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10 AUSGABE 1/2017 Europaweit erstklassig Redaktion und Verlag gewinnen sieben „Awards of Excellence“ beim 18. Europäischen Zeitungswettbewerb und sind auf Augenhöhe mit den Schwergewichten der Branche. Eheschließungen pro   Einwohner Ehescheidungen pro   Einwohner West Frauen  Ost Männer  Stand  Stimmung zur Einheit Die Macht in der Mitte Deutschland gewinnt an Einfluss – aber in Berlin spricht man nicht so gerne darüber. Und grundsätzlich ist es, gerade für Deutsche, wohl auch ganz vernünftig, die eigene Bedeutung etwas herunterzuspielen. Einwohner pro Bundesland Bunddeessllaanndd jjeewweeiillss jeweils zum zzuumm SSttiicchhttaag Stichtag . . (in Millionen) Katholisch Evangelisch Sonstige Konfessionslos West  Ost  West  Ost  , , , , , , , , , , , , , , , , „Gute Außenpolitik bedeutet ja nicht, von allen geliebt zu werden.“ West  Ost  West  Ost  , , , , , , , , , , , , , Union SPD FDP Grüne Vorpommern  , Anhalt  ,           West : , West : , Ost : , Ost : , West  Ost  West  Ost      West  Ost  West Männer  Stand  Ost Frauen  Gegründet 1856 von J.C.C. Bruns Einzelpreis 1,80 Euro U n a b h ä n g i g e , ü b e r p a r t e i l i c h e Z e i t u n g Samstag/Sonntag, 3./4. Oktober 2015 · Nr. 230 · KW 40 Schärfere Töne gegenüber Flüchtlingen De Maizière fordert Kooperation von Asylbewerbern Große Themen in der ersten Ratssitzung Der Mühlenbauhof in Frille ist der Einzige seiner Art Schwarz-Rot-Gold - ein Puzzle: MT-Fotograf und -Illustrator Alexander Lehn sieht die heute vor einem Vierteljahrhundert formal vollzogene Deutsche Einheit strahlend einfach, aber unvollendet. Die Redaktion spürt dem auf zahlreichen Seiten dieser Ausgabe nach, unter anderem mit einem Kommentar (S. 26), einem Schwerpunktteil (S. 29 - 32) und einer Wochenende-Reportage (S. 55). Lesevergnügen auf den ersten Blick Neues Logo und frisches Layout: Der Weserspucker hat sich für die nächsten Jahre feingemacht. Das alte Weserspucker-Design (li.) wurde zum Jahreswechsel durch eine modernere, aufgeräumte Optik ersetzt. Repro: AW realistisch dargestellt, sondern schematisch. Mit reduzierten Gestaltungselementen, einer aufgeräumten Seitenstruktur und einem klaren Layout gibt es mehr Lesevergnügen und mehr Informationen auf einen Blick. Redaktionell bleibt es bei der bewähr- Der Weserspucker präsentiert sich in neuem Gewand. Der Relaunch erfolgte zu Jahresbeginn, die erste Ausgabe erschien in gewohntem Turnus am 4. Januar. „Im Portfolio der Unternehmensgruppe J.C.C. Bruns ist der Weserspucker eine starke Säule“, sagt Geschäftsführer Carsten Lohmann über den Stellenwert des seit mehr als einem Vierteljahrhundert etablierten Wochenblatts. Das neue Design wurde von Norbert Küpper kreiert, der schon für die Neugestaltung des Mindener Tageblatts verantwortlich war. Die optische Angleichung soll auch Ausdruck für die starke Verbindung des Weserspuckers zum MT sein. Damit einher geht auch die Neugestaltung des Logos: Der Schriftzug erscheint nun in einheitlichem Blau, der Hausfarbe der Unternehmensgruppe. Der Weserspucker als Namenspatron wird im Titel nicht mehr fototen Mischung aus aktuellen Informationen, Unterhaltung und Verbrauchertipps. Mehr Infos: Weserspucker-Verlag Tel. 0571/888060 info@weserspucker.de www.weserspucker.de den Stollen in Jakobs- und Portaberg in der Kategorie „Concept/ Innovation Online/Multimedia Storytelling“. barkeit trugen dem MT einen Award in „Typography“ ein. Und nicht zuletzt überzeugte die Multimedia-Reportage zu 191 Zeitungen aus 27 Ländern hatten für den von Zeitungsdesigner Norbert Küpper in