“Ideal ist natürlich die völlig fehlerlose Zeitung” – aber leider ein unrealistisches

Leserschreiben, datiert vom 6.4.2016, eingegangen mit einem großen Paket von handschriftlich ,markierten Zeitungsausschnitten. Repro: MT

Leserschreiben, datiert vom 6.4.2016, eingegangen mit einem großen Paket von handschriftlich ,markierten Zeitungsausschnitten. Repro: MT

Minden, 26.4.2016

Sehr geehrter Herr Lesername,

haben Sie vielen Dank für Ihr freundliches Schreiben. Bitte sehen Sie mir nach, dass in der Beantwortung ein gewisser Zeitverzug eingetreten ist.

Ich freue mich sehr, dass Sie sich so intensiv mit Ihrem Mindener Tageblatt auseinandersetzen. Einige der mir zugesandten Ausschnitte bezogen sich allerdings auch auf andere Produkte unseres Verlages wie den „Weserspucker“. Ich habe mir erlaubt, das an die zuständigen Stellen weiterzuleiten. Auch zur Frage der Paginierung von Anzeigen- und Kollektivseiten im MT kann ich Ihnen keine Antwort geben, da dies ebenfalls nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fällt. Ich nehme aber an, dass unser Verlagsleiter diesbezüglich  von sich hören lassen wird.

Die das MT betreffenden Ausschnitte konnte ich in zwei Gruppen einteilen: Rechtschreib-, Flüchtigkeits- und Redigierfehler sowie die von Ihnen monierte Schreibweise der Ergebnisnennungen von Schießwettbewerben. Fangen wir mit Letzterem an:

Der Duden ist hier eindeutig (Duden-Regeln 390 und 391 zu Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen). Der Plural wird verwendet, wenn die entsprechenden Dinge einzeln gezählt werden, z. B. drei Gläser Wein trinken. Ist die Gesamtzahl gemeint, ist Singular zu verwenden. Wir bezahlen nicht für etwas 10 Euros oder Dollars, sondern 10 Euro oder Dollar oder Pfund. Bei Ringzahlergebnissen gilt das analog. Dass wir trotzdem die – nach dieser Sichtweise falsche, nach Ihrer Sichtweise richtige – Schreibweise der Südnienburger Schützen haben durchgehen lassen, ist dann allerdings tatsächlich ein Fehler der Redaktion gewesen.

Womit wir bei dem allgemeinen Thema „Fehler in der Zeitung“ wären. Ich darf Ihnen, sehr geehrter Herr Lesername, eindringlich versichern, dass wir uns große Mühe damit geben, die Fehlerzahl auf ein Mindestmaß zu beschränken. Ideal ist natürlich die völlig fehlerlose Zeitung – aber das wird sich mit der für ein unter hohem Termindruck tagesaktuell produziertes Objekt verbundenen Arbeitsweise wohl niemals völlig verwirklichen lassen. Hier arbeiten Menschen (wie gesagt, oft unter hohem Druck) und da passieren Fehler – übrigens aufgrund der heutigen schulischen und universitären Ausbildungsstandards in der Rechtschreibung bei jüngeren Kollegen auch häufiger als in der Regel bei den Älteren. Diesen Fehlern rücken wir

a) mit der obligatorischen computergesteuerten Rechtschreibprüfung durch den Autor,

b) dem anschließenden Vieraugenprinzip in der Redaktion,

c) einem externen Lektorat für jede fertig produzierte Seite und

d) einer Schlusskontrolle in der Medienproduktion auf sensible Bereiche wie Überschriften, Unter-, Zwischen-, Bild- und Zitatzeilen vor der endgültigen Druckfreigabe zu Leibe.

Mit diesem Qualitätssicherungs-Raster ist es uns tatsächlich gelungen, die Fehlerzahl deutlich zu reduzieren. Völlig ausmerzen aber können wir die Fehler damit nicht – das muss man realistischerweise einräumen. Glauben Sie mir: Über jeden einzelnen, der in der Zeitung steht, ärgern sich Redaktion und Verlag mindestens genauso wie diejenigen Leserinnen und Leser, die sie entdecken.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen unsere Problematik ein wenig verdeutlichen. Gern zeigen wir Ihnen einmal die Abläufe in der Redaktion, wenn Sie das interessieren sollte. Bleiben Sie uns als kritischer Leser gewogen – wir freuen uns über jeden Hinweis, wie wir unsere, wie wir finden: gute, Zeitung  besser machen können.

Herzliche Grüße aus Minden

Ihr Christoph Pepper, Chefredakteur

 

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