42 Mindener Freischießen besten Schützen. Das blanke Gerüst, die sogenannte Karkasse, aus feinstem Silber mit goldenem Kranz ist in einem externen Silberwerk entstanden. Die Möglichkeiten, ein so großes Stück in eigener Werkstatt selbst zu fertigen, gibt es bei Laufer nicht. Die alten Werkzeuge, die Unternehmensgründer Adolf Laufer vor über 100 Jahren nutzte, kommen nicht mehr zum Einsatz. Vorarbeiten, also das Erfassen, Vermessen und Zeichnen des Originals sowie den Entwurf, haben Frank Ricken und Isabell Marowsky angefertigt. „Dabei können wir heute auch auf die Technik zurückgreifen“, erklärt die Goldschmiedin. „Früher wurde alles gezeichnet, heute erledigen das Computerprogramme anhand von Fotos.“ Computertechnik findet auch beim Gravieren Anwendung, beispielsweise in den achteckigen Fassungen für die Bergkristalle. „Bei einem Teil wird das Emblem des Bürgerbataillons eingraviert, der Rest erhält das Stadtwappen mit dem Mindener Schlüssel“, sagt Frank Ricken. Dadurch werde der Bezug zur Historie der Krone verdeutlicht. Im Original sind die Steine mit Landschaftbildern unterlegt. Nicht nur in diesem Punkt erhält die neue Krone eine Modifizierung. „Sie ist auch etwas größer“, sagt Olrik Laufer. „Die Menschen haben heute einen größeren Kopfumfang als früher. Wir haben den Durchmesser der Krone entsprechend angepasst.“ Verändert werden auch die schmückenden Steine und die Art, wie sie an der Krone befestigt werden. Anstatt den grünen Prasiolith als Schmuckstein zu verwenden, nimmt Frank Ricken lieber einen grünen Turmalin. „Der hat mehr Tiefgang“, sagt der Fachmann. Außerdem ist er beständiger und bleicht nicht so schnell aus. Bei den Fassungen hat sich der Goldschmiedemeister für geradlinige Formen entschieden. Schon allein deshalb, weil sie sich fester an die fertige Krone schmiegen und sich so weniger Spielraum für eindringende Feuchtigkeit ergibt. Vom passgenauen Anfertigen der Fassungen und exaktem Einarbeiten der Steine über das Anbringen des dekorativen Schmucks bis hin zum Polieren werden sämtliche Feinarbeiten im Hause Laufer erledigt. Was letztlich an Kosten zusammenkommt, will Inhaber Olrik Laufer nicht genau beziffern, „aber deutlich fünfstellig.“ Auch das Innenleben aus rotem Samt wird bei ihm in Eigenregie gefertigt und eingenäht. „Unsere Mitarbeiterin Michaela Hagestein ist gelernte Schneiderin“, erklärt Laufer. Bis sie letzte Hand anlegen kann, sind noch vielfältige handwerkliche Arbeitsschritte notwendig, die Frank Ricken und Isabell Marowsky nach allen Regeln der Goldschmiedekunst quasi nebenbei erledigen. „Immer, wenn wir mal etwas Luft haben, arbeiten wir an der Krone“, sagt der Goldschmiedemeister. Seit einem dreiviertel Jahr geht das so. Bis Ende März soll das Prachtstück fertig sein. Einen bis eineinhalb Tage benötigt er allein für eine Fassung. Damit die neue Krone sich nicht hinter dem Original verstecken muss, werden Edelsteine wie Turmaline, Rosenquarze und Citrine sowie gut 40 Bergkristalle eingeschliffen und äußerst sorgfältig in die Krone eingearbeitet. Viel Handarbeit ist dabei gefragt, die durchaus auch schon mal ganz schön knifflig sein kann. „Das aber ist gerade das Schöne an dieser besonderen Arbeit“, sagt Isabell Marowsky. Ihr Meisterstück hat die Goldschmiedegesellin zwar noch vor sich. Die Krönung ihrer beruflichen Laufbahn ist dieses königliche Meisterwerk aber schon jetzt. Übrigens: Die neue silberne Krone wird beim Freischießen öffentlich ihrer Bestimmung zugeführt. Juwelier Olrik Laufer wird sie im Rahmen des Ökumenischen Gottesdienstes am Donnerstag, 6. Juli, ab 17.30 Uhr in der St. Martinikirche an Stadtmajor Heinz Joachim Pecher überreichen, der sie anschließend in die Obhut des Mindener Museums übergibt. Goldschmiedemeister Frank Ricken verlässt sich bei der Fassung der Edelsteine lieber auf sein Gefühl. Replik braucht sich nicht zu verstecken Goldschmiedin Isabeill Marowsky bringt einen von über vierzig Bergkristallen in die Fassung. Letzte Feinarbeiten beim Fassen eines Turmalins. Das Original.
20170701.MT-FREI
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