Kooperation mit drei europäischen Medienfachzeitschriften ausgerichteten Wettbewerb Beiträge eingereicht. Für das Mindener Tageblatt gab es Auszeichnungen in den Kategorien „Cover und Coverstory“ (für die Titelseite und Berichterstattung zum Einheitsjubiläum 2015) und „News Pages/ Elections“ (für die Titelseite nach der baden-württembergischen Landtagswahl). Ebenfalls ausgezeichnet wurden MT-Beiträge in der Kategorie „Cut“ (für drei Titelseiten mit besonders gelungenem Bildschnitt) sowie in den gestalterisch besonders anspruchsvollen Kategorien „Visual Storytelling“ (für eine Panoramaseite über die Entwicklung des Biermarktes), „Alternative Storytelling“ (für eine Panoramaseite zur Hochwasserproblematik in Minden). Übersichtliches Erscheinungsbild und gute Les- 30 Mindener Tageblatt · Samstag, 3. Oktober 2015 · Nr. 230 Thema des Tages Nr. 230 · Samstag, 3. Oktober 2015 ·Mindener Tageblatt 31 Kinder pro Frau Stimmung zur Einheit „Wird es auch in  Jahren noch gravierende Unterschiede geben?“ West  Ost  Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Euro West , Ost , West , Ost , West % Ja „Sind Ost und West weitgehend zusammengewachsen?“ Ost % Ja West % Ja Stand      Rente pro Monat in Euro Ost % Ja West  Männer  West  Frauen  Ost  Männer  Ost  Frauen  Übergewichtige Anteil an der Bevölkerung in Prozent West  Ost  West  , Ost  , West  , Ost  , Fußball-Nationalspieler im WM-Kader West   Ost   West   Ost       Durchschnittlicher Bruttoverdienst pro Monat in Euro West   Ost   West   Ost   Bevölkerung in Millionen West : , Ost *: , West : , Ost *: , *einschließlich Berlin Religion Angehörigkeit in Prozent Bundestagswahl Ergebnisse in Prozent , , , Wahlbeteiligung , , , PDS/Linke , , , , , Lebenserwartung in Jahren Durchschnittsalter in Jahren Frauen Männer West : , West : , Ost : , Ost : , Ost : , West : , Haushalte mit Auto West : , Ost : , in Prozent Stand  West  Ost  Abi-Quote Anteile der Bevölkerung in Prozent FKK-Urlauber Anteil an der Bevölkerung in Prozent Arbeitslosenquote in Prozent West  , Ost * , West  , Ost * , *einschließlich Berlin DANIEL MAXIMILIAN MARTIN PAUL ANNA SOPHIE ANNA SOPHIE Beliebteste Vornamen Bundesligavereine West / Ost / West  / Ost / Stand  Stand  Stand  Stand  Stand  INFFOGGRRAAFFIKK: Olee HHääntzzsscheel QQUUEELLEEN: Staatiisstiisscheess Bundeessaammt,, DPAA,, DFFB,, bpb,, Dudeen Veerlaag,, vveersschiieedeenee Bundeeiinsstiitutee Schleswig-Holstein  ,  , Hamburg  ,  , Bremen  ,  , Mecklenburg-  , Berlin  ,  , Brandenburg  ,  , Niedersachsen  ,  , Sachsen-  , Sachsen  , Thüringen  ,  ,  , Bayern  ,  , Baden- Württemberg  ,  , Saarland  ,  , Hessen  ,  , Nordrhein- Westfalen  ,  , Rheinland-Pfalz  ,  , Von Christoph Sator Berlin (dpa). An jenem Tag vor 25 Jahren, als Deutschland wiedervereinigt wurde, schickte Helmut Kohl eine Botschaft rund um die Welt. „Von deutschem Boden wird in Zukunft nur Frieden ausgehen“, versprach der Einheitskanzler in einem Brief, der am 3. Oktober 1990 in die Hauptstädte aller Länder gesendet wurde, mit denen die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen unterhielt. „Wir wissen, daß wir mit der Vereinigung auch größere Verantwortung in der Völkergemeinschaft insgesamt übernehmen.