Von Leistungsschutz und Pressefreiheit bis zu künstlicher Intelligenz in der Redaktion: BDZV-Chefredakteurskonferenz

Mehr als 50 Teilnehmer folgten auf der BDZV-Chefredateurskonferenz in Berlin den Gesprächsrunden und Vorträgen und diskutierten auch selber intensiv mit. Fotos: BDZV

„Journalismus muss weiter eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Dr. Mathias Döpfner, zum Auftakt der Konferenz der Chefredakteure. Dazu hatte der BDZV wieder nach Berlin eingeladen.

Döpfner betonte, dass Journalismus diese gesellschaftliche Rolle aber nur mit funktionierenden Geschäftsmodellen im Digitalen ausfüllen könne. Sein Verhältnis zu globalen Playern wie Google und Facebook bezeichnete der BDZV-Präsident vor diesem Hintergrund als „gespalten“: Beide böten große Chancen bei der Generierung von Traffic und der Herstellung von Reichweite. Zugleich dürfe man nicht verkennen, dass diese Plattformen „einen ganz konkreten Zweck verfolgen, nämlich unsere Reichweite zu monetarisieren, ohne dass sie einen einzigen Inhalt selbst geschaffen haben“.

Der BDZV-Präsident wies in der Debatte mit den rund 60 Teilnehmern der Konferenz darauf hin, dass das deutsche Verlegerrecht durch Google aufgrund seiner Marktmacht faktisch ausgehebelt worden sei. „Wir profitieren nicht von dem Traffic, den Google uns verschafft“, sagte Döpfner, „wir sind komplett davon abhängig.“ Nur deshalb hätten sich die meisten Verlage den Forderungen des Suchmaschinenanbieters vorerst unterworfen. Er erwarte jedoch, dass das geplante Verlegerrecht auf EU-Ebene für die Verlage einen besseren Hebel ermöglichen werde.

Eingangs der von Peter Stefan Herbst (Saarbrücker Zeitung” und Bascha Mika (Frankfurter Rundschau) moderierten Gesprächsrunde hatte Döpfner über die Haftbedingungen des schon seit mehr als drei Monaten in der Türkei inhaftierten “Welt”-Korrespondenten Deniz Yücel berichtet und an die anwesenden Kollegen appelliert, in ihrer Unterstützung nicht nachzulassen.

Fokus-Themen der Konferenz waren der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Redaktion sowie Kooperations- und Kollaborationsstrategien verschiedener Verlage, hier am Beispiel der Berliner Zentralredaktion der Funke-Mediengruppe sowie des gemeinsamen Desks der benachbarten Verlage “Westdeutsche Zeitung” (Düsseldorf) und “Aachener Zeitung/Nachrichen. Außerdem ging es um neue Strategien bei der digitalen Produktentwicklung am Beispiel des von der “Nordseezeitung” (Bremerhaven) betriebenen Dienstes “Nord24” und das Schweizer Pendlermedium “20 Minuten”.

Roboterjournalismus und Künstliche Intelligenz (KI) waren die Buzzwords beim Vortrag „Die Bots sind da“. Marc Del Din, Geschäftsführer NWZ Digital, und Lars Reckermann, Chefredakteur „Nordwestzeitung“ (beide Oldenburg), berichten, wie sich aus Daten automatisch Texte  generieren lassen und wo solche Werkzeuge in der Redaktion sinnvoll einzusetzen sind, um die eigenen journalistischen Ressourcen sinnvoller nutzen zu können – etwa für lokalisierte Wetterberichte, Sportberichterstattung oder Veranstaltungsankündigungen. Saim Alkan, CEO des Stuttgarter Start-Ups AX semantics, hat mit seinem Team die Codes dazu entwickelt und berichtete über deren weltweiten Einsatz ebenso wie über die weiteren Perspektiven.

Quellen: BDZV / Christoph Pepper

 

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