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Aufmerksame MT-Zeitungsbotin hilft Polizei, drei Autoknacker zu schnappen

Zeitungsbotin unterwegs (nachgestellte Szene). Foto: Alex Lehn

Zeitungsbotin unterwegs (nachgestellte Szene). Foto: Alex Lehn

Es ist Dienstagmorgen, 4.15 Uhr, alle Welt schläft, nur MT-Zeitungsbotin Irene Berger (Name von der Redaktion geändert) ist auf Tour. Heute vertritt sie ihren Mann und teilt Zeitungen im Bezirk Viktoriastraße/Sedanstraße, Bachstraße/Dankersenstraße aus. Dann bemerkt sie, sie ist nicht allein:

„Ich habe gerade meine Karre bepackt, als ein Mann an mir vorbei lief“, erzählt Irene Berger, die schon seit etwa fünf Jahren Zeitungen austrägt. Dann schlägt plötzlich ein Hund an. Schon das macht Berger stutzig. Normalerweise bellt das Tier bei ihr nicht. Auf ihrer Tour fallen ihr dann immer wieder drei Männer auf. Als diese sie bemerken, sagen sie laut in ihre Richtung: „Komm wir gehen nach McDonalds!“

„Erst habe ich gedacht, dass die Männer nur Randale machen wollen“, sagt Berger. Aber dann hört sie einen zweiten Hund und kurze Zeit später eine Autoalarmanlage und sieht, wie sich die drei Unbekannten von dem Wagen entfernen. „Ich habe mich sofort hinter einer Hecke versteckt und die Polizei gerufen. Dann habe ich die Männer nicht mehr aus den Augen gelassen“, sagt die Zeitungsbotin.

Dabei sei sie ruhig und im Hintergrund geblieben. „Man weiß ja nie, was die Männer so vorhaben.“ Trotzdem: Angst habe sie nicht gehabt. „Ich habe früher Judo und Karate gemacht, sonst hätte ich mich nachts nicht alleine auf die Straße getraut. Alleine das Gefühl sich wehren zu können, gibt mir Sicherheit“, sagt die 59-Jährige. MT-Vertriebsleiter Oliver Geissler weiß, dass speziell weibliche Zusteller ein Gefühl von Sicherheit brauchen. „Wir stellen den Zustellern eine große Palette an Hilfsmitteln zur Verfügung. Neben Spikes für den Winter, Taschenlampen und Cappies mit Lampen, bieten wir den Mitarbeitern auch Pfefferspray an.“

Dabei sei eine direkte Konfrontation absolut nicht notwendig, sondern eventuell sogar ein Nachteil, sagt Ralf Steinmeyer, Pressesprecher der Polizei. „Wenn man die Personen direkt anspricht, flüchten sie oft. Daher ist es besser, den Notruf zu wählen und die Verdächtigen nicht aus dem Blick zu lassen.“ Der größte Fehler sei Desinteresse, erklärt Steinmeyer. „Man sollte sich nicht sagen, was geht mich das an. Wenn jemand das Gefühl hat, dass etwas merkwürdig ist, sollte man den Notruf wählen.“ Frei nach dem Motto: Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. „Das ist eine Gefühlssache und meistens liegen die Leute da richtig.“

Auch Irene Berger liegt mit ihrem Gespür richtig. Die alarmierte Polizei rückt mit drei Streifenwagen aus und kann die Verdächtigen im Alter von 21 und 22 Jahren an der Ecke Bachstraße/Kleine Dombrede festnehmen. Zwei 21-Jährige sind der Polizei wegen Diebstahl und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz bekannt.

Auf dem angrenzenden Spielplatz entdecken die Beamten ein Navigationsgerät im Gras und zwei Brieftaschen, einen Pkw-Zulassungsschein sowie einen Fahrzeugschlüssel im Busch. Es stellt sich heraus, dass sich die Männer an einem geparkten VW Polo im Alsenweg und an einem VW Golf an der Feldstraße zu schaffen gemacht hatten. Bei einem der Männer wurde ein vermutlich gestohlenes Feuerzeug mit einem Stoffbezug gefunden, auf dem ein Indianerkopf samt Federschmuck sowie der Schriftzug „Piel Roja“ gedruckt sind. Die Polizei bittet den Besitzer sich unter Telefon (05 71) 88 660 zu melden

Irene Berger lässt sich von diesem Vorfall nicht abschrecken. Sie möchte weiterhin Zeitungen austragen und dabei die Augen offen halten. Man weiß ja nie.

Von Annabell Biallas, Volontärin Online-Redaktion