre und deren Folgen für die Menschen sowie die Arbeit einer deutschen Hilfsorganisation zu berichten. Der traurigste Anlass für eine Recherchereise war der Völkermord in Ruanda im April 1994. Mehrfach habe ich das Land im Herzen Afrikas danach besucht – unter anderem auch mit Schülern und einem Lehrer der Realschule Süd in Bad Oeynhausen. Daraus entstand auch die Schul- Hilfsorganisation „Dem Frieden eine Chance“. Weitere Reisen führten nach Angola, Somalia, Tansania und in das ehemalige Zaire (heute Kongo).


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