Daily Archives: 29. Dezember 2016

Warum eine Lokalzeitung auch über Kanarienvogelzüchter berichtet

Den Bericht über Kanrienvogelzüchter Hans Harting (links in der Print-Ansicht) fand Leser S. aus Minden empörend. Rechts "BossuBelge"-Kanarien in Ruhestellung. Fotos: MT/Lyrath

Frankenstein-Vögel? Den Bericht über Kanarienvogelzüchter Hans Harting (links in der Print-Ansicht) fand Leser S. aus Minden empörend. Rechts zwei der im Artikel beschriebenen “BossuBelge”-Kanarien in Ruhestellung. Fotos: MT/Lyrath

Von: lesername@mailadresse
Gesendet: Mittwoch, 28. Dezember 2016 12:31
An: Redaktion Lokales
Betreff: Kanarienvogelzüchter!!!!!

An den Chefredakteur/in-Geschäftsleitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Artikel vom „Weltmeister der Kanarien-Züchter“ empört mich zutiefst. Wie krank muss man sein um solch einen Frankenstein-Vogel zu züchten. Ist das Gleiche wie die perversen Hundezüchter, die todkranke Hund züchten. Und wie gedankenlos sind solche Schreiber. Das Sie das als „Top“ einstufen und noch eine ganze Seite dazu bringen ist mit zuwider. Ich werde bei Wiederholung derartiger Entgleisungen kündigen.

Mit freundlichen Grüßen

Lesername

ANTWORT DER CHEFREDAKTION

Von: christoph.pepper@mt.de
Gesendet: Mittwoch, 28. Dezember 2016 17:33
An: Lesername, Mailadresse
Betreff: Re: Kanarienvogelzüchter!!!!!

Sehr geehrter Herr Lesername,

danke für Ihre eindeutige Meinungsäußerung, die wir auch gern als Leserbrief veröffentlichen werden.

In der Tat kann man Tierzucht in den von Ihnen genannten Formen geschmacklos und abstoßend finden. Mir sind in diesem speziellen Fall allerdings weder Proteste von Tierschutzorganisationen bekannt noch politische oder sonstige Bemühungen, die – ja zum Beispiel Qualzuchten ausdrücklich verbietenden – Tierschutzgesetze in diesem Bereich auszuweiten. Wir müssen also zur Kenntnis nehmen, dass die Kanarienvogelzucht (die es übrigens seit Mitte des 16.Jahrhunderts gibt) im westeuropäischen Kulturkreis nach wie vor zu den gesellschaftlich akzeptierten und rechtlich regulierten Formen der Freizeitbeschäftigung zählt, der auch in Deutschland Tausende von Menschen in organisierter Form nachgehen.

Damit gehören sie auch zum Themenkreis einer Lokalzeitung, die sich mit den Menschen ihrer Region beschäftigt. Und über Positurkanarien-Züchter  ebenso berichtet wie sie über die Gründung und die Aktivitäten einer Bürgerinitiative berichten würde, die sich die Bekämpfung dieses Verhaltens auf die Fahne schriebe. Dass nicht immer alle unsere Themen allen Leserinnen und Lesern schmecken, ist uns bei unserer Arbeit bewusst. Vermeiden können wir es nicht, wenn wir die gesellschaftliche Realität in unserem Berichterstattungsgebiet abbilden wollen – und das ist unser Anspruch. Gern werden wir aber bei künftiger, ähnlich gelagerter Berichterstattung über Kanarienzüchter auch mal um Stellungnahmen bezüglich kritischer Positionen wie der Ihren bitten.

Mit freundlichen Grüßen

MINDENER TAGEBLATT / MT.de

Christoph Pepper, Chefredakteur

PS: Im Anhang schicke ich Ihnen ein Foto von einem BossuBelge-Kanarienvogel in Ruhestellung (also nicht in Positur), das mir unser Mitarbeiter auf Wunsch zur Verfügung gestellt hat.