“ Was ist daraus geworden? Wie steht Deutschland ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung international da? Der Lauf der Geschichte hat es mit sich gebracht, dass sich darüber gerade ziemlich viele Leute Gedanken machen. Nicht so sehr wegen des 25. Jahrestags – der gar nicht so groß gefeiert wird, wie man sich das vorstellen könnte. Sondern eher wegen der Probleme, die Europa gerade hat. Egal ob griechisches Schuldendrama, Ukraine-Konflikt oder jetzt auch die Flüchtlingskrise: Als Land in der Mitte des Kontinents, mit den meisten Einwohnern, mit der stärksten Wirtschaft und inzwischen auch mit dem größten politischen Einfluss hat die Bundesrepublik in der EU eine dominante Rolle. Ein weiterer Grund sind die handelnden Personen. Kohls Nachnachfolgerin Angela Merkel ist weithin als Europas wichtigste Politikerin anerkannt. Mit ihren zehn Jahren im Amt gehört die CDU-Vorsitzende im internationalen Vergleich inzwischen auch zu den dienstältesten Regierungschefs. Das US-Magazin „Forses Jahr in einem viel beachteten Buch als „Macht in der Mitte“ betitelt. Münkler versteht darunter „keine Macht, die mit hohen Kavalleriestiefeln und klirrendem Säbel daherkommt und sagt, wo es langgeht“. Sondern eine „Kombination aus ein bisschen Zahlmeister und ein bisschen Zuchtmeister“. Mit dem Zahlen – Stichwort: Scheckbuchdiplomatie – hatten die Deutschen in den letzten Jahrzehnten mehr Erfahrung. Der Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Eberhard Sandschneider, hält Deutschland sogar für eine „Weltmacht“ – wenn auch nur „Weltmacht auf Zeit“, weil andere Länder wie China demnächst auch in der Politik wohl noch mächtiger werden. „Die deutsche Außenpolitik ist in den letzten 25 Jahren viel einflussreicher geworden. Es gibt kaum ein internationales Problem, an dessen Lösung wir nicht beteiligt sind.“ So weit würde auf der Regierungsbank wohl niemand gehen. Die Tatsache, dass Deutschland für Länder wie die USA, China und Russland zum wichtigsten europäischen Ansprechpartner geworden ist, registriert man dort mit einer Mischung aus Stolz und Sorge. Grundgedanke: Man will sich nicht größer machen, als man ist. Aber neuerdings setzt zum Beispiel Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen noch einen Satz dazu: „Wir machen uns auch nicht kleiner, als wir sind.“ Mit der Bezeichnung als „Soft Power“, der in der internationalen Politik gerade wieder schwer in Mode ist, würden sich in Berlin die allermeisten wohl einverstanden erklären. Deutschland – die sanfte Macht? Ein Staat mit Einfluss durch eigene Erfolge, kluge Diplomatie und einiges an Geld? Und nicht durch militärische Drohungen oder in Richtung Pazifik freigemacht haben. Dass von einem deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat derzeit kaum noch die Rede ist, liegt weniger an den Deutschen als an der Unfähigkeit der Vereinten Nationen, sich zu reformieren. Bei den Atomverhandlungen mit dem Iran jedenfalls war Berlin an der Seite der fünf UN-Vetomächte wie selbstverständlich dabei. So ist die Wissenschaft bereits um einiges weiter als die Politik. Der Politologe Herfried Münkler hat Deutschland die- Aber wahr ist auch, dass sich viele im Moment von deutscher Führung mehr versprechen, als dass sie sich davor fürchten. Das historisch bedingte Grundmisstrauen ist – trotz einiger Nazi-Vergleiche in der Griechenland-Krise – weniger geworden. In Europa hat Deutschland viel von dem Platz eingenommen, den die USA durch ihre Hinwendung ten, aber auch in der Frage der Verantwortungsübernahme – aber nicht mehr und nicht weniger. Und ohne Verbündete werden wir gar nichts ausrichten.