Keine wirtschaftliche Perspektive: “Vlothoer Anzeiger” wird eingestellt

Der Verlag J.C.C. Bruns stellt seine in Vlotho und Kalletal erscheinende kostenlose Wochenzeitung „Vlothoer Anzeiger“ (VA) ein.

Die Titelseite des heute letztmalig erschienenen Vlothoer Anzeigers. Repro: MT

Die Titelseite des heute letztmalig erschienenen Vlothoer Anzeigers. Repro: MT

Heute erscheint die letzte Ausgabe des zuletzt in einer Auflage von rund 15 000 Exemplaren hergestellten Titels, teilt Verleger Sven Thomas in einem persönlichen Beitrag auf der Titelseite des VA mit. Trotz in Leser- und Kundschaft stets anerkannter hoher redaktioneller Qualität und vielfältiger Verlagsanstrengungen habe das publizistische Engagement im Nachbarkreis nie eine wirtschaftliche Perspektive entwickeln können, begründete Thomas den Schritt.

Anfang 2004 hatte J.C.C. Bruns, unter anderem Verlagshaus des „Mindener Tageblatts“, den VA als zweimal wöchentlich mittags erscheinendes Lokalblatt vom zur Ippen-Gruppe gehörenden „Westfälischen Anzeiger“ (Hamm) übernommen. Im selben Jahr noch wurde es bei personellem Ausbau der Redaktion auf tägliches Erscheinen umgestellt, hatte damit aber auch wegen der spezifischen (Preis-)Wettbewerbssituation im örtlichen Markt keinen Erfolg: Zuletzt lag die abonnierte Auflage bei rund 1500 Exemplaren.

Im Juni 2012 war der VA schließlich in ein an alle Haushalte in Vlotho und Kalletal zugestelltes, kostenloses gedrucktes Wochenblatt mit täglich aktualisiertem Internetangebot umgewandelt worden. Doch auch die damit für Werbekunden deutlich verbreiterte Basis erwies sich nicht als wirtschaftlich tragfähig, sodass der Verlag jetzt die Einstellung beschloss. Arbeitsplätze gehen nicht verloren: Die ursprünglich in Redaktion und Verlag des VA beschäftigten Mitarbeiter werden künftig mit anderen Aufgaben im Mindener Zeitungshaus betraut.

Die Redaktion verabschiedet sich von ihren Leserinnen und Lesern mit einem ganzseitigen Rückblick auf 108 Jahre wechselvoller VA-Geschichte, in der das Blatt in immer wieder neuen Eigentumsverhältnissen, unter immer wieder anderen Namen und in immer wieder anderer Erscheinungsform um eine dauerhaft gesicherte wirtschaftliche und publizistische Existenz kämpfte. Auf einer weiteren Seite nehmen die Redakteurinnen und Redakteure persönlich Abschied, indem sie auf ihre jeweilige Tätigkeit in Vlotho zurückblicken.

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