Vorsicht, Orks! Selbstversuch in Mythodea

Sie sind hässlich, verschlagen und gefährlich: Die Orks verlassen die Unterwelt, um die fantastische Welt von Mythodea aufzumischen. MT-Foto: Archiv (Nadine Schwan)

Minden/Brokeloh (mt). Auf nach Mythodea! Der erste Rat, den mir Freunde mit auf den Weg nach Brokeloh gaben: „Frag nie-nie-niemals einen Ork nach dem Weg!“ Auf den Gedanken wäre ich vermutlich auch nicht gekommen. Die Ork-Regel heißt: Wenn es gut läuft, schickt er dich lediglich in die falsche Richtung. Wenn es schlecht läuft, könntest Du als sein Frühstück enden. Vermutlich ist es besser, farbige Sandkörner zu streuen, um zum „Orden der Pilenya“ zurück zu finden. Dieser Orden hat mich freundlicherweise adoptiert, damit ich – als blutige Anfängerin – nicht allein und planlos übers Feld stolpern muss. Denn die Wiesen und Felder sind weitläufig in Brokeloh, das Gelände etwas unübersichtlich.

Beim Kampf um einen geheimnisvollen Kontinent erleben Elben, Orks, Ritter und Untote vom 2. bis 6. August spannende Abenteuer. Rund 8000 Teilnehmer werden wieder erwartet, darunter viele Leute mit Heimvorteil (wie die vom Orden der Pilenya), aber auch Mitspieler aus dem Ausland. Mehr als 120 Tonnen Kulissen und mittelalterliches Equipment hat der Veranstalter Live Adventure Event auf dem Rittergut aufgebaut. Seinen Angaben zufolge ist das Conquest weltweit das größte interaktive Festival dieser Art.

Finstere Gesellen kämpfen gegeneinander, Geschrei schallt durch den Wald: Die Teilnehmer müssen Rätsel lösen und das Schicksal des Kontinents Mythodea in die eine oder andere Richtung lenken. Die Geschichte läuft schon seit 2003.

Dieses Feuerwesen gehört vermutlich zu den Guten. Oder ist das Lächeln Tarnung? Foto: pr

Noch fehlen mir Hintergrundinformationen zur Spielwelt, zu den beteiligten Fraktionen und wichtigen Personen. Über meine Gruppe habe ich gelesen: Wir sind im Lager der Freyenmark, der freien Söldner, der Ungebundenen und der auf Mythodea Heimatlosen. Uns eint der Wunsch nach freiem Denken und Handeln. Darüber hinaus „beuge ich mein Haupt nicht vor Archonten und Nyamen“, entnehme ich der Beschreibung Unser Dorf soll mittlerweile mehr als hundert Einwohner haben und es zählt zu den Schönsten der ganzen Freyenmark. Klingt doch gut. .

Aber ein paar praktische Tipps wären noch hilfreich. Weil die Veranstalter um die häufigsten Fragen wissen, haben sie diese auf ihre Homepage (www.live-adventure.de) gestellt. Zunächst braucht man einen Schlafplatz. „Das Zelt muss zum Setting passen“, heißt es auf der Homepage. Soll heißen: Silberglänzende Iglu-Zelte zum Beispiel sind nicht gern gesehen. Wer nichts anderes hat, sollte das Zelt mit Tüchern oder Stoffen abdecken, um es zu tarnen. Solche Zelte stehen meist in zweiter Reihe, um das Ambiente nicht zu stören. Der ans Mittelalter angelehnte Look soll so authentisch wie möglich sein. Das heißt auch: Kein Strom, keine Kabel, keine Armbanduhren, keine Handys.

Dann muss die richtige Gewandung her, also ein Kostüm, um die Figur darzustellen, die man spielen möchte. Dazu kommt die Ausrüstung: Eine echte Gewandung besteht aus mehr als nur Stoff. Gürtel, Taschen, Schwert, Schild, Rüstung, Werkzeug – was auch immer die Figur gerade benötigt. Würde die Figur in das Filmepos „Herr der Ringe“ passen, dann passt sie auch nach Brokeloh.

Mein Outfit ist vergleichsweise unauffällig, passt aber zu meinem Charakter im Rollenspiel. Ich werde Anfang August die „Gehilfin der Standartenträgerin im Orden der Pilenya“ darstellen. Meine ursprünglichen Pläne, als verwegene Sklavenhändlerin aufzutreten, haben sich wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft der potenziellen Sklavendarsteller zerschlagen (vgl. „Übrigens: Keine Sklaven, nirgends“).

Wie dem auch sei: Ich kann mich auch von der Assistentin unterm Banner hochdienen. Vielleicht darf ich im Jahr 2040 dann schon richtig wichtig und gefährlich sein. Die Idee einer Halb-Katzen-Dämonen-Göttin gefällt mir ausnehmend gut.

Anfänger sollten auf der Hut sein, wenn sie nicht Futter der Orks werden wollen. MT-Foto: Alex Lehn

Jedenfalls ist das aktuelle Kleid bodenlang und aus grünem Leinen. Eine ziemlich gute Wahl, denn Grün ist in den Wäldern die perfekte Tarnfarbe, falls es mal wirklich eng wird für mich. Ansonsten will ich den Leuten meines Ordens nicht oft von der Seite weichen. Was jeder Tolkien-Fan weiß: Frodo hat den Ring der Macht seinerzeit auch nicht alleine nach Mordor getragen. Hätte ohne die Gefährten auch nicht funktioniert.

Wer Orks verprügelt, muss zwischendurch natürlich auch etwas essen. Entweder bringt man einen kleinen Grill mit, versorgt sich selbst mit haltbaren Lebensmitteln (Brot, Käse, Dauerwurst) oder kauft sein Essen vor Ort bei den Verpflegungs-Ständen im Banner des Trosses. So gibt es auf dem idyllischen Rittergut Brokeloh an fünf Tagen richtig Action – und das auch nachts. Vorteil des Standorts: Weit und breit ist niemand, der sich daran stören könnte. Die so genannte „spielberuhigte Zeit“ dauert jede Nacht von 3 bis 8 Uhr morgens. Das große Gelände ist den Fantasy-Rollenspielern vorbehalten. Zivile Besucher können den Mittelalter-Markt besuchen.

Conquest of Mythodea, 2. bis 6. August, Rittergut Brokeloh

Lesen Sie dazu auch die Glosse von Anja Peper: Übrigens: Keine Sklaven, nirgends

Von Anja Peper

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