“ Das ist gewiss richtig. Ohne die Einbindung in die EU und in die Nato hätte Deutschland in diesen Zeiten der Globalisierung mit Sicherheit viel weniger Einfluss. Und grundsätzlich ist es, gerade für Deutsche, wohl auch ganz vernünftig, die eigene Bedeutung etwas herunterzuspielen. Ansonsten könnte man schnell isoliert und überfordert sein. bes“ kürt sie regelmäßig sogar zur mächtigsten Frau der Welt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist nach all den Jahren im Geschäft ebenfalls bestens vernetzt. Umso mehr fällt auf, wie ungern man in Berlin über den Gewinn an Bedeutung redet. Zwar ist es – 25 Jahre nach Kohl – Allgemeingut, dass Deutschland international mehr Verantwortung übernehmen soll, will und muss. Aber um die Frage, ob Deutschland nun Regionalmacht ist, Großmacht oder Weltmacht gar, drückt man sich immer noch herum. Als Reaktion gibt es oft nur ein leicht verlegenes, etwas nervöses Lachen. Auch Merkel wurde kürzlich danach gefragt. Ihre Antwort: „Ich führe diese Kategorisierung nicht. Ich habe weder das Wort der „Mittelmacht“ jemals gebraucht noch das der „Weltmacht“.“ Dann schob sie hinterher: „Was sicherlich richtig ist: Die Tatsache, dass wir mit der deutschen Einheit die volle Souveränität erlangt haben, hat ihre Folgerungen im Gu- Partner man mit Kritik rechnen musste, und von wem man Lob erwarten durfte. Inzwischen hängt das stark davon ab, um welches Thema es gerade geht. Griechenland zum Beispiel – wo es an kritischen Stimmen gegenüber Berlin in den letzten Jahren nun wahrlich nicht gefehlt hat – ist mit der deutschen Flüchtlingspolitik gerade ziemlich zufrieden. Dass die eigenen Entscheidungen umstritten sind – so oder so –, das gehört zu einem Land mit Führungsrolle dazu. Die USA wissen das seit Jahrzehnten. In Berlin muss man sich erst noch daran gewöhnen. „Wer Stellung bezieht, muss damit rechnen, dass er Kritik auf sich zieht“, sagt Sandschneider. „Gute Außenpolitik bedeutet ja nicht, von allen geliebt zu werden.“ Heilsbringer zu sein und Buhmann zugleich – das gehört zu den Erfahrungen, die Deutschland in den nächsten Jahren vermutlich noch häufiger machen wird. Zumal Berlin sich immer häufiger auch um wichtige Funktionen bewirbt. Mit der regelmäßig rotierenden Präsidentschaft im Kreis der sieben führenden Industrienationen (G7) und dem Vorsitz im UN-Menschenrechtsrat ist es zwar bald schon wieder vorbei. Aber nächstes Jahr führt die Bundesrepublik die Geschäfte in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die durch den Ukraine-Konflikt plötzlich wieder wichtig geworden ist. Und 2017 wird Deutschland mit der Präsidentschaft der 20 wichtigsten Industrieund Schwellenländer (G20) an der Reihe sein. Das sind dann auch gute Gelegenheiten, um sich nochmals einige Gedanken über das eigene Selbstverständnis zu machen. „Aber kein Weg führt an der Erkenntnis vorbei: Sich zu vereinen, heißt teilen lernen.“ Richard von Weizsäcker als erster gesamtdeutscher Bundespräsident in seiner Rede beim Festakt zur Wiedervereinigung Deutschlands in Berlin am 3. Oktober 1990. Um die Frage, ob Deutschland nun Regionalmacht ist, Großmacht oder Weltmacht gar, drückt man sich herum. den Einsatz von Soldaten? Vielen gefällt das Kompliment. Allerdings wird es dabei nicht bleiben. Die Flüchtlingskrise beweist gerade, wie schwer sich Deutschland mit der gewachsenen Verantwortung noch tut. Nach all den Angeboten zu „mehr Verantwortung“ steht die deutsche Politik nun bereits im Praxistest. Nicht nur schneller als erwartet, sondern auch auf anderen Gebieten als gedacht. Strittig ist kein neuer Auslandseinsatz der Bundeswehr. Es geht um viel mehr: Wie lässt sich den Zentrifugalkräften entgegenwirken, die Europa derzeit auf eine Zerreißprobe stellen? Das bringt vieles durcheinander. Früher war es so, dass man sich in Bonn oder Berlin ziemlich sicher darauf verlassen konnte, von welchem „Die Vereinigung Deutschlands ist ein wichtiger Schritt bei der Überwindung der Teilung unseres Kontinents.“ Die britische Premierministerin Margaret Thatcher in einem Glückwunschschreiben an Bundeskanzler Helmut Kohl. In der Kategorie „Cover und Coverstory“ war das MT unter den Lokalzeitungen der einzige deutsche Preisträger. Ausgezeichnet wurden Titelseite und Berichterstattung zum Einheitsjubiläum. Repro: MT Berlin (dpa). Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat seinen Ton gegenüber Flüchtlingen in Deutschland verschärft und sie zur Kooperation aufgefordert. Asylbewerber dürften sich ihren Wohnsitz nicht selbst aussuchen, sagte de Maizière gestern in Wiesbaden. Flüchtlinge verweigerten sich etwa an der deutsch-österreichischen Grenze staatlichen Hilfsangeboten und machten sich eigenständig zu unbekannten Zielen auf. Hinweise, Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat könnten sich unter die Asylsuchenden mischen, haben sich nach den Worten des CDU-Politikers bisher nicht bewahrheitet. Schon tags zuvor hatte der CDU-Politiker deutliche Worte gewählt. Es gebe Asylbewerber, die sich prügelten, über ihre Unterkünfte und das Essen beklagten oder meinten, sie könnten sich selbst aussuchen, wo sie in Deutschland unterkämen, sagte er im ZDF- „heute journal“. Die Asylzahlen wachsen seit vielen Monaten rasant und erreichen immer neue Rekordwerte. Laut Innenressort entziehen sich Flüchtlinge zunehmend der Registrierung oder verlassen Erstaufnahmestellen eigenmächtig. De Maizière erntete Kritik – auch aus den Reihen des Koalitionspartners. Seine Äußerungen seien geeignet, die Stimmung gegen Asylsuchende anzuheizen, erklärte der SPD-Abgeordnete Lars Castellucci. „Alle in diesem Land müssen sich an Recht und Gesetz halten. Wer aber mit einem Finger auf die Flüchtlinge zeigt, auf den zeigen drei zurück.“ Der Grünen- Abgeordnete Volker Beck sagte: „Die Flüchtlinge hören und verstehen den Minister im Zweifelsfall nicht. Mit seinen Äußerungen zielt der Minister wohl nicht auf die Flüchtlinge, sondern eher auf die Stammtische.“ Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht bald Kapazitätsgrenzen erreicht: „Wir nähern uns in Deutschland mit rasanter Geschwindigkeit den Grenzen unserer Möglichkeiten“, sagte Gabriel. Er nahm Kanzlerin Angela Merkel gegen die Kritik aus der CSU in Schutz. „Ich könnte es mir leicht machen und als SPD-Vorsitzender die CDU-Kanzlerin kritisieren“, sagte er. „Aber die Wahrheit ist doch: Das alles hat wenig mit Frau Merkel zu tun.“ Die Menschen flüchteten aus Syrien und den Notunterkünften im Nahen Osten, weil sich dort die Lage dramatisch verschlechtert habe. „Die Flüchtlinge brechen im wahrsten Sinne ihre Zelte ab und machen sich Richtung Europa und Deutschland auf. Das sind die wahren Fluchtursachen - nicht das Verhalten von Frau Merkel.“ Aus der SPD gibt es bislang keine offene Kritik an Merkels Kurs. Allerdings erwarten viele Sozialdemokraten, dass Merkel Wege aufzeigt, um die hohen Flüchtlingszahlen zu verringern. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) regte unter anderem an, Abschiebungen ohne vorherige Information durchzuführen, damit sich Flüchtlinge der Zwangsmaßnahme nicht entziehen können. Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) plädierte dafür, den Anspruch auf Familiennachzug zu begrenzen. Zwei Neue und ein „Praktikant“ Veränderungen im Verwaltungsvorstand Minden (mob). Gleich drei neue Gesichter sind zur Zeit in der Stadtverwaltung zu sehen. Neben den Beigeordneten Regina-Dolores Stieler- Hinz (Bildung, Kultur, Sport, Freizeit) und Lars Bursian (Städtebau und Feuerschutz), die zum 1. Oktober ihre Büros bezogen haben, informiert sich gegenwärtig auch Michael Jäcke über seine künftigen Aufgaben als Bürgermeister. Am 21. Oktober wird er seinen neuen Job in der Stadtverwaltung antreten. Am 13. September war der 55-Jährige im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister Mindens gewählt worden. Noch bis Ende kommender Woche ist Michael Buhre da, der dann seine Tätigkeit als Bürgermeister beendet. Er war nach elfjähriger Amtszeit nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Er wolle für sich einen klaren Schnitt machen, sagte er im MT-Gespräch, und werde daher direkt nach seinem offiziellen Abschied in Urlaub fahren. Feste berufliche Pläne für die Zukunft hat er bisher nicht. Stieler-Hinz hat unterdessen auf ihrer Facebook-Seite ihren neuen Arbeitgeber eingetragen und sich über den „rundum gelungen Start in die neue Aufgabe“ gefreut. Unter anderem stand für sie gleich der Sportausschuss an. Bursian war unter anderem Anfang September schon beim Test der möglichen Radschnellweg- Strecken mitgefahren. Bursians erster Fachausschuss wird am Mittwoch, 7. Oktober, zusammenkommen: der Bauausschuss. Die Aufgaben der Beigeordneten hatten in der Übergangszeit Kämmerer Kresse (Bildung) und SBM-Chef Peter Wansing (Bau) übernommen. Jäcke arbeitet sich ebenfalls schon ein, denn bereits an seinem zweiten Arbeitstag, dem 22. Oktober, steht eine umfangreiche Sitzung des Rates an, in der es unter anderem um die Einbringung des Haushalts für 2016 geht. Der Bürgermeister leitet und moderiert die Sitzungen des Rates. „Bis zum Sommer waren die Flüchtlinge dankbar, bei uns zu sein. Sie haben gefragt, wo ist die Polizei, wo ist das Bundesamt. Das hat sich seither geändert.“ Innenminister Thomas de Maizière Porta Westfalica Bezirksausschuss stimmt für Teilbebauung des Kurparks Zunächst hatte der Bezirksausschuss Hausberge/Holzhausen eine Wohnbebauung im Kurpark grundsätzlich abgelehnt. Jetzt rückt das Gremium von seiner Meinung ein wenig ab. Seite 11 Lokales So viele Mühlen wie im Kreis Minden- Lübbecke gibt es nirgendwo sonst in Deutschland. Für ihre Restaurierung und den Erhalt ist der Mühlenbauhof in Frille zuständig. Wie dort gearbeitet wird, erklärt desen Leiter Friedrich Rohlfing im MT und in einer Multimedia-Reportage auf MT.de. Seite 3 Wirtschaft Selbstfahrender Lkw absolviert Autobahn-Test Erstmals ist ein „selbstfahrender“ Lastwagen über eine öffentliche Straße in Deutschland gerollt. Während der Fahrt schaltete Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard am Steuer den Autopilot ein, der für den Großteil der Testfahrt auf der A 8 die Steuerung übernahm. Seite 33 Wetter morgens mittags abends 7 18 12 Wolken stören selten Seite 24 Sport Arminia wartet weiter auf ersten Heimsieg – 1:1 gegen 1860 München Fußball-Zweitligist Arminia Bielefeld wartet nach dem 1:1 gegen 1860 München weiter auf den ersten Heimsieg. Fabian Klos (Foto) glich die Führung der Gäste aus. Seite 39 Menschen „Früher spielte Geld keine Rolle, und die Schallplattenfirmen ließen es krachen. Solche Partys wird es nie wieder geben.“ Mike Krüger im MT-Interview. Seite 57 25 Jahre Deutsche Einheit Ein echtes Original ■ Der Weserspucker ging im Februar 1990 als kostenloses Wochenblatt in Minden an den Start. ■ Er erscheint immer mittwochs im gesamten Kreis Minden-Lübecke mit einer Gesamtauflage von rund 11 2000 Exemplaren. ■ Drei Ausgaben setzen regionale Schwerpunkte: Minden, Bad Oeynhausen und Lübbecke. ■ Seinen Namen hat er von einem echten Mindener Original: Eine lebensgroße Bronzeplastik in der Innenstadt zeigt, wie fest verwurzelt der Weserspucker hier ist